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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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auch versuchen würden, das Meer im Süden und Westen zu blockieren. Jeder, der jetzt die Stadt verließ, war ein Todgeweihter.
    »Eine neue Belagerung steht bevor, Luxon«, unterbrach Gamhed die Gedanken Luxons. »Aber es wird ein Krieg zwischen Brüdern. Menschen werden gegen Menschen kämpfen. Nicht gegen Dämonen.«
    »Ich weiß.«
    »Viele Heimkehrer werden schon von den Soldaten getötet worden sein, Luxon.«
    »Auch das weiß ich«, murmelte Luxon.
    »Noch sind sie nicht bis vor die Stadt vorgedrungen. Sie kontrollieren die Straßen und Wege. Es wird furchtbar werden, trotz der scheinbaren Ruhe.«
    Luxons Gedanken wanderten mitunter auf seltsamen Wegen. Er war weder besonders abergläubisch, noch hatte er große Furcht vor der Magie. Zuviel Abenteuer lagen hinter ihm. Er hatte indessen die Tage und Nächte seit dem Sieg gegen die Dunklen Mächte sich entspannen können, denn Logghard war frei von der Einwirkung der Magie. Was hier und heute geschah, gehörte in die Welt der Menschen, nicht in die der Dämonen oder ihrer Priester. Gamhed dachte wie er. Die Sonne über Logghard und die fehlenden Schatten der Schwarzen Hand waren nur äußere Zeichen für diesen Zustand. Und mitten in diesen Überlegungen fiel Luxon das seltsame Verhalten von Kalathee ein – sie schien verschwunden zu sein. Aber niemand hatte sie gesehen, als sie die Stadt verließ. Befand sie sich noch innerhalb des äußersten Walles?
    Luxon hob den Kopf und sagte laut, fast trotzig:
    »Logghard hat die Dämonen besiegt. Logghard wird auch den Kampf gegen Hadamur gewinnen. Letzten Endes, sage ich mir, siegen immer wieder diejenigen, die keine Schurken und Mörder sind.«
    »Bei der Lichtsäule!« stimmte der Silberne zu und schlug hart mit dem Unterarmschutz gegen seinen Harnisch. »So soll es sein. Wir wissen, woran wir sind, Freunde.«
    Er und Luxon ließen ihre Blicke über die Menschenmenge gleiten. In den Gesichtern fanden sie Zustimmung, abwartende Unruhe und offenen Kampfeifer, aber keine Ablehnung. Die Mitteilung über die neuen Greuel schienen die Loggharder in ihren Entschlüssen nur noch bestärkt zu haben.
    »Und eines sage ich euch«, dröhnte plötzlich Gamheds Stimme auf. »Es werden auch viele Boten eintreffen, die uns sagen, daß überall im Shalladad Unruhe herrscht und Revolten ausbrechen. Wenn Hadamur dorthin seine Orhako-Reiter schickt, so wird er sie nicht gegen Logghard senden können.«
    »Ich habe es herausgefordert!« murmelte Luxon niedergeschlagen. »Ich hätte es besser wissen müssen. Keiner darf mehr die Stadt verlassen.«
    Aus dem Ring von Logghardern, die aufgeregt die beiden Männer umstanden, kamen einzelne Rufe.
    »Wir wehren auch den nächsten Angriff ab!«
    »Belagerung? Wir haben Vorräte für ein Jahrhundert!«
    »Gamhed und Luxon und wir alle – wir schlagen sie in die Flucht!«
    »Hadamurs Soldaten sind nicht unsere Brüder!«
    Luxon winkte mit beiden Armen ab. Er sagte entschlossen:
    »In einigen Tagen sehen wir weiter. Dann wissen wir mehr. Geht zurück an eure Arbeit, Freunde… wir haben noch viel zu tun.«
    Gamhed seinerseits sagte sich, daß er tatsächlich schon lange dem Hadamur die Treue gebrochen hatte. Innerlich hatte er sich von ihm losgesagt, weil er ihn als Machtbesessenen und einen Feigling kannte. Und nachdem Gamhed erfahren hatte, daß Hadamur am Tod Rhiads schuld war und auch dessen’ Sohn beseitigen lassen wollte, gab es für ihn kein Zaudern mehr. Er streckte den Arm aus, umfaßte Luxons Schultern und zog ihn mit sich fort.
    »Sohn des Rhiad«, sagte er leise, »auch diese Gefahr läßt sich überstehen. Logghard und all seine tapferen Kämpfer! Wir halten Hadamurs Truppen stand und fegen ihn zuletzt von seinem Thron in Hadam!«
    »Hoffentlich irrst du nicht«, gab Luxon zurück und ließ sich von ihm wegbringen.
     
    2.
     
    Shallad Hadamur hob ächzend seinen rechten Fuß aus dem parfümierten Wasser, setzte ihn mit Bedacht an die Brust des Sklaven und trat mit aller Macht zu. Das Fleisch an seiner fetten, fast unförmigen Wade zitterte und wackelte, als der dunkelhäutige Mann hochgerissen wurde, auf dem glatten Boden ausrutschte, sich überschlug und mit dem Hinterkopf gegen eine Säule schlug. Klirrend rollte der Krug über den Marmor.
    »Das wird dich lehren, mich mit eiskaltem Wasser zu erschrecken«, rief Hadamur. Dann, als habe es keine Unterbrechung gegeben, deutete er mit dem Zeigefinger der Linken auf Algajars Brust.
    »Das ist noch nicht genug«, ächzte er. »Deine

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