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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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auch. Und jede erzählt dir was anderes über Helena.«
    »Die widern mich alle an«, sagte Cara verächtlich. »Wie sie Helena fallen gelassen haben. Isy, dieses verwöhnte Stück. Ich hab noch nie so was Egoistisches erlebt. Zuerst freut sie sich über das Kind und dann lässt sie es mir nichts, dir nichts wegmachen. Nur weil ihr Typ sie verlassen hat.«
    Vitali bog jetzt in den Stadtpark ein und hielt an. »Ich frag mich, was wirklich passiert ist.«
    Cara zuckte mit den Schultern. »Werden wir wahrscheinlich nie erfahren.«
    Sie wollte aussteigen, aber Vitali rührte sich nicht. Und sah sie an, mit einem Blick, der ihr nicht gefiel.
    »Was ist denn los?«, fragte sie unbehaglich.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er.
    »Wie geht was weiter? Meinst du die Suche nach Toms Mörder? Darum kann sich die Polizei jetzt kümmern. Die wird schließlich dafür bezahlt. Und wir werden auch bezahlt, wenn ich dich daran erinnern darf. Und zwar nicht fürs Rumsitzen.«
    »Mit uns«, sagte Vitali. »Wie geht es mit uns weiter?«
    Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und ihre Brust ganz eng. Und ihr Herz schlug schnell und hart, einen Moment hatte sie das Gefühl, dass es nun wieder losging, die große Beklemmung, die Atemnot, die Panik. Aber dann ließ der Druck wieder nach.
    »Es tut mir leid, Vitali«, sagte sie leise. »Das mit gestern, das war blöd von mir. Ich hab zu viel getrunken und war durcheinander. Ich wollte das nicht.«
    »Das glaub ich dir nicht«, sagte Vitali.
    Natürlich glaubst du das nicht, dachte Cara. Die Hoffnung stirbt zuletzt und du hoffst, dass du Chancen bei mir hast. Hast du aber nicht.
    »Es hat keinen Sinn, Vitali. Das wird nichts mit uns beiden.«
    Lass uns Freunde bleiben, hätte sie am liebsten gesagt. Wenn es nur nicht so schrecklich abgedroschen geklungen hätte.
    Dabei war es die Wahrheit. Sie wollte Vitali nicht als Liebhaber, aber als Freund hätte sie ihn gerne behalten.
    Eigentlich hätte sie ihn jetzt auch gerne geküsst.

 
    nachtmar
     
    abgrundtief
    die nächte.
    in denen ich aufwache
    und nicht sehe
    wo ich bin
    und nicht weiß
    wer ich bin
    die nächte
    in denen ich daliege
    und nichts weiß und nichts bin
    aber dann bricht
    die erinnerung an

20
    Und dann wurde alles gut. Helena wurde aus der U-Haft entlassen. Cara holte sie gemeinsam mit ihrer Mutter ab, in der JVA trafen sie auch auf ihren Vater, das war nicht so gut, aber Helena freute sich, dass sie alle zusammen kamen.
    Am nächsten Tag gingen sie zu Toms Beerdigung. Es war eine kleine Veranstaltung, außer Helena und ihrer Familie standen nur ein paar Leute am Grab, von denen Cara die meisten kannte.
    Toms Eltern und seine ältere Schwester waren da, der Direktor der Schule, Nathalie Ehlers, Sven Seidelmann und seine Frau. Frau Seidelmann, die erstaunlicherweise immer noch schwanger war, schloss Helena weinend in die Arme, als wäre sie ihre engste Freundin.
    Ansonsten keine Kollegen, keine Schüler. Das hatten sie vorher so vereinbart. Tom war aus der Kirche ausgetreten, deshalb hielt ein Mann vom Bestattungsinstitut eine kurze Ansprache in der Aussegnungshalle. Er hörte sich genauso an wie ein Pfarrer, nur dass er Gott nicht erwähnte und stattdessen vom Sinn des Lebens und der Liebe und von höheren Werten sprach. Er redete nicht von Tom, sondern von einem anderen, einem fremden Mann.
    Während seiner Ansprache sah Cara Helena an, die ganz in Schwarz gekleidet war und sich an ihrer Handtasche festhielt. Obwohl sie erzählte, dass sie in der U-Haft zugenommen hatte, sah sie schrecklich dünn aus. Toms Mutter und seine Schwester weinten ununterbrochen und irgendwann brach auch Frau Fliedner in Tränen aus. Aber Helena nicht, Helena blieb ganz ruhig.
    Cara fragte sich, was in ihr vorging. Ob sie Tom vermisste, trotz allem, was er ihr angetan hatte.
    Ob sie erleichtert war, dass es vorbei war, bevor es richtig angefangen hatte.
    Du kennst sie gar nicht richtig, hatten Isy, Jacky, Viola, May, Julia und Ronja zu ihr gesagt. Und Vitali, der Helena allerdings noch viel weniger kannte.
    Der Trauerredner sprach jetzt von der Brücke zwischen Leben und Tod und dass sie Tom gehen lassen müssten. Bitte, gerne, dachte Cara. Im selbem Moment schluchzte Toms Mutter laut auf. Vielleicht konnte sie ja Gedanken lesen.
    Danach gingen sie essen. Herr Fliedner, Frau Fliedner, Helena und Cara. »Ich kann das Ganze gar nicht fassen«, sagte Frau Fliedner, als sie im Restaurant Platz genommen hatten, alle an einem Tisch, wie eine

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