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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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sonst für Helena aus?«
    »Die Autopsieergebnisse müssten jetzt auch bald vorliegen.«
    »Meinen Sie denn, dass sich dadurch für Helena etwas ändert?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir hoffen immer noch darauf, dass sich ein Zeuge findet, der Ihre Schwester in der fraglichen Nacht gesehen hat. Und der ihr für die Tatzeit ein Alibi geben kann. Der Alkoholgehalt in ihrem Blut lässt darauf schließen, dass sie weitergetrunken hat, nachdem Ihre Party zu Ende war. Hoffen wir mal, dass sie dabei in Gesellschaft war.«
    Vielleicht hat sie mit Tom getrunken, dachte Cara. Sie ist zu ihm, hat ihn zur Rede gestellt und er hat ihr einen Cognac angeboten. Helena hat mal erzählt, dass sie immer einen Cognac trinken, wenn sie sich versöhnen. Aber das hat nicht funktioniert.
    »Sind Sie noch dran?«, fragte der Anwalt.
    »Ja«, sagte Cara und verdrängte die Vorstellung von der betrunkenen Helena, die Tom ihre Haarnadel ins Auge stieß. »Falls es wirklich jemand gibt, der Helena gesehen hat, warum hat der sich dann bisher noch nicht gemeldet? Jeder weiß doch, dass sie wegen Mordverdacht in U-Haft sitzt.«
    »Tja«, sagte Pechan. »Das ist eine gute Frage.«
    »Ich hör mich mal weiter um«, sagte Cara.
    »Warum nicht«, meinte der Anwalt. »Vielen Dank für die Information.« Dann legte er auf.
    Als sie um vier ihre Arbeitsgeräte zurück in den Wagen räumten, klingelte Caras Handy. »Ich bin’s«, sagte ihr Vater. »Helenas Anwalt hat gerade hier angerufen.«
    »Was gibt’s Neues?«
    »Die Freundinnen von Helena haben beide ein Alibi.«
    »Wer?«
    »Na, diese Julia. Und Viola.«
    »Wie hat er das denn so schnell rausgefunden?«
    »Das hatte die Polizei bereits überprüft. Julia hat zwar den totalen Filmriss, was die Party betrifft, aber ihre Eltern haben ausgesagt, dass sie sich die halbe Nacht übergeben hat. Und Violas Mutter war noch wach, als Viola nach Hause gekommen ist. Sie hat danach die Haustür abgeschlossen und die Alarmanlage eingestellt. Wenn Viola das Haus noch mal verlassen hätte, wäre das Ding losgegangen.«
    »Eine Alarmanlage kann man ausschalten.«
    »Angeblich kennt Viola sich damit nicht aus. Der Alarm ist erst letzte Woche installiert worden.«
    »Das würd ich als ihre Mutter auch sagen.«
    »Die Polizei findet das Motiv auch zu schwach. Pechan ist übrigens der gleichen Ansicht.«
    »Find ich ja auch. Ich wollte ihn nur informieren.«
    »Cara«, sagte ihr Vater. »Der Mann braucht deine Hilfe nicht. Der ist super, der kennt sich aus. Deshalb hab ich ihn engagiert.«
    »Ach. Und warum ist Helena immer noch in U-Haft, wenn der Typ so grandios ist?«
    »So schnell geht das eben nicht.«
    Cara riss mit bloßen Händen an einer Brennnesselranke, obwohl ihre Arbeitshandschuhe neben ihr lagen.
    »Versprich mir, dass du mit diesem albernen Detektivspiel aufhörst. Das bringt überhaupt nichts, außer dass du der Kripo auf die Nerven gehst«, sagte Herr Fliedner. Er redete noch weiter, aber Cara verstand ihn nicht mehr, weil sie ihr Telefon in die Schubkarre mit dem Unkraut warf. Sie starrte auf ihre Hände und sah, wie sich langsam rote Blasen auf ihrer Haut bildeten. Sie wartete auf den Schmerz. In der Schubkarre zeterte ihr Vater. Seine Stimme war ganz leise und kraftlos, eine lächerliche Zwergenstimme.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Vitali und ließ seine Astschere sinken.
    »Mein Vater«, sagte Cara. »Dieser Blödmann.«
    »Was will er denn?«, sagte Vitali.
    »Ich hasse ihn«, sagte Cara tonlos.
    Vitali nickte, als wäre das ganz normal, dass man seinen Vater hasste. Er hätte Cara gerne umarmt, das sah man ihm ganz deutlich an. Aber er traute sich nicht und griff wieder zu seiner Heckenschere und arbeitete schweigend weiter. Es gab ja auch nichts mehr zu sagen. Sogar ihr Vater war inzwischen verstummt.
    Sven Seidelmann wohnte ganz in der Nähe von Tom, das fand Cara nach einem Blick ins Telefonbuch heraus. Die Vorstellung, ihn zu Hause aufzusuchen, war ihr unangenehm. Aber Vitali hatte recht. Sie hatte nichts zu verlieren. Im schlimmsten Fall würde er die Tür wieder zuknallen, wenn er sie sah.
    Ihr Herz raste dennoch wie nach einem 100-Meter-Lauf, als sie auf die Klingel an der Tür des rotverklinkerten Reihenhauses drückte. Annika und Sven Seidelmann, stand auf dem Klingelschild. Vor den Fenstern Blumenkästen mit Geranien und Schleierkraut, darüber schwebte ein bunter Schmetterling aus Holz. Vielleicht wären Helena und Tom auch in so ein Reihenhaus gezogen, nach Helenas

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