In Gottes Namen
aufgeregt.«
»Was noch?«
»Sonst nichts. Das war alles.«
»Haben Sie Cassie darauf angesprochen?«
Sie schüttelt lächelnd den Kopf. »Cassie und ich waren nicht unbedingt, na ja, sie mochte meinen Lebensstil nicht. Ellie stand ich näher.«
»Sie vermuteten also, Cassie hatte eine Affäre mit Professor Albany und war schwanger. Aber mit Bestimmtheit können Sie das nicht sagen.«
Sie schaut mir in die Augen. »Glauben Sie, ich lüge?«
»Vermutlich können Sie mir auch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Albany der Vater des Kindes war.«
Sie denkt eine Weile darüber nach. »Nein, kann ich nicht.«
»Wer käme Ihrer Ansicht nach sonst noch dafür in Frage?«
Sie nippt an ihrem Kaffee, zieht ein Gesicht und schüttelt langsam den Kopf.
»Wie steht’s mit Brandon Mitchum?«, frage ich.
»Oh, nein. Brandon auf keinen Fall.«
»Wer dann, Gwendolyn? Spekulieren Sie einfach ein bisschen drauflos.«
Sie malt mit dem Finger Kreise auf die Tischplatte. Ihr liegt ein Name auf der Zunge. Ich spüre es.
»Da war dieser eine Typ«, setzt sie an. »Eigentlich ein ganz netter Kerl. Er hat damals bei ihnen im Haus gearbeitet. Wissen Sie, Nat hatte das eine Haus, und meine Mutter hatte ihres, auf der anderen Seite der Stadt. Ein paar Leute vom Personal wechselten zwischen den Häusern hin und her.« Sie seufzt. »Er hat Gartenarbeiten und Botengänge erledigt, und ich glaube, er war auch Fahrer. Ich hatte immer das Gefühl, dass er Cassie sehr mochte. Sie hätten sehen sollen, wie er sie angeschaut hat. Ich hab sie immer damit aufgezogen. Die meiste Zeit schien er ziemlich harmlos. Aber manchmal – konnte er auch ein wenig beängstigend sein.«
Am liebsten würde ich sie packen und schütteln, aber ich versuche, ruhig zu bleiben. Sie wirkt aufgewühlt, und ich ahne etwas jenseits dieser Erregung.
Angst.
»Leo«, sagt sie. »Sein Name war Leo.«
Aus meinem Jackett hole ich die Kopie der Aufnahme von Harland Bentley mit den Reportern und dem Mann mit der Narbe im Hintergrund. Derselbe Mann, der Brandon Mitchum angegriffen hat. Derselbe Mann, der vermutlich auch Fred Ciancio, Amalia Calderone und Evelyn Pendry auf dem Gewissen hat.
»O Gott.« Gwendolyn greift nach dem Foto und starrt mich dann an. »Das ist er.«
Leo späht durch die Glasschiebetür in Shelly Trotters Apartment auf den Parkplatz hinunter. Es ist kurz vor neun, die Leute sind in der Arbeit. Er hört Schritte ein Stockwerk tiefer, das Geräusch klappernder Absätze, als jemand durch die Tür tritt und die Treppe hinunterläuft. Einen Moment später fährt ein Auto davon, und Shelly Trotters Wagen bleibt allein auf dem Parkplatz zurück.
Leo entriegelt die Glastür, öffnet sie aber nicht. Er wirft noch einen raschen Blick ins Bad, auf Shelly Trotters Körper, dann verlässt er das Apartment und läuft die Treppe hinunter. Er marschiert zu seinem Wagen und lenkt ihn durch die Gasse auf den kleinen Parkplatz hinter dem Ziegelgebäude.
Bald werden wir wissen, auf wessen Seite Sie stehen, Mr. Riley.
41. Kapitel
»Ja, verdammt. Ich will, dass eine Fahndungsmeldung an alle Reviere rausgeht. Und sorg dafür, dass sein Bild und sein Name in sämtlichen Medien erscheinen. Presse, Fernsehen, Radio, Internet.« McDermott hämmert auf die Austaste seines Handys und starrt durch das Beifahrerfenster auf die Hausnummern der protzigen Villen. Als er die gesuchte entdeckt, steuert er auf das Stahltor zu. McDermott zeigt dem Mann an der Pforte seine Dienstmarke. »Mrs. Bentley erwartet mich.«
»Mrs. Lake«, berichtigt ihn der Mann, nimmt den Hörer und wählt. »Folgen Sie einfach dieser Straße, Detective.«
Wie die meisten Häuser von Megareichen liegt auch diese Villa irgendwo auf dem Grundstück verborgen. McDermott rollt an Fontänen und gepflegten Gärten vorbei, bis ihn die Straße in weitem Bogen zu einer Eingangstür des Gebäudes führt.
Niemand braucht so viel Geld. Dieses Gebäude hat doch tatsächlich drei Haupteingangstüren.
Eine ganz in Weiß gekleidete Frau wartet mit hinter dem Rücken verschränkten Armen unter dem Vordach zwischen zwei reich verzierten Säulen. Sie begrüßt ihn freundlich und scheint sich nicht sicher, wie sie mit den Akten verfahren soll, die er bei sich trägt. »Ich behalte Sie gern bei mir, danke«, teilt er ihr mit.
Die Eingangshalle entspricht dem, was er sich von einem solchen Palast erwartet hat, ein langer gewundener Treppenaufgang, Kronleuchter, antike Möbel. Seine Eskorte geleitet ihn in einen Salon
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