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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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kitchen knife no more itch and no more strife no more hate I passed the test
    And on seventh day I rest
    Ricki Stoletti ergreift das Wort. »Die erste Zeile – ein Eispickel, ein netter Trick, er fleht darum, dass er schnell stirbt. Das ist Ciancio. Ein Schnappmesser, denn nichts ist besser für eine Lobotomie. Das ist Evelyn Pendry.«
    »Als Nächstes kommt also das Rasiermesser an die Reihe«, bemerkt jemand hinten im Raum.
    Ein weiterer Beamter am Konferenztisch wirft ein: »Da müssen wir ja nur noch ermitteln, wer in den letzten zehn Jahren ein Rasiermesser gekauft hat.« Er erntet ein paar Lacher, trotzdem lässt die Spannung im Raum nicht nach, besonders nicht bei McDermott. Ein weiterer Polizist hebt die Hand und nickt in meine Richtung. »Hier steht: Und ruhe am siebten Tag.«
    Ich nicke. »Der sechste Mord ist ein Selbstmord. Er tötet sich selbst. Keine Schmerzen mehr. Keine Sorgen. Kein Hass. Er hat es hinter sich. Am sechsten Tag tötet er sich selbst mit einem Küchenmesser. Am siebten Tag ruht er sich aus. Offensichtlich vergleicht er seine Taten mit denen Gottes bei der Erschaffung der Welt.«
    Eine Frau in den hinteren Reihen meldet sich. »Also wird uns der Täter einen Gefallen tun und sich selbst aus dem Verkehr ziehen?«
    »Burgos hat das nicht getan.« Ich zucke mit den Achseln.
    »Auch in der ersten Strophe wird am Ende ein Selbstmord gefordert, aber er hat sich nicht daran gehalten.«
    »Und deshalb haben Sie ihn trotz seines Antrags auf Schuldunfähigkeit drangekriegt«, wirft ein älterer Beamter ein. »Weil er den Text nicht buchstabengetreu umgesetzt hat.«
    Zehn Punkte für den Veteranen aus dem Hintergrund.
    »Und wenn er mit diesem Song durch ist«, witzelt ein hünenhafter Cop an der Wand, »dann macht er vielleicht mit diesem alten Randy-Newmann-Song weiter und fängt an, ›Short People‹ um die Ecke zu bringen.«
    »Ja, vermutlich«, knurrt McDermott. »Wirklich verdammt komisch.«
    Der kleine Heiterkeitsausbruch im Raum verebbt augenblicklich. Wenn McDermott das Wort ergreift, lauschen alle aufmerksam.
    McDermott blinzelt in den Raum. »Fangen wir mit dem an, was wir wissen. Fakt ist, dass der Täter einen absolut spurenfreien Tatort hinterlässt. Zwei Morde, aber keine Fingerabdrücke oder sonstigen Indizien. Er überwältigt seine Opfer und foltert sie. Er kontrolliert sie. Sein ganzes Vorgehen ist perfekt geplant. Er dringt praktisch unsichtbar ein und verschwindet genauso unbemerkt. Und seine Waffen lässt er am Tatort zurück.«
    Er lässt die Waffen zurück. Ein wichtiger Punkt. Alles, was er tut, tut er mit Absicht.
    Er will, dass wir im Bilde sind.
    »Und dann Punkt vier in dem Paper vor euch«, fährt McDermott fort. »Wir nehmen an, es handelt sich um denselben Kerl, der Riley diese Briefe hier geschickt hat.«
    Alle blättern zur letzten Seite um.
    »Den ersten – Böses ertsteht neu - hat Riley am Montag erhalten, vor zwei Tagen also.«
    Böses ersteht neu. Öffentliche Teilnahme ist gewiss. Er kennt Euer Rätseln Nähe einstiger unvergessener Taten? Ihr Heiden, reuevoll erwartet bald Erhellung. Inzwi schen Herr, ingrimmig lasst Fackelträger erscheinen.
    »Der zweite kam dann gestern.«
    Werde erleiden rächend das Ende. Zuletzt werden Echos innigster Trauer erschüttert nachhallen. Vernehmlich erschallen. Rührige Sendboten beständig ertragen neue unaufhörliche Torturen zu einem neuen Zweck. Eine innige Teilnahme zeitigt unerschrockene, offenherzige Parteinahme; fordert eine rührige Neugier, auch liebe vollen Betrug an niedergelegten Ideen.
    »Im ersten Brief«, schalte ich mich ein, »fragt er, ob wir die neuen Morde mit Burgos in Verbindung bringen werden – also mit einstigen, unvergessenen Taten. Und offensichtlich werden wir bald eine Antwort von ihm erhalten.«
    »Okay, und was ist mit dem zweiten?«, fragt Stoletti.
    Wir sind diese Zeilen bereits gemeinsam durchgegangen. Ich bin letzte Nacht extra in mein Büro gefahren und habe sie Stoletti und McDermott gezeigt.
    »Ich habe keine Ahnung«, gebe ich zu und lese die Nachricht selbst noch einmal durch. »Er wird bei seinen Verbrechen das Leben lassen? Er wird uns eine Menge Ärger bereiten, aber irgendwann wird auch er bezwungen?« Ich blicke zu McDermott hinüber.
    »Er redet von Verstehen, von Teilnahme«, sagt er. »Es geht darum, die wahre Botschaft zu begreifen – was immer das in seinen Augen auch sein mag. Richtig?«
    »Man muss bereit sein, gegen Konventionen zu verstoßen«, spekuliere ich.

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