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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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abgewandt. »Harland hätte niemals gewollt, dass ich von seinen außerehelichen Aktivitäten erfahre.«
    McDermott wartet einen Moment, aber sie führt den Gedanken nicht weiter aus. »Wie haben Sie dann …«
    »Durch Cassie natürlich.«
    Er macht sich eine weitere Notiz. Langsam wird es interessant. Cassie wusste also eindeutig, dass Harland etwas mit Ellie hatte.
    »Ich brauche ein paar zeitliche Eckdaten, Mrs. Lake. Wann hat Cassie Ihnen von Mr. Bentley und Ellie erzählt? Wann genau lief diese Geschichte?«
    Natalia ist ans Fenster getreten, den Ellbogen in die Hand gestützt, die Zigarette qualmt unmittelbar vor ihrer Nase. »Sie wollen wissen«, fragt sie, »ob es kurz vor Cassies Tod war?«
    »Genau das will ich wissen.«
    »Ja. Es war in diesem Semester. In dem Monat bevor sie – bevor sie starb.« Sie wendet sich McDermott zu und spricht sehr kontrolliert, mit wütendem Unterton, zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Mit zu den letzten Dingen, die meine Tochter über ihren Vater erfuhr, gehörte, dass er eine intime Beziehung zu ihrer besten Freundin hatte. Begreifen Sie jetzt, warum ich nach ihrem Tod nicht mehr mit ihm zusammen sein konnte?« Ihre Augen funkeln, ihr Mund ist vor Wut verzerrt.
    McDermott kritzelt in seinen Block. Ein schmerzerfüllter Laut dringt aus Natalias Kehle. Verzweifelt lässt sie den Kopf sinken.
    »Ich möchte Sie ein paar Dinge über Cassie fragen, wenn ich darf«, sagt er.
    Natalia weint leise. McDermott muss an seine Tochter Grace denken, und wie tief der Schmerz eines Kindes die Eltern trifft.
    »Eine der Ermordeten hat Fragen über Cassie gestellt. Wir glauben, dass sie deshalb getötet wurde. Das ist der Grund, warum ich Sie damit belästigen muss.«
    Sie bringt immer noch kein Wort heraus, signalisiert ihm aber fortzufahren.
    »Hatten Cassies Ärzte ihre Praxen im Sherwood Executive Center? Das ist ein Gebäude in Sherwood Hights. In der …«
    »Ja«, antwortet sie mit heiserer Stimme und schwer atmend. »Ja, dort praktizierten ihre Ärzte. Warum?«
    Das Schwierige an dieser Art von Gesprächen ist, dass es keine echten Gespräche sind. Es ist nicht seine Aufgabe, zu antworten. »Ma’am, war Cassie schwanger?«
    Der letzte Rest von Haltung, den Natalia aufgeboten hat, bricht in sich zusammen.
    Sie begräbt ihr Gesicht in den Händen und beginnt hemmungslos zu schluchzen. McDermott, der den Blick abgewandt hat, fühlt sich wie ein Eindringling, aber sein Adrenalinspiegel steigt.
    »Ma’am?« Die Frau in Weiß erscheint auf der Türschwelle, auf den Zehenballen wippend. Natalia hebt eine Hand und schüttelt den Kopf, während sie mühsam um Fassung ringt. »Mir geht es gut, Martha, danke.« Die Frau verschwindet.
    »Es tut mir leid«, sagt Natalia.
    »Kein Ursache, Ma’am. Ich habe auch eine Tochter. Und ich würde auch nicht wollen, dass jemand in ihrem Privatleben herumschnüffelt. Aber, Mrs. Lake – damals ist etwas wirklich Merkwürdiges passiert. Jemand arrangierte einen Einbruch in das Gebäude. Dieser Mann ist inzwischen tot. Die Frau, die in dieser Sache recherchierte, ist ebenfalls tot. Und wir wissen aus Cassies Autopsiebericht, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes nicht schwanger war.«
    Im Raum herrscht Totenstille. Von draußen dringen Geräusche herein, vermutlich aus der Küche, das Klappern von Tellern und Töpfen, ein laufender Wasserhahn. Er beschließt, sie für den Augenblick nicht weiter zu bedrängen. Sie wird von alleine darauf zu sprechen kommen.
    Natalia atmet tief durch. »In Ordnung, Detective.« Sie nickt. »Einverstanden. Aber ich will, dass diese Information absolut vertraulich bleibt, solange Sie nicht gezwungen sind, sie zu verwenden.« Sie sieht ihn an. »Habe ich Ihr Ehrenwort?«
    »Natürlich. Als Polizist und als Vater, Mrs. Lake.«
    Er hasst es, Versprechen zu geben, die er nicht wird halten können.
    »Also gut.« Sie kämpft einen Moment mit sich, als kämen ihr im letzten Moment doch noch Zweifel. Aber sie hat McDermott bereits die Antwort auf seine Frage gegeben.
    »Ja«, sagt sie. »Cassie war schwanger in diesem Jahr. Und es trifft zu, dass sie es zum Zeitpunkt ihres Todes nicht mehr war. Sie hat diesen Eingriff über sich ergehen lassen«, fügt sie rasch hinzu, um einer möglichen Frage zuvorzukommen. »Aber ich habe erst davon erfahren, als alles vorüber war. Cassie hat mich erst hinterher eingeweiht. Sie wusste, dass ich versucht hätte, es ihr auszureden.«
    »Und wer …«
    »Ich habe keine Ahnung, wer der Vater war.

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