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In grellem Licht

In grellem Licht

Titel: In grellem Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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FBI?«
    »Dort weiß man nicht, daß ich bei Cam im Zimmer
gewesen bin. Und als sie mich fragten, ob und was ich über die
Angelegenheit wüßte, sagte ich nichts. Ich dachte, sie
müßten das ohnehin alles schon von Cam erfahren haben, mit
ihren Wahrheitsdrogen, nicht wahr?«
    »Ja. Müßten sie.« Ich habe keine Ahnung, was
die Bundespolizei mit ihren Informationen macht, aber was auch immer
es ist, es wird mich sicher nicht magischerweise davon freisprechen,
vor dem Kongreß gelogen zu haben, damit ich in die Armee kann.
Niemand wird sich um diese Kleinigkeit kümmern, wenn ich es
nicht selbst tue. Und jetzt habe ich einen Namen. Emily Jogerst. In
Philadelphia.
    Wo in Philadelphia?
    Schließlich taucht doch noch ein menschliches Wesen in der
Tür hinter der Bar auf. Er bemerkt, daß Atuli und Radisson
quer über den Tisch hinweg Händchen halten, und macht ein
ziemlich finsteres Gesicht. Also ziehe ich mit den beiden ab und
schiebe mich zwischen sie, während wir nach einem neuen
Plätzchen Ausschau halten, wo wir reden können. Ich brauche
mehr Informationen – alle Informationen, über die Radisson
verfügt –, bevor ich planen kann, was ich als nächstes
tun werde.
     
    Maggie, die immer noch nicht daheim ist, hat die gleiche
Kleidergröße wie ich, bloß kleinere Titten und mehr
Taille. Ich stehe in ihrem Schlafzimmer und probiere Kleider an, die
ich mir nie leisten könnte und auch nicht kaufen würde,
wenn ich es könnte. Kleider, die bis zur halben Wade reichen,
lose herabfallende Westen. Altweiberfummel, kein Schmiß.
»Wie wäre es mit dem roten da?« frage ich Atuli, der
in einem Schlafzimmersessel sitzt und mir zusieht.
    »Mir gefällt der Gedanke immer noch nicht«, sagt er
und zieht die Brauen zusammen.
    »Haben Sie einen besseren? Nein. Was ist mit dem
Kleid?«
    »Zu eng um die Brust«, sagt Atuli. »Sie wollen doch
reich aussehen, um Himmels willen! Und dieses Rot paßt Ihnen
auch nicht. Ziehen Sie das blaue noch einmal an.«
    »In dem blauen sehe ich doch völlig farblos
aus!«
    »Sie sollen farblos aussehen! Sie sind eine reiche
junge Frau, keine Schlampe.«
    Schäumend reiße ich mir das rote Kleid über den
Kopf und stehe in der Unterwäsche da. Aber darauf reagiert Atuli
klarerweise nicht. Ich ziehe mir wiederum das blaue Kleid über;
es ist aus blaßlicher Seide, weit und weich geschnitten und
zeigt praktisch nichts von meiner Figur. Und es reicht bis unter die
Knie. Und es hat eine dämliche Rüsche aus
cremefarbener Spitze am zugehörigen Jäckchen, Atuli nickt.
»Ja. In diesem sehen Sie glaubwürdig aus.
Halbwegs.«
    Er steht auf und dreht mein Haar zu einem tief sitzenden Knoten im
Nacken, wie ihn die Ballerinas tragen. Von der Stirn weg glättet
er die Haare mit Pomade. Dann legt er den Kopf schief und betrachtet
mich kritisch. »Ja. Aber ich erledige das Make-up.
Waschen Sie sich das Gesicht.«
    Ich lasse es ihn machen, aber es gefällt mir gar nicht, was
dabei rauskommt. Maggies blasse Altweiberfarben, und nicht einmal
viel davon. Doch ich muß zugeben, als er fertig ist, sehe ich
aus wie das, was ich sein soll: ein reiches, fades Weibchen, das
Laurie Clementi sein könnte. Ich bin sogar blond wie sie, obwohl
der Unterschied ungefähr so groß ist wie zwischen
Butterblumen und Babyscheiße.
    »Ja«, nickt Atuli. »Und jetzt wollen wir gehen, ehe
jemand nach Hause kommt.«
    »Sie gehen nicht mit!« schreie ich zum tausendsten Mal.
»Die kennen Sie doch, Blödmann! Die haben Ihnen die Eier
abgeschnitten, erinnern Sie sich? Ein Blick auf Sie, und wir sind
erledigt! Sie können nicht mit.«
    »Ich kann wenigstens bis zum Bahnhof in Philadelphia
mitkommen.«
    »Nein. Sie wären bloß ein Klotz an meinem Bein.
Gehen Sie zurück ins Aldani House, Atuli, wie ich gesagt
habe.«
    »Angenommen, Sie brauchen körperliche Hilfe?«
    Ich lache auf. »Von Ihnen? Von ‘ner tanzenden
Tunte?«
    Sein Gesicht verdüstert sich, und er macht einen Schritt von
mir weg. Doch plötzlich liege ich wie von einem Blitzstrahl
gefällt auf dem Boden und kann mich nicht rühren. Ich
versuche alle meine Tricks, aber er läßt nicht locker. Er
ist stark und schnell und erstklassig in Form! »Wo haben
Sie denn das gelernt?« keuche ich.
    »Weiß ich nicht. Aber das Tanzen ist eine athletische
Disziplin, du Arschloch.«
    Ich kämpfe noch eine Weile mit aller Kraft gegen ihn an, aber
er ist wirklich gut. Schließlich hebe ich überraschend den
Kopf und küsse ihn voll auf den Mund. Er läßt mich
los wie eine

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