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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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an. Die Nägel waren jetzt spitz und scharf zugeschliffen. Unter den Nägeln befand sich eine schwarze, ölig schimmernde Substanz, die nach einem exotischen Harz roch. Zufrieden gestattete sich Zimmo ein kurzes Lächeln. Er fühlte die Goldstücke in seinem doppelten Gürtel. Abgesehen von einem Goldstück, das er hatte umwechseln müssen, besaß er bereits die Hälfte des Lohnes.
    Zimmo war nicht zum erstenmal in Logghard.
    Er hoffte, daß es jetzt das letztemal sein würde. Im Licht der tiefstehenden Sonne stand er auf und klopfte sich den Staub von den Stiefeln.
    Über zerstörte Zinnen der Wälle, durch Spalten und Löcher der Mauern, vorbei an den verlassenen Dunklen Zonen, über kleine Plätze und vorbei an zahllosen Gruppen, die ununterbrochen arbeiteten, war Zimmo bis zur Alten Stadt gekommen.
    Vor ihm ragte der verlassene Palast in die Höhe. Dort, im Seitenflügel, hatte Luxon sein Quartier aufgeschlagen. Zimmo hatte genügend Zeit, aber er scheute das Sonnenlicht. Er war einer der besten Mörder Algajars.
    Aufmerksam richtete Zimmo seine Augen auf die Einzelheiten seiner Umgebung. Vieles hatte er schon gesehen, jetzt, fast einen vollen Mond nach dem Sieg gegen die Dunklen Mächte. Vieles, was er jetzt erkennen konnte, war für Logghard neu und ungewohnt für ihn, der sich einstmals hatte rühmen können, jeden Stein in Logghard zu kennen.
    Er kaufte einem wandernden Händler einen kleinen Krug Wein ab, mischte ihn an einem sprudelnden Brunnen mit klarem Wasser und trank in großen Schlucken. Dann sprang er über einige Mauerreste, erreichte die breite Brüstung einer Terrasse, setzte sich darauf und schaute aufmerksam hinüber zum Palast.
    Ununterbrochen kamen und gingen einzelne Krieger und kleine Gruppen. Er verfolgte schweigend ihren Weg und sah auch, wie ein hinkender Mann die großen Vorratsbehälter der Öllampen auffüllte und die dicken Dochte abschnitt.
    Eine doppelte Kette von kleinen Lichtern würde in der Nacht einen Teil der oberen Terrasse, die lange Treppe bis dorthin und die Umgebung des Tores beleuchten. Am Tor arbeiteten jetzt noch Maurer und Zimmerleute und ein paar Frauen, von denen Abfälle und Schmutz zusammengetragen wurden. Nachts würden sie nicht mehr dort sein.
    Unbeeindruckt nahm Zimmo einen weiteren Schluck und wartete mit der Geduld eines Jägers.
    Eine Handvoll Männer, ihrer Kleidung und dem Gebaren nach Händler oder Karawanenführer, kam die Treppe hinunter.
    »…nichts und niemand kommt durch. Immer mehr Soldaten Hadamurs versammeln sich südlich von Hadam…«
    »Hier werden Kämpfer gebraucht, keine Kaufleute.«
    »Was sollen wir tun? Luxon wußte auch keinen Rat«, mischte sich ein dritter ein. »Trotzdem herrscht in den kleinen Ländern die Unruhe. Ob es nun Sidyen ist, Anola, Gomaliland… selbst in Moro-Basako.«
    »Die kleinen Herrscher blicken zweifelnd zwischen Hadam und Logghard hin und her.«
    »Aber sie handeln nicht mit uns.«
    »Was würde es nützen, wenn jede unserer Karawanen überfallen wird?«
    Zimmo konnte ihre Worte nicht mehr verstehen, aber er wußte, sie hatten recht mit dem, was sie sagten. Auf seinem Weg von Hadam bis an die Stadtgrenze hatte er zahlreiche Beweise dafür gesehen. Aber ihn, mit Algajars Siegel geschützt, hatten sie durchgelassen.
    Langsam sank die Sonnenscheibe rot und golden hinter die gezackten, verschachtelten Mauern und Zinnen. Die Kuppeln, Pfeiler und Terrassen glühten im letzten Licht auf. Der Wiederaufbau der Stadt ging in rasender Schnelligkeit vor sich, ebenso das Aufstellen neuer Truppen, die mit funkelnden Waffen ausgerüstet waren und einen grimmig entschlossenen Eindruck machten.
    »Deswegen muß Luxon sterben«, murmelte der Assassine im Selbstgespräch, leerte den Krug und schwang sich in den Schatten. Auf einer Mauerkante turnte er schnell und geschickt bis zu einem bröckelnden Sims mit zwei Doppelsäulen und einem Fabeltier, das kauernd nach unten spähte und seinen steinernen Rachen aufriß. Unbewegten Gesichtes sah der Assassine, wie Luxon und ein hünenhafter Mann in silberner Rüstung auf die Terrasse hinauskamen und sich leise unterhielten.
    Er hörte einige Fetzen des Gespräches.
    »Alle glauben an die Zukunft von Logghard, der Ewigen.«
    »Selbst die Kapitäne. Sie ahnen, daß Hadamur auch die See sperren wird.«
    Wie recht du hast, Silberner, dachte der Assassine und kauerte sich in den Schutz des steinernen Untiers.
    Je dunkler es wurde, desto mehr Fackeln, Feuer und Lampen erschienen in der dunklen

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