In Gottes Namen
mit getrocknetem Blut und Hirnmasse, stand in alle Richtungen ab. Bei der Toten musste es sich, nach allem, was man ihm erzählt hatte, um Cassandra Bentley handeln.
Sechs junge Frauen waren hier aufgereiht worden wie Vieh auf dem Schlachthof, nachdem man sie bestialisch ermordet und auf unterschiedliche Arten verstümmelt hatte.
Gut, er hatte es gesehen. Es war wichtig, einen Eindruck vom Tatort zu bekommen, wenn man den Fall vor Gericht bringen wollte. Und es bestand kein Zweifel, dass Riley diesen Fall übernehmen würde.
Den ganzen Körper wie unter Strom und mit benommenem Schädel stieg Riley die Stufen wieder hinauf. Weder im Flur noch im Treppenhaus gab es Blutspuren. Der Täter hatte sich nicht hier mit ihnen vergnügt. Sie waren woanders ermordet und dann ins Auditorium geschafft worden.
Als er die Tür zur Lobby aufstieß, nickte ihm ein hoch aufgeschossener Mann mit dunklen Locken zu. »Paul Riley? Joel Lightner. Chief Detective der Marion Park Police.«
Riley setzte die Gasmaske ab und schüttelte Lightner die Hand. Joel Lightner war schätzungsweise Mitte dreißig und hatte ein rundliches Kindergesicht. Riley fragte sich, wie viele Detectives eine Kleinstadt wie Marion Park wohl beschäftigte.
»Chief Harry Clark«, sagte Lightner und deutete hinter sich. Clark gehörte zu dem Schlag von Polizisten, die ohne Uniform teigig und konturlos wirken. Schlaffe Haltung, fett um die Hüften, fliehendes Kinn, kleine Augen, und das schüttere Haar militärisch kurz geschnitten.
»Und Walter Monk, der Sicherheitsbeauftragte von Mansbury.«
Alle begrüßten sich mit Handschlag und begannen Informationen auszutauschen. Lightner klappte sein Notizbuch auf und las die Liste der Verletzungen vor. Das erste Mädchen, Schlag gegen den Schädel und Herz entfernt; zweites Mädchen, Kehle aufgeschlitzt bis fast zur Enthauptung; drittes Mädchen, mit Schwefelsäure verbrannt; viertes Mädchen, Arme und Beine abgetrennt, Augen ausgestochen; fünftes Mädchen, stranguliert oder ertränkt; letztes Mädchen, schwere Schläge gegen Gesicht und Schädel, einzelne Schusswunde im Gaumen.
»In allen Fällen kam es zum Geschlechtsverkehr«, fügte Lightner hinzu. »Laut Gerichtsmediziner ist das erste Opfer etwa eine Woche alt. Jede in der Reihe scheint etwas frischer als die … Also möglicherweise ein Mord pro Tag, über eine Woche hinweg. Der letzte vermutlich gestern.«
»Sie lagen eine Woche hier unten, ohne dass jemand was davon mitgekriegt hat?«
Monk, der Sicherheitstyp, musste an die sechzig sein. Er nickte bedächtig mit seinem schnabelartigen Gesicht. »Zwischen Frühjahrssemester und den Sommerkursen sind zwei Wochen Ferien. Da macht die ganze Schule dicht.«
Und der Täter, überlegte Riley, hat das gewusst.
»Das letzte Opfer ist Cassie Bentley?«, fragte er. »Das reiche Mädchen?«
Monk seufzte. »Schwer, das mit Bestimmtheit zu sagen. Sie wurde übel zugerichtet.«
Riley musste ihm recht geben. Das Gesicht des armen Mädchens war vollkommen zerstört. Wie auch beim dritten Opfer würden sie zahnärztliche Unterlagen zur zweifelsfreien Identifikation heranziehen müssen.
»Ich gehe aber davon aus«, sagte Monk. »Zumal Ellie die Erste in der Reihe ist.«
Riley merkte auf. Er warf einen fragenden Blick in die Runde.
»Elisha Danzinger«, klärte ihn Lightner auf. »Kurz Ellie. Sie und Cassie haben sich ein Zimmer im Studentenwohnheim geteilt. Busenfreundinnen.«
Riley wandte sich an Monk. »Wie viele Studenten haben Sie hier in Mansbury?«
Monk runzelte die Stirn. »Etwa viertausend.«
»Viertausend. Und wieso kennen Sie ausgerechnet die beiden so gut?«
Monk stieß ein schnaubendes Lachen aus. »Jeder hier kennt Cassie Bentley. Schließlich ist sie eine Bentley.« Sein Ausdruck wurde säuerlich. »Außerdem hat sie immer wieder für Ärger gesorgt. Disziplinarische Probleme. Cassie ist ein bisschen – also, sie ist ein schwieriges Mädchen.«
Lightner stieß Monk an. »Erklär ihm, was du mir gerade über Ellie erzählt hast.«
»Tja, Ellie.« Monk holte tief Luft. »Ellie hatte Probleme mit einem Angestellten vom College. Einem Aushilfshausmeister. Der Kerl hat alle möglichen Arbeiten erledigt. Anstreichen, asphaltieren, Instandhaltung. Er war damals dem Block hier zugeteilt.«
»Und?«
»Er hat Ellie auf dem Campus verfolgt. Ein Stalker. Letztes Jahr ging sie vor Gericht und hat eine Unterlassungsklage erwirkt. Und natürlich haben wir ihn gefeuert.«
Riley dachte kurz nach. Eine Aushilfe
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