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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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weiter?«
    »Ich werde den Commander informieren«, erklärt McDermott, »und dann Harland Bentleys Ex-Frau besuchen.«
     
    Ich treffe Gwendolyn Lake in dem Diner gegenüber von meinem Büro. Sie hockt in einer Nische, die Hände um eine Tasse Kaffee gelegt.
    »Ich bin nicht gerne hier«, sagt sie und schüttelt langsam den Kopf. »Es ist kein gutes Gefühl.«
    Wie ein Alkoholiker, der nach langer Trockenphase wieder eine Bar betritt, soll das vermutlich heißen. In dieser Stadt hat sie gelebt, als sie auf ihrem Selbstzerstörungstrip war. Heute passt sie schon rein optisch nicht mehr hierher, zumindest nicht ins Banken- und Geschäftsviertel, in ihrem weiten blauen T-Shirt, den Shorts und den Sandalen. Ihr Haar fällt wie schon beim letzten Mal ungebändigt über ihre Schultern. Ihre strahlenden grünen Augen spähen mich traurig durch die Brille an.
    »Ich hab so lange gebraucht, diesen ganzen Schmutz hinter mir zu lassen. Verstehen Sie?«
    Ich bestelle bei der Kellnerin einen Kaffee, den Energieschub kann ich dringend brauchen. »Ich bin nicht Ihr Psychiater, Gwendolyn.«
    Sie lächelt und wird rot. Dann holt sie tief Luft. »Gestern habe ich behauptet, ich würde Frank Albany nicht kennen. Das stimmt nicht.«
    Das hatte ich bereits vermutet, als sie sich während unseres Gesprächs verplapperte und ihn Frank nannte. Also, ein Punkt für sie.
    »War echt ein merkwürdiger Kerl.« Sie beißt sich auf die Lippen. »Er hat sich mit College-Mädchen rumgetrieben. Mädchen aus seinem Seminar.«
    »Erzählen Sie mir davon.«
    »Mit absoluter Sicherheit kann ich es nicht sagen, aber ich glaube – ich denke, dass die beiden …«
    Ich nehme einen Schluck Kaffee und verbrenne mir den Mund.
    »Professor Albany und Cassie hatten eine Affäre, ist es das, was Sie mir sagen wollen?«
    »Ich nehme es an, ja.« Sie blickt zu mir auf. »Und Ellie glaubte das auch.« Sie studiert meine Reaktion, bevor sie fortfährt. »Aber ich dachte, wenn jemand das weiß, dann Sie.«
    »Und woher, zum Teufel, hätte ich das wissen sollen?«, frage ich verärgert. »Ellie war tot, Sie waren verschwunden, und Professor Albany hatte absolut kein Interesse, es an die große Glocke zu hängen.«
    Gwendolyn streicht mit ihren Händen über die Kaffeetasse, als würde sie töpfern.
    »Okay.« Ich beruhige mich wieder. Es wäre schade, wenn sie sich wieder in ihr Schweigen zurückzieht. »Was noch, Gwendolyn?«
    Sie kann ihre nervösen Hände nicht stillhalten. »Ellie hat mir gesagt, Cassie wäre schwanger.«
    Ich schließe die Augen. Der Verdacht hat sich also bestätigt. Der Anwalt in mir denkt an die gerichtliche Verwertbarkeit dieser Aussage, an die Hörensagen-Regelung. Cassie erzählte es Ellie, die es Gwendolyn weitererzählte. »Wann?«, frage ich.
    Sie zuckt mit den Achseln, starrt weiter auf den Tisch. »Irgendwann während des Semesters, mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Jedenfalls war es warm. Im Mai oder Juni.«
    »Die Morde wurden Mitte Juni verübt«, erinnere ich sie. »Können Sie es dazu in Beziehung setzen?«
    »Nein.« Sie blickt zu mir auf. »Ich kann mich nicht mal erinnern, wann ich weg bin.«
    »Versuchen Sie es.«
    Ich muss daran denken, was mir Pete Storino mitgeteilt hat. Gwendolyn verließ die Staaten am Mittwoch, 21. Juni 1989. Nur wenige Tage, bevor Cassie ermordet wurde.
    »Mr. Riley.« Ihre Hände formen ein Rechteck auf dem Tisch. »Menschen messen die Zeit nach Wochentagen, wenn sie arbeiten. Sie unterteilen sie in Semester oder Trimester, wenn sie studieren. Ich habe meine Zeit nicht auf diese Art gemessen. Ich habe weder gearbeitet, noch habe ich studiert. Für mich war jeder Tag ein Ferientag, weil …«
    »Gwendolyn, können Sie mir helfen oder nicht?«
    »Juni, glaube ich«, erklärt sie überraschenderweise. »Ich habe ständig darüber nachgedacht, seit Sie mich gestern danach gefragt haben. Wahrscheinlich bin ich irgendwann im Juni zurück nach Europa geflogen.«
    Okay, das kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Ich beschließe, ihr noch ein paar Testfragen zu stellen.
    »Erinnern Sie sich, wo Sie hinflogen, als Sie die Staaten verließen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich nehme an, an die Riviera. Ich besitze ein Haus in Cap Ferrat.«
    Okay. Storino meinte, sie sei in Saint Jean Cap Ferrat geboren.
    Vielleicht meint sie es doch ehrlich.
    »Also, irgendwann im Mai oder Juni hat Ellie Ihnen erzählt, Cassie sei schwanger.«
    Sie nickt. »Cassie hat es ihr eines Nachts erzählt und war dabei wohl ziemlich

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