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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Wagen rasselte zurück zu den eigenen Leuten. Als er den nächsten Durchlaß erreichte, riß er den Arm hoch und hielt den Wagen dadurch an.
    Gamhed donnerte an der Spitze einer fast unendlich langen Kette von Kampfwagen aus der Stadt heraus.
    Die Wagen rasten, sobald sie sich auf der Ebene befanden, fächerförmig auseinander. Die frischen Krieger griffen sofort jeden Mann an, der das runde, flammenförmige Zeichen trug. Binnen kurzer Zeit vertrieben oder töteten sie jeden Krieger Hadamurs, der sich in dieser Zone befand. Sie vereinigten sich draußen auf der Ebene mit den Caer-Reitern und fegten hin und her, immer von West nach Ost und zurück. Immer mehr leblose Körper lagen auf dem staubigen Schlachtfeld. Hinter den Wolken beschrieb die Sonne ihren Weg über das Firmament. Es wurde dunkel, und die Brandpfeile zeichneten helle Lichtbahnen durch den Dunst und den Sand.
    Luxon überlegte kurz und versuchte, zu erkennen, wie weit Sieg oder Niederlage in diesem Moment entfernt waren.
    Links von ihm versanken einige blutende Diromen im Pechsee. Hinter ihm schleuderten die Wurfmaschinen riesige Kugeln aus Flammen und Rauch auf die Yarls des Gegners und versuchten, die Wehr auf den Rückenpanzern zu treffen. Eine Abteilung Orhako-Reiter Hadamurs flüchtete oder zog sich zurück. Rechts und links der dahintappenden Yarls schleuderten die Fußsoldaten Logghards ihre Wurfspeere auf die Gegner. Die Schleuderer wirbelten die langen Riemen über den Köpfen und sandten die surrenden Kieselsteine weit ins gegnerische Heer hinein. Ein solcher Stein, der richtig traf, schleuderte einen Mann mit gebrochenen Knochen zu Boden.
    Mitten in Luxons Gedanken hinein erschollen die hellen Signale der Hörner. Es schien, als ob Algajar seinen Leuten befahl, sich zurückzuziehen.
    Tatsächlich zogen sich die Reste des Heeres zurück. Aber sie flohen nicht. Die Krieger aus Hadam waren ebenso entschlossene Kämpfer wie die Verteidiger der Ewigen Stadt. Luxon wandte sich an seinen Lenker und sagte:
    »Für heute ist alles vorbei. Zurück in den Schutz der Wälle!«
    Das Gespann wendete und fuhr langsam durch die Öffnungen im System des äußersten Walles.
    Dann schwenkte draußen in der Ebene Gamhed seine Lanze. Die Späher sahen das Signal und bliesen in die geschwungenen Metallhörner. Die dumpfen Laute riefen die Krieger aus Logghard vom Schlachtfeld.
     
    *
     
    In der Dunkelheit wurden die Pechgruben angebrannt.
    Alle zehn Schritt befand sich, einige Pfeilschüsse vor dem Wall, ein tiefes Loch im Boden, das man oben durch einen Ring aus gebranntem Ton abgeschlossen hatte. Eine große Menge flüssiges Erdpech war in langer, mühevoller Arbeit in jedes Loch eingefüllt worden. Nacheinander flammten die gelblich-grünen Flammen auf und beleuchteten die Ebene. Eine Sperre von Feuern zog sich unterhalb der Türme und Wälle dahin. Ausgeruhte Krieger patrouillierten hinter den Feuern. Sie würden niemanden durchlassen.
    Die Verwundeten hatten sich in die Stadt zurückgeschleppt.
    Die Ebene war voller dunkler, bewegungsloser Körper. An einigen Stellen glühten die verbrannten Trümmer der Yarl-Befestigungen.
    Luxon, der noch die Kälte des Bades auf der Haut spürte, blickte durch die klare Luft der Nacht bis hinüber zu Algajars Hügel.
    »Sie waren hinter mir her, Gamhed!« sagte er und schüttelte sich. Eine junge Frau reichte ihm einen Becher.
    »Sie werden dich auch morgen verfolgen, und alle Tage, bis zum Ende der Kämpfe«, gab der Silberne ernst zurück. Selbst jetzt steckte sein Oberkörper noch im silbernen Harnisch. »Er will deinen Kopf, nichts sonst. Logghard ist ihm gleichgültig.«
    »Mein Kopf ist mir allerdings nicht gleichgültig«, erwiderte Luxon und hüllte sich dichter in seinen Mantel. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit war vom Meer her ein Wind aufgekommen, der Feuchtigkeit und salzigen Geruch mit sich trug. Ein Wind, der die Hitze und Schwüle des Tages vorübergehend verscheuchte und Gerüche ebenso wie die Sandwolken vertrieben hatte. Weit über der See wetterleuchtete es.
    »Dann lasse mich die Schlacht führen. Bleibe auf den Zinnen oder hinter dem Wall!« sagte der Silberne laut.
    »Es reicht, wenn ein Shallad feige ist«, knurrte Luxon. »Es sieht nicht schlecht aus um Logghard!«
    »Es war der erste Tag. Morgen wird mit mehr Zorn gefochten. Männer werden sich blind und haßerfüllt in den Kampf stürzen.«
    »Das weiß ich«, sagte Luxon und senkte den Kopf. »Ich versuche zu schlafen. Weckt mich, wenn es Zeit

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