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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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waren nicht schwer, die Achsen dick mit dem Fett aus den Körpern wilder Hunde beschmiert. Fast so schnell wie ein Reiter im Galopp rasten die Gespanne auf den fernen Hügel zu und umgingen unter Gamheds Führung geschickt die einzelnen Heeresteile, die Algajar in den Kampf schickte. Gamhed hielt sich am äußersten rechten Rand der Ebene, also an deren östlicher Grenze, wo Spalten, Hohlwege und Bäume gute Deckung gaben.
    Eine halbe Stunde etwa dauerte diese Gewaltfahrt. Dann tauchten die ersten Wachen des Lagers auf. Zuerst glaubten sie, eigene Krieger kämen. Als sich dann die Gespanne zu einer mehrfach gestaffelten Linie auseinanderzogen, begriffen sie. Die ersten Pfeile heulten heran, dann spießten die Deichseldorne die schreienden Wachen auf, die Felgen brachen ihnen die Arme und Beine, und die rotierenden Dornen an den Naben rissen furchtbare Wunden. Wieder tauchten die Bogenschützen die Pfeile, deren Spitzen mit Werg, gezupften Lumpen und trockenen Schwämmen umwickelt waren, in heißes Öl. An den Flammen der mitgeführten Fackeln entzündeten sich die dicken Pfeilspitzen. Die Geschosse flogen nach rechts und links und schlugen in Zelte, in die Planen der Nachschubwagen, in die gestapelten Vorräte an Waffen und Nahrungsmittel.
    Im Flug gaben die knisternden, funkensprühenden und lange Rauchstreifen hinter sich herziehenden Geschosse ein Summen von sich, das so laut und so bösartig klang wie Schwärme rasender Hornissen.
    Es war für die Gespanne leichter, das Lager zu überrennen und große Teile davon in Flammen zu setzen, als zwischen den brennenden Zelten wieder herauszufinden. Aber die Zeltgassen waren breit, und als die Gespanne auf Gamheds Zeichen wieder wendeten, gab es nur wenige Zusammenstöße.
    Die Loggharder, deren Wagen auseinanderbrachen, wurden von ihren Freunden in die Gespanne gerissen. Mehrere Gespanne, deren Pferde vor den Flammen und dem Chaos scheuten, galoppierten durch brennende Zelte, die auseinanderbarsten und sich mit ihren lodernden Fetzen um Tiere und Männer legten.
    Aber beherzte Krieger griffen den Tieren in die Zügel und rissen sie, deren Mähnen brannten, mit sich. Gamhed war der erste gewesen, der ins Lager eingedrungen war, aber nun galoppierten seine Pferde im letzten Drittel der Kavalkade.
    Hinter sich ließen sie ein loderndes Inferno. Sie hatten Algajars Heer einen schweren Schlag zugefügt.
    Gamhed ließ seine Pferde entlang der Gespanne nach vorn galoppieren. Seine Männer formierten sich bereits wieder zu einem spitzen Keil starrender Waffen.
    »Zum Meer! Dort kämpft Luxon!« schrie der Silberne immer wieder. Fast ebenso schnell, wie sie hierher gerast waren, zogen sie sich wieder zurück. Aber zwischen ihnen und dem Ziel bewegte sich der größte Teil des Hadamur-Heeres. So mußte Gamhed in die Richtung des Ufers ausweichen.
    Diese Richtungsänderung war auch ein Teil des Verhängnisses, das sie bald treffen sollte.
     
    *
     
    Noch bevor Luxon, dem sich unterwegs mehr und mehr Caer-Reiter angeschlossen hatte, den Kampfplatz erreicht hatte, fuhr ein Gedanke durch seinen Kopf, der ihm ein schallendes Lachen entlockte.
    Er hätte es noch vor einer kurzen Frist nicht für möglich gehalten, daß er sich selbst mutig, edel und selbstlos für eine gute Tat dieser Größe entschließen würde. Bisher stand immer nur seine eigene Person im Mittelpunkt seines Universums. Und jetzt kämpfte er als angehender Shallad für die Ewige Stadt, und er tat dies mit allen seinen Kräften. Nun, sagte er sich, und deswegen lachte er, schließlich habe ich keine persönlichen Nachteile, wenn ich erst einmal auf dem Thron meines Vaters sitze!
    »Dort vorn!« schrie er und schwenkte seinen Bogen über dem Kopf. »Nichts wie dorthin und auf sie!«
    Caer, die auf Pferden saßen, kämpften sich eine Gasse durch die Schwertmondreiter und ihre kreischenden, wild nach den Köpfen der Pferde hackenden Orhaken.
    Luxons Köcher waren voll.
    Er griff nach dem Pfeil, legte ihn ruhig auf die Sehne, bannte das Ziel mit den Blicken und löste den Griff der drei Fingerglieder. Die Sehne schlug gegen das Metall des Armschutzes, der Pfeil heulte, sich schnell drehend, davon. Er fuhr quer durch die Gurgel eines Vogels, der einen mannshohen Satz nach links tat und seinen Reiter in das Schwert eines schweigend fechtenden Caer schleuderte.
    Luxon sah die Reiter nicht, deren Kapuzen über die Helme gezogen waren. Sie kamen so langsam heran, daß niemand Verdacht schöpfte. Ihre Gesichter unter dem

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