In Gottes Namen
hinteren Teil des Kellers zu, wo Burgos eine kleine Werkstatt eingerichtet hatte – eine Kreissäge, ein paar Werkzeuge, Sägeböcke. Der Boden war schmutzig und mit dunklen Flecken übersät. Wahrscheinlich Blutspuren, die Burgos versucht hatte, zu entfernen. Spurentechniker sammelten mit Pinzetten einzelne Haare ein und verstauten Gegenstände, die sie in der Nähe des Heimwerkerbereichs auflasen, in Beweisbeuteln. Vermutlich der Tatort.
Riley trat zur Werkbank und sog scharf den Atem ein. Hier lag ein gewöhnliches Küchenmesser mit einer etwa zehn Zentimeter langen Klinge, beschmiert mit Blut und irgendeiner anderen organischen Masse. Die ersten beiden Opfer, Elisha Danzinger und das noch nicht identifizierte Mädchen, mussten mit dieser Waffe verstümmelt worden sein. Neben dem Messer entdeckte er eine Handsäge. Das Sägeblatt war verklebt mit Blut, weiteren Körperflüssigkeiten und etwas, das nach Knochensplittern aussah. Mit diesem Werkzeug hatte Burgos die Gliedmaßen des vierten Opfers abgetrennt.
In einer Ecke stand eine alte gusseiserne Badewanne mit Füßen, die innen deutliche Korrosionsspuren aufwies. Riley war überzeugt, dass Burgos eines seiner Opfer hier mit Säure übergossen hatte. Auf der Waschmaschine direkt daneben entdeckte er eine Autobatterie und ein Glasröhrchen.
Das waren vier. Fehlten zwei.
Wie Riley bereits wusste, hatte die Polizei oben im Bad, im Ausguss der Wanne, Haare gefunden; vermutlich war dort eines der Opfer ertränkt worden war. Und in der Garage waren sie auf eine einzelne Patronenhülse und eine.32 Kaliber Pistole gestoßen – mit großer Wahrscheinlichkeit die Waffe, mit der man Cassie Bentley durch den Gaumen geschossen hatte, bevor oder nachdem sie von Schlägen bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden war.
Das deckte alle sechs ab. Der Kerl hatte sich wenig Mühe gemacht – besser gesagt, er hatte sich überhaupt keine Mühe gemacht -, das Ganze zu vertuschen. Die Mordwaffen hatte er einfach offen herumliegen lassen. Er hatte sich nicht um die Spuren seiner Opfer im Keller, im Auto und in der Garage gekümmert. Und ihre persönlichen Besitzstücke – Geldbeutel, Ausweise, Kleider – hatte er in einem Müllsack in seinem Schlafzimmer aufbewahrt. Gut, immerhin hatte er die Morde ausschließlich auf seinem Grundstück begangen, zumindest dem ersten Eindruck nach, aber davon abgesehen hatte Terry Burgos weder den Tatort gesäubert noch die Waffen versteckt.
Auf der Werkbank, neben dem Messer und der Handsäge, bemerkte Riley eine King James Bibel, deren Seiten mit blutigen Fingerabdrücken übersät waren. Und auf einem einzelnen Zettel an der Pinnwand hinter der Werkbank war eine Reihe von Bibelstellen aufgelistet, mit Angaben von Kapitel und Vers. Er beugte sich über die Arbeitsfläche, um die mit rotem Kugelschreiber hingekritzelten Zeilen genauer zu studieren. Ganz oben auf dem Blatt stand, etwas von den anderen abgehoben, ein Vers aus Jeremia 48,10:
Verflucht, wer den Auftrag des Herren lässig betreibt, ja, verflucht, wer Sein Schwert abhält vom Blutver gießen.
Darunter folgten durchnummeriert weitere Bibelstellen, allerdings nur mit Angaben zu Kapitel und Vers.
1. Hosea 13,4 8
2. Römer 1,24 32
3. Levitikus 21,9
4. Exodus 21,22 25
5. 2 Könige 2,23 24
6. Deuteronomium 22, 20 21
Beim letzten Zitat war ein Vers aus Levitikus durchgestrichen worden zu Gunsten einer Passage aus dem Deuteronomium.
Die Korrektur war mit einem dünnen schwarzen Magic Marker ausgeführt worden. Riley stieß den Atem aus. Sechs Mädchen, sechs Verse aus der Bibel.
Okay. Das reichte. Tatorte waren nicht sein Spezialgebiet, er hatte nur einen Eindruck gewinnen wollen. Riley genoss die frische Luft, als er wieder ins Freie trat. Er traf Lightner in der Nähe der Garage. Lightners Körpersprache war die eines Cops, der mit Hochdruck am größten Fall seiner Karriere arbeitete, aber in seinen Augen brodelte etwas Dunkles und Böses. Gerade hatten sie zwei grauenvolle Tatorte besichtigt. Jetzt war es an der Zeit, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen.
»Holen wir uns das Geständnis«, sagte Riley.
3. Kapitel
13:17 Uhr
Paul Riley drehte ein Glas Wasser zwischen den Händen und betrachtete den Verdächtigen durch den Einwegspiegel des Observationsraums. Oft erfuhr man durch aufmerksames Beobachten mehr als durch Zuhören. Unschuldige in Untersuchungshaft wurden meistens nervös. Schuldige nur selten.
Terry Burgos hockte allein im Verhörzimmer. Er trug die
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