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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ellis
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gefälschte Alibi schwächte die Verteidigungsstrategie erheblich. Sie konnten zwar nachweisen, dass er unter einer psychischen Störung litt, aber in Sachen Unrechtsbewusstsein hatten sie keine Chance. Nicht nach Albanys Aussage. Ich hatte eigentlich gehofft, lebend anzukommen«, füge ich hinzu, als sie einen Augenblick später waghalsig zwischen einem Camry und einem Porsche einschert.
    »Stellen Sie sich nicht so an. Und du auch nicht«, faucht sie in den Rückspiegel, als der Porschefahrer hinter ihr hupt. Würde sie ihm jetzt noch den Finger zeigen, wäre ich wirklich beeindruckt.
    »Wir treten nicht als Partner auf«, belehrt sie mich. »Sie kennen Albany, und das schüchtert ihn womöglich ein, also halten Sie sich zurück.«
    »In Ordnung. Es sei denn, ich will eine ganz bestimmte Information. Sie haben Anweisung, mit mir zu kooperieren.«
    Stoletti kennt die Regeln. Ich habe vollen Zugang zu allen Informationen. Aber Regeln sind nun mal dazu da, um gebrochen zu werden. Und sie scheint nicht damit einverstanden, wie ich sie auslege.
    »Ich übernehme das Reden, wenn wir dort sind«, teilt sie mir mit.
    »Fragen Sie ihn, was immer Sie fragen wollen«, sage ich. »Ich werde das Gleiche tun.«
    »Ich führe das Gespräch. Verstanden?«
    »Nein«, sage ich. »Nicht einverstanden. Fahren Sie hier raus. Ich kenne eine Abkürzung.«
    Mit quietschenden Reifen lenkt sie den Wagen auf die Ausfahrt und zeigt dabei auf ihre Tasche zwischen meinen Beinen.
    »Da drin ist ein brauner Umschlag«, sagt sie. »Ihre Kopie.«
    Ich öffne ihn, obwohl ich es hasse, im Auto zu lesen. Davon kriege ich immer Kopfweh. Aber ich muss auch kaum was lesen, denn der Umschlag enthält Fotos vom Ciancio-Tatort. Bilder des Toten, der mit gespreizten Gliedern auf dem Bett liegt, mit Stichwunden übersät, vor allem in Beinen und Bauch, und der einen tödlichen im Auge.
    Es gibt mehrere Aufnahmen des Eispickels, ein Stück Stahl, mit nadelfeiner Spitze und einem Holzgriff, bedeckt mit Ciancios Blut. Als ich umblättere, stoße ich auf die Kopie eines ausgerissenen alten Zeitungsfotos. Eine grobkörnige Schwarzweiß-Aufnahme, und die Kopie ist auch nicht gerade die beste, trotzdem entdecke ich darauf ein bekanntes Gesicht.
    Harland Bentley.
    Das Bild muss etwa aus der Zeit der Morde stammen. Zumindest sah Harland damals so aus, das Haar ein bisschen voller, sein Gesicht etwas schmaler. Er trägt einen Mantel und hat die Augen gesenkt, während er sich durch eine Gruppe von Reportern drängt, die ihm ihre Mikros entgegenstrecken. Ich kann nicht erkennen, wo die Aufnahme gemacht wurde. Vielleicht irgendwo in der Nähe des Gerichtsgebäudes. Ein anderer Mann steht in einiger Entfernung, er trägt einen breitkrempigen Hut und hat Kopf und Augen in Harlands Richtung gedreht. Er scheint Harland intensiv zu mustern, auch wenn Fotografien immer diesen Effekt haben; die Leute sehen oft aus, als starrten sie wie gebannt auf etwas ganz Bestimmtes. Der Mann wirkt jung, obwohl seine Augen tief in den Höhlen liegen und sich unter dem einem so etwas wie eine Narbe abzeichnet. Ich kenne ihn nicht, würde mir aber sicher nicht wünschen, dass mich jemand so bedrohlich anstarrt.
    Ich blicke auf. »Fahren Sie geradeaus bis zur nächsten Ampel und biegen Sie dann rechts ab. Ist das im Hintergrund der Schlägertyp? Ist das das Foto, das McDermott verteilt hat?«
    Sie wirft einen kurzen Blick auf das Bild. »Ja. Wir kennen Harland Bentley, und wir wissen, dass das um ihn rum Reporter sind. Aber wer ist der finstere Typ?«
    »Den Kerl hab ich noch nie zuvor gesehen. Wo haben Sie das gefunden?«
    »Haben wir heute Morgen erst reinbekommen. Es war in einer Schuhschachtel in Ciancios Schlafzimmer.«
    »Zusammen mit anderen Fotos?«
    »Nein, es lag unter einem Paar Schuhen«, sagt sie. »Er hatte es versteckt.«
    Wir brettern an anderen Wagen vorbei, aber ich beschließe, das Tempo-Thema vorläufig nicht mehr anzuschneiden. Gerade überlege ich: Warum und vor wem versteckte Fred Ciancio wohl ein Foto von Harland Bentley?, als Stoletti mir exakt die gleiche Frage stellt. Ich antworte ihr, ich hätte nicht die geringste Ahnung.
    »Dort muss ich auch noch einen Zwischenstopp einlegen«, sagt sie.
    »Wo – bei Harland Bentley?«
    »Ja.« Sie späht zu mir herüber. »Gibt’s ein Problem damit?«
    »Nein, ich … haben Sie ihn vorher angerufen?«
    »Ich habe jemand überprüfen lassen, ob er in der Stadt ist. Heute ist er in seinem Büro. Ich schau nur kurz rein.«
    »Ohne

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