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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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dunkelhäutige Riese, mehr als fünfundfünfzig Winter alt und in allen Dingen des Lebens und Kampfes erfahren, hob die Schultern. Der Morone sagte sich, daß er am besten fahren würde, wenn er das Schlimmste dachte und es als Wahrheit nahm. Luxon würde sterben, war vielleicht schon tot. Er würde niemals zurückkommen.
    Langsam verließ Gamhed seinen Platz und ging zu seinen Leuten, um ihnen neue Befehle zu geben.
    Während er die brüchigen Stufen, zwischen deren Fugen hellgrüne Gräser sprossen, hinunterschritt, richteten sich seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Alles hatte nach der Schlacht, vor zweieinhalb Monden und ein paar Tagen, angefangen…
     
    1.
     
    Luxon schüttelte lachend seinen Kopf. Sein helles Haar flog hin und her, als er rief:
    »Es gibt keinen Zweifel! Was auch immer geschehen wird – wir haben gesiegt!«
    Einige Tage waren seit dem letzten Ansturm der Dunklen Mächte und ihrer Kreaturen vergangen. Die tausendmal tausend Bewohner der Stadt konnten es noch immer nicht fassen. Der Druck war von ihnen gewichen, die Furcht zerstreute sich. Nach zweieinhalb Jahrhunderten der ununterbrochenen Belagerung hatten diese Schrecken nun ein Ende.
    Agynn, ein schwarzhäutiger Anführer der Legionärstruppe, kam mit hartem Schritt über die zersprungenen Platten der Terrasse auf Luxon zu. Seine Augen leuchteten, er trug den schweren Helm unter der linken Schulter. Seine Truppe hatte den vierten Wall nahe des Schlundes verteidigt und war von den Angreifern dezimiert worden.
    »Shallad Luxon?« fragte er mit kehliger Stimme. Luxon wandte sich ihm zu.
    »Du warst einer der Tapfersten«, sagte er und schlug Agynn auf die Schulter. »Was kann ich für dich tun, Agynn?«
    Agynn zögerte, dann sagte er stockend, aber furchtlos:
    »Luxon… du weißt, daß wir dich als Shallad anerkennen, und daß jeder gern sein Leben für Logghard hingegeben hat… immer wieder sagen das die Menschen, die zwischen den Trümmern ihre Siegesfeiern halten.«
    Luxon nickte. Es war richtig, was Agynn sagte. Immer wieder bildeten sich kleine Gruppen. Heitere Lieder wurden angestimmt, Weinkrüge gingen von Hand zu Hand, Fröhlichkeit brach sich ihren Weg. Niemand erinnerte sich daran, daß jemals in Logghard solch fröhlicher Gesang zu hören gewesen war.
    »Stottere nicht!« sagte Luxon lachend. »Was willst du wirklich!«
    »Es betrifft nicht mich, Luxon, aber einige Männer in meiner Truppe. Sie wollen nach Hause, zu ihren Familien. Es sind nicht viele, aber einige von ihnen zählen zu den wildesten Kämpfern. Etliche sind auch verwundet.
    Willst du sie gehen lassen, zurück in ihre Heimatländer?«
    Luxon ließ seinen Blick über die Menschen schweifen, die zwischen den Befestigungen winzige Schößlinge und Samen in frisch aufgebrochene Erde einsetzten und die Pflänzchen mit Wasser begossen.
    »Sie dürfen gehen. Sie sollen genügend Proviant mitnehmen, damit sie nicht hungern. Es soll ihnen an nichts, fehlen, denn Logghard hat genug Vorräte.«
    »Ich bleibe hier. Aber ich bringe meine Männer bis an die Grenze der Stadt!«
    »Gut so!« antwortete Luxon. »Ich brauche gute Männer, denn der Kampf um den Thron des Shallad, der Kampf gegen Hadamur, wird hart werden. Ich begehre diesen Thron, wie jeder weiß.«
    »Dabei werden dir unzählige Männer mit Begeisterung helfen, Luxon«, versicherte Agynn, hob grüßend die Hand und verließ die Terrasse. Luxon blickte ihm einige Zeit nachdenklich nach, dann lachte er kurz auf; öffentlich hatte er Logghard zu seiner Residenz erklärt. Alle Bewohner der Stadt, die Söldner und die Nordländer, die Magier und jeder, der gegen das Dunkle gekämpft hatte, stimmten ohne Vorbehalte zu. Schon die ersten Tage nach dem Sieg hatten ihnen gezeigt, daß Luxon ein großzügiger Herrscher war. Säße er auf dem Thron des Shallad, würde sich innerhalb der Grenzen vieles zum Guten ändern.
    »Ich werde ihre Waffen und ihre starken Arme brauchen – schon bald!« rief Luxon dem Anführer nach.
    Logghard war zu neuem Leben erwacht. Lange Ketten von Arbeitern beseitigten die Spuren der Kämpfe. Die Maurer türmten Ziegel aufeinander, die Zimmerleute hobelten und hämmerten, Frauen und Kinder reinigten die Straßen. Zaghaft wucherten winzige grüne Pflanzen unter den wärmenden Strahlen der Sonne. Es war ein sichtbares Zeichen der Hoffnung, die jeden Winkel Logghards erfüllte.
    Luxon warf den Kopf in den Nacken und lief eine lange Treppe hinunter, die halb im Schatten der Zinnen lag.
    Eine

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