In Gottes Namen
ich hinzu. »Vermutlich haben sie hunderte von Verträgen im ganzen Land. Könnte nur ein Zufall gewesen sein.«
McDermott nickt knapp. »Glauben Sie das wirklich? Bloßer Zufall?«
Ich zucke mit den Achseln. »Wally Monk war damals der zuständige Sicherheitschef in Mansbury«, erkläre ich ihm. »Rufen Sie ihn an. Fragen Sie ihn, ob er Ciancio kennt. Ich nehme an, er ist pensioniert, aber sie werden ihn sicher irgendwo auftreiben.«
Stoletti macht sich eine Notiz und lässt sich den Namen von mir buchstabieren.
»Also«, fragt sie, »haben wir es hier mit einem Nachahmungstäter zu tun?«
Sofort löst sich die allgemeine Spannung im Raum. Sie hat ausgesprochen, was jeder vermutet.
Ich war nie ein großer Fan der Nachahmungstäter-Theorie. Entweder trachten Serienkiller nach Berühmtheit – und warum sollten sie dann als bloßer Nachahmer eines anderen Mörders in die Geschichte eingehen wollen – oder sie sind massiv gestört und haben ihre ganz eigenen Probleme und Vorgehensweisen.
Dennoch haben wir es hier mit zwei Morden zu tun, die sich eindeutig an der zweiten Strophe orientieren. Und dann ist da noch der Schriftzug auf dem Badezimmerspiegel – Ich bin nicht der Einzige.
»Warum ausgerechnet jetzt?«, frage ich. »Warum sechzehn Jahre später?«
Natürlich weiß niemand darauf eine Antwort. Zum Teufel, sie schauen mich an, als müsste ich gleich damit rausrücken.
»Und warum«, fügt Stoletti hinzu, »sterben ausgerechnet jetzt weitere Menschen, die auf irgendeine Weise mit den Morden in Verbindung stehen?«
Auch das kann niemand beantworten.
Eine Beamtin, die auf einem Tisch hockt, die Füße auf ihrem Stuhl, wendet sich an mich. »Waren Burgos’ Opfer zufällig ausgewählt?«
Ich erkläre ihr, dass Burgos immer darauf bestanden hat, sie wären es nicht. Jeder der Ermordeten konnte er eine ganz bestimmte Sünde zuweisen. »Und ich glaube auch nicht, dass die Opfer hier und heute zufällig sind.«
McDermott schüttelt den Kopf, was in dem Fall aber bedeutet, dass er mir recht gibt. Gestern Nacht sind wir beide zu dem gleichen Schluss gekommen – die Verbindungen sind zu offensichtlich, um rein zufällig zu sein. Evelyn Pendry tauchte am Ciancio-Tatort auf, unverkennbar äußerst besorgt. Aus den Unterlagen der Telefongesellschaft wissen wir, dass Ciancio kurz vor seinem Tod bei Evelyn anrief. Dann war da mein Gespräch mit ihr, bei dem sie vorgab, einen Artikel über Senator Almundo schreiben zu wollen, während sie in Wahrheit am Fall Burgos arbeitete.
Wenn ich mich recht erinnere, war sie besonders an der Frage interessiert, warum mich Harland Bentley gleich nach der Verurteilung des Mörders seiner Tochter eingestellt hatte.
»Erinnern Sie die aktuellen Morde nicht ganz konkret an den Burgos-Fall?«, fragt ein Cop. Ein kräftiger Ire. Ich glaube, es sind so ziemlich alles Iren hier. Muss im Gewerkschaftsvertrag stehen.
Ich verziehe das Gesicht. Die Antwort ist: nicht wirklich. »Burgos war sehr unvorsichtig. Er brachte seine Opfer mit in sein Haus. Er hatte ungeschützten Sex mit ihnen, ließ seine Körperflüssigkeiten in ihnen zurück. Überall in seinem Haus waren Spuren der Frauen verstreut. Und im Keller des Auditoriums hinterließ er jede Menge Fingerabdrücke. Unser momentaner Mörder hingegen hat zwei perfekte Verbrechen begangen. Ohne auch nur die geringsten Spuren zu hinterlassen, kam und verschwand er wieder; er hatte jederzeit die absolute Kontrolle über seine Opfer wie auch über die Umstände der Tat. Auf mich macht er den Eindruck eines Profis. Burgos hingegen war ganz sicher kein Profi. So viel dazu. Ansonsten kann ich Ihnen wenig über den neuen Täter sagen.«
»Und das, obwohl Sie unser Experte für Serienkiller sind«, sagt Stoletti.
Ich schüttle den Kopf. »Ich bitte alle hier, eines zu verstehen. Ich bin kein Experte. Ich habe nie einen Serienmord aufgeklärt. Zumindest nicht so, wie Sie sich das vielleicht vorstellen. Wir fanden damals sechs Tote und hatten innerhalb einer Stunde unseren Täter geschnappt. Das meine ich damit, wenn ich sage, er hat schlampig gearbeitet. Wir fanden Ellie Danzingers Leiche und nahmen uns gleich als Erstes den Typen vor, der sie belästigt hatte, bis sie eine Schutzanordnung gegen ihn erwirken konnte. Zufälligerweise war der Typ in den letzten Jahren auch noch Aushilfshausmeister in dem Auditorium, in dem wir die Leichen fanden. Wir fuhren zu ihm nach Hause und – bingo. Wir fanden alles vor, was wir brauchten, um ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher