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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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denn?«
    Er dachte nach. »Ist ungefähr zwei Jahre her.«
    »Jacky ist älter als du, oder?«
    »Ein bisschen. Ich glaub, ein Jahr oder so.« Er grinste. »Hat uns nicht gestört.«
    Er begann, seine Suppe zu löffeln. Cara nahm ebenfalls einen Löffel und verbrannte sich fast die Zunge. Heiß! Aber gut, stellte sie dann zu ihrer Überraschung fest. Sie hatte ihre Suppentasse bereits halb geleert, bis ihr Vitalis Worte richtig ins Bewusstsein gedrungen waren. Ist ungefähr zwei Jahre her.
    Tessi war anderthalb. Wenn man neun Monate Schwangerschaft dazurechnete, kam man auf über zwei Jahre. Sie schob ihre Suppe von sich. Aber Vitali bemerkte es gar nicht, er löffelte einfach weiter.
    »Schmeckt gut, oder?«, fragte er, ohne aufzublicken.
    Als sie nicht antwortete, hob er den Kopf und sah ihre Suppentasse in der Tischmitte und den Löffel daneben und dann begegnete er Caras Blick.
    »Keinen Hunger mehr?«
    »Du bist Tessis Vater«, sagte Cara.

 
    hofgang
     
    im kreis
    immer nur im kreis
    man kommt am ende
    am anfang an
    aber meine gedanken
    gehen
    gehen durch
    gehen durch mauern
    und fliegen
    weg

11
    Cara war ziemlich betrunken, als Vitali sie nach Hause brachte. Obwohl die Kellnerin ihr Bestes getan hatte, um sie loszuwerden, hatten sie jeder noch drei Bier bestellt. »Kommst du morgen wieder zur Arbeit?«, fragte er, als er vor ihrem Haus sein Fahrrad aufschloss.
    »Keine Ahnung.« Cara starrte gedankenverloren in den sternenklaren Himmel. Einer der Sterne blinkte, er schien ihr zuzuzwinkern. Vielleicht war es auch ein Satellit. Oder das Bier war schuld. »Ich weiß im Moment überhaupt nichts mehr.«
    »Hauptsache, du glaubst mir das mit Jacky«, sagte Vitali. »Wenn ich ein Kind hätte, würde ich mich auch darum kümmern. Da kannst du aber sicher sein.«
    »Und du weißt wirklich nicht, wer der Vater ist?«
    »Keine Ahnung, echt. Wir haben Schluss gemacht, weil da ein anderer war. Aber wer das war, das wollte sie mir damals schon nicht erzählen. Kurz danach war sie schwanger. War ’ne schreckliche Zeit für mich. Ein Kumpel von mir, mein bester Freund, hatte Ärger mit der Polizei.« Er seufzte.
    »Ging es da um Drogen?«, fragte Cara.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Na ja. Ich hatte den Eindruck, dass du dich da ganz gut auskennst.«
    »Nee«, sagte er. »Es ging nicht um Drogen. Wir Russen schlucken auch keine Pillen, wir trinken nur ständig Wodka, weißt du doch.«
    »Das ist ein Klischee.«
    »Für die meisten Leute ist es Fakt.«
    »Ich bin aber nicht wie die meisten.«
    »Ich weiß«, sagte Vitali und lächelte. Und sah sie so seltsam an, dass sie auf der Stelle nervös wurde.
    »Kannst du das vielleicht rauskriegen?«, fragte sie hastig.
    »Was?«
    »Na, wer Tessis Vater ist.«
    Er blies seine Backen auf und atmete dann langsam aus.
    »Du bist dir ganz sicher, dass sie nicht von dir ist?«, fragte Cara.
    »Ganz sicher. Kommt zeitlich einfach nicht hin.«
    »Wer war es dann?«
    »Ich kann versuchen, was rauszufinden. Aber ob ich Glück bei Jacky habe, wenn sie ihren besten Freundinnen nichts verraten hat …«
    »Vielleicht habt ihr ja noch gemeinsame Bekannte von früher. Die was wissen. Oder die was vermuten.«
    »Warum ist dir das so wichtig?«
    »Na, vielleicht hatte Tom ja auch was mit Jacky. Und als sie schwanger war, hat er sie im Stich gelassen.«
    »Und zwei Jahre später bringt sie ihn um?« Vitali runzelte die Stirn. »Da hätte sie ihn doch besser verklagt. Tote zahlen keine Alimente.«
    »Ich weiß. Trotzdem. Ich würde gerne wissen, wer Tessis Vater ist.«
    »Ich seh zu, was ich machen kann.« Vitali trat von einem Fuß auf den anderen. »Na, dann.«
    »Na, dann: Gute Nacht«, sagte Cara.
    »Komm morgen zur Arbeit. Zu Hause rumhocken und grübeln bringt Helena auch nicht wieder aus dem Knast.«
    »Mal sehen.«
    »Schlaf gut.« Er beugte sich nach vorn und küsste sie auf die Wange, so vorsichtig, dass sie seine Lippen kaum spürte.
    »Du auch.«
    Er saß schon auf dem Fahrrad, als sie ihn noch mal zurückhielt. »Vitali?«
    »Was ist?«
    »Das wird nichts mit uns beiden.«
    Sein Lächeln fiel in sich zusammen. »Was?«
    »Ich mag dich. Ich bin auch froh, dass du mich heute Abend abgeholt hast. Und ich bin dir dankbar, dass du dir den ganzen Scheiß anhörst. Immerhin kennst du Helena ja gar nicht …«
    »Brauchst du nicht«, sagte Vitali. »Ich meine, dankbar sein. Und du musst mir das auch nicht erklären, also, dass du nicht auf mich stehst und so. Ich weiß schon Bescheid. Und wer

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