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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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mit noch mehr antikem Zeug. In McDermotts Familie ist seine Frau die Innenarchitektin gewesen. Alles, was er je gefordert hat, ist eine bequeme Couch.
    Dankend lehnt er eine Erfrischung ab, und die Frau entfernt sich, nachdem sie ihn auf irgendeinem unbequemen Möbel hat Platz nehmen lassen, mit Blick auf ein kleines Piano. Sie hatten immer davon geträumt, dass Grace ein Instrument spielen lernt, und dabei auch über Klavierstunden gesprochen. Er wird sich in nächster Zeit darum kümmern und irgendwo ein gebrauchtes Klavier auftreiben müssen.
    Und Geld, um es zu bezahlen
    »Detective.«
    McDermott erhebt sich. Natalia Lake ist schlank und sportlich und trägt einen ärmellosen Rollkragenpullover. Ihr graues Haar ist streng nach hinten gebunden, ihre Haut gebräunt und straff, auf eine künstliche Art. Ihre Augenlider jedoch sind noch eine ganze Schattierung dunkler.
    »Verzeihen Sie, dass ich noch ein wenig derangiert bin«, sagt sie. »Bei Nachtflügen schlafe ich nicht allzu gut, und wir sind erst vor zwei Stunden gelandet. Ich hatte kaum Zeit für ein Bad.«
    »Kein Problem«, sagt er. »Wie war der Flug?«
    »Turbulent.«
    »Welche Fluglinie?«
    Sie blinzelt. »Fluglinie?«
    »Oh.« Klar. Sie besitzt natürlich einen Privatjet.
    »Es tut mir leid, dass ich erst jetzt zur Verfügung stehe«, sagt sie. »Ich habe meinen Aufenthalt abgekürzt.«
    McDermott kratzt sich an der Nase. »Ja, ich weiß das zu schätzen. Italien, richtig?«
    Sie lässt sich auf einer Couch gegenüber McDermott nieder. »Ich habe Freunde in der Toskana, die darauf bestehen, dass ich jeden Sommer zumindest ein paar Wochen bei ihnen verbringe.«
    »Aber absolut.« McDermott greift in einen der Aktenorder und zieht das Foto von Harland Bentley und dem Mann im Hintergrund heraus, dessen Namen er inzwischen kennt.
    »Mrs. Lake, kennen Sie den Mann im Hintergrund?«
    »Bitte, nennen Sie mich Nat. Oh.« Sie zuckt zurück, Grund dafür ist offensichtlich der Anblick ihres Ehemanns. »Im Hintergrund?« Sie setzt ihre Lesebrille auf und wirft einen zweiten Blick darauf. »Ach … ist das Leo? Das ist eine alte Fotografie.« Sie sieht McDermott an. »Leo – Leo Koslenko«, sagt sie.
    »Wissen Sie, wo er sich zurzeit befindet, Mrs. Lake?«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin Leo schon seit Jahren nicht mehr begegnet. Ich glaube, nicht mehr seit – seit Cassies Tod.«
    »Haben Sie mal mit ihm gesprochen?«
    Sie starrt ihn an. »O nein«, flüstert sie. »Hat Leo etwas verbrochen?«
    McDermott atmet tief durch und winkt ab. »Ich brauche bloß ein paar Hintergrundinformationen«, sagt er. »Wer ist Leo Koslenko?«
    »Damals in der Sowjetunion stand Leos Familie der unseren sehr nahe. Leo hatte Schwierigkeiten, und seine Familie dachte, hier, in den Staaten, wäre er besser aufgehoben.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Sie schüttelt ratlos den Kopf. »Disziplinarischer Art, denke ich. Ich weiß es nicht. Seine Familie hat angefragt, ob ich ihn zu mir nehmen würde, und das tat ich.«
    »Wann war das?«
    Laut Koslenkos Akte war er 1986 nach Amerika emigriert. Aber McDermott will Mrs. Lakes Antwort hören.
    »Mitte der Achtziger«, erwidert sie. »Während der Reagan-Ära.«
    Er nickt. »Und er hat dann bei Ihnen gelebt?« »Ja.« Sie schlägt die Beine übereinander. »Er hat für uns gearbeitet. Sein Wohnquartier war übrigens hier. Das war ja ursprünglich das Haus meiner Schwester Mia. Ich lebte auf der anderen Seite der Stadt.«
    »Wo Mr. Bentley immer noch wohnt.«
    Sie lächelt schwach. »Wir sind beide zu starrköpfig, um auszuziehen.«
    »Leo, wie Sie ihn nennen – Leo wohnte hier?«
    »Ja. Im alten Kutschenhaus.« Ihre Augen fixieren McDermott. Vermutlich hat sie schon viele Menschen auf diese Art gemustert und ist dabei in den seltensten Fällen zu einem erfreulichen Ergebnis gekommen. »Muss ich davon ausgehen, dass Leo unter Verdacht steht? Am Telefon haben Sie etwas von einem Mord erwähnt.«
    »Nicht nur ein Mord.«
    »Nicht nur – o mein Gott.« Sie berührt ihr Gesicht. Ihre Hand zittert. »Leo war so ein lieber Junge, aber – er war in Therapie. Ich dachte immer, er macht sich ganz gut.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen oder mit ihm gesprochen?«
    »Das muss schon eine ganze Zeit her sein.« Sie senkt den Blick. »Cassie … Cassie starb im Juni 1989. Unmittelbar danach habe ich Harland verlassen. Es war – nun ja, es war alles ziemlich chaotisch damals, um es gelinde auszudrücken.«

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