In Hadam wartet der Henker
Sklaven des Palastes die Hinrichtungsstätte säuberten.
Wo aber war derjenige Mann, den Hrobon und zahllose andere kannten? Der echte Luxon?
Niemand wußte es.
*
EPILOG IN LOGGHARD:
Gamhed der Silberne umklammerte mit beiden Händen den Rand der Mauerbrüstung. Vor seinen Augen erstreckte sich die riesige Ebene. Das Schlachtfeld war eine Stätte der Stille. Immer wieder trieben Windstöße kleine Sandwirbel hoch, ließen sie in Spiralen auf und nieder tanzen und rissen sie zur Seite.
» Fast drei Monde, seit Mythor verschwand! « stöhnte Gamhed. » Wo ist Luxon? «
Der Hügel, auf dem Algajar seine Heere befehligt hatte, war wieder verlassen. Die Reste der halb verbrannten Zeltstadt hatte vor zwei Nächten ein Gewittersturm fortgerissen. Die Toten waren begraben, und die Verwundeten erholten sich in den Häusern Logghards. Auch der Illusions-Wald stand nicht mehr vor den Trümmern des siebenten Walles.
Der Junge, Samed, war allein zurückgekommen, auf einem gestohlenen Pferd. Er hatte berichtet, was er gesehen hatte.
Da er zuerst nur mit dem Kommandanten gesprochen hatte, ergab sich für Gamhed die Möglichkeit, den Logghardern den Tod Luxons zu verschweigen. Aber er hatte nicht lange gezögert.
Sie wußten es jetzt alle.
Hrobon hatte die Befreiung Luxons absichtlich unterlassen, weil er sicher war, daß der Hingerichtete unter keinen Umständen der echte Luxon gewesen sein konnte. Nach allem, was er unternommen hatte, nach diesen beispiellosen Abenteuern und Kämpfen um den Thron des Shallad, hätte Rhiads Sohn nie und nimmer diese Worte ausgestoßen, selbst unter der Folter nicht.
» Es muß ein Doppelgänger gewesen sein! « sagte Gamhed leise. Er stand allein auf der obersten Plattform eines Turmes, dessen rechte und linke Mauer längst zusammengebrochen war. Neben ihm stand eine riesige Wurfmaschine mit schlaffen Zugseilen, den Schleuderarm am Anschlag ruhend. Steine und Teile zerbrochener Waffen lagen, um die klobigen Füße der gewaltigen, rußgeschwärzten Konstruktion.
Ein Doppelgänger? fragte er sich.
Wenn es so war, dann hatte wohl ein Plan bestanden, diesen Doppelgänger vor den Augen der schreienden Menge zu enthaupten. War es der Plan des Shallad gewesen, Hadamurs Plan? Sicher nicht, denn er würde alles daran gesetzt haben, den wirklichen Luxon zu töten. Also gab es einen dritten, mächtigen Gegner, der Luxon irgendwie verwandelt, verändert oder einen Doppelgänger geschaffen hatte.
» Eine schwere Zeit wird für Logghard anbrechen « , flüsterte Gamhed traurig.
Alle Welt würde wieder den einzigen lebenden Shallad, den fetten und grausamen Hadamur, als Reinkarnation des Lichtboten verehren. Die Bewohner der Ewigen Stadt würden die Abtrünnigen genannt werden, die Rebellen wider Hadamur. Gamhed würde versuchen, die Stadt zu neuem Leben zu erwecken, ihre Bewohner, wenn es möglich war, glücklich und selbstbewußt zu machen.
Er wußte, daß es alles andere als einfach sein würde.
» Ich werde nach Luxon suchen lassen « , sagte er sich hartnäckig. » Ich werde versuchen, sein Geheimnis zu lösen. Vielleicht kann ich ihm helfen! «
Er zuckte mit seinen breiten Schultern.
Wie sollte er es anfangen? Wo sollte er suchen lassen? Und was würde die Folge sein, wenn sich herausstellte, daß Luxon wirklich tot war?
Er fand keine Antwort auf seine Fragen.
Hadamur, der Usurpator, und seine Schergen sind davon überzeugt, sich Luxons endgültig entledigt zu haben.
Doch dem ist nicht so! Nach seinem angeblichen Tod durch Henkershand beginnt für Luxon ein neues Leben – und seine IRRFAHRT DURCH DIE DÜSTERZONE…
IRRFAHRT DURCH DIE DÜSTERZONE – unter diesem Titel erscheint auch der Mythor-Band der nächsten Woche. Der Roman wurde ebenfalls von Hans Kneifel geschrieben.
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