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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Monden jede Stunde Luxons ausfüllen. Es war einerseits der Wiederaufbau der Stadt und zum anderen alles, das dem Kampf gegen Hadamur galt.
    Schwere Tage und Nächte standen ihm und Gamhed bevor.
    Aus dem Neumond wurde eine schmale Sichel, die sich von Nacht zu Nacht verbreiterte, der erste Mondwechsel im Jahr Eins Licht.
    Die Tage vergingen, und in Logghard verschwanden mehr und mehr Spuren der Jahrzehnte, in denen die Dunklen Mächte gegen die Wälle anrannten. Siegesstimmung herrschte noch immer, und selbst die Nordländer, die man nach Logghard gezwungen hatte, feierten Luxon als Shallad und arbeiteten unermüdlich.
    Gamhed war ebenso beschäftigt wie Luxon.
    Er suchte Kämpfer und bildete Anführer aus. Handwerker und Krieger unterhielten sich und besserten Waffen und Rüstungen aus, schärften Schwerter und befestigten die frisch geschliffenen Schneiden an Speeren. Männer fanden sich zu kleineren und größeren Abteilungen zusammen und scharten sich um Anführer, die entweder vom Silbernen bestimmt oder aus den eigenen Reihen gewählt wurden.
    »Luxon!«
    Vor dem Viertel der Magier, am vierten Wall, nahe dem Yarl-Platz, rannte Gamhed der Silberne auf Luxon zu. Seine Schritte wirbelten Staub auf. Mit wild rudernden Armen schob der Kommandant die Arbeiter und die aufkreischenden Frauen zur Seite.
    »Ein Bote!« schrie er.
    Hinter ihm wankte ein junger Mann. Er stützte sich schwer auf einen abgebrochenen Speerschaft. Seine Kleidung war verschmutzt, zerrissen und voller Flecken verkrusteten Blutes. Sein Gesicht trug die Spuren eines Peitschenhiebs und unzählige Schrammen. Er war am Ende seiner Kräfte, und Gamhed fing ihn auf, als sie inmitten einer immer größer werdenden Menschenmenge vor Luxon standen. Eine böse Ahnung nahm von Luxon Besitz. Er stemmte die Fäuste in die Seiten und fragte halblaut:
    »Du bist einer der Bogenschützen, die nach Anola wollten?«
    Mit keuchender Stimme erwiderte der Mann, der nicht älter als siebzehn Lenze sein mochte:
    »Ja, Shallad. Und ich bin der einzige… Überlebende!«
    »Der einzige Überlebende«, stöhnte Luxon. Starr und schweigend stand der Silberne daneben.
    »Wir gingen am Rand der Straße… vom frühen Morgen bis zur Dämmerung… und als wir einen Lagerplatz suchten, kamen die… Vogelreiter.«
    »Hadamurs Soldaten«, knirschte Gamhed. Seine Hand fuhr zum Schwert.
    »Ja. Seine Männer. Sie schrien, daß wir Abtrünnige sind. Sie ließen uns nicht weiter. Einige von uns wollten durchbrechen. Es gab einen Kampf. Er war kurz… Shallad. Niemand ist durchgekommen. Alle wurden getötet, auch die Frauen und die Jungen. Ich konnte entkommen, weil sie mich für tot hielten.« Gamhed knurrte in blindem Zorn: »Gegen fast unbewaffnete Wanderer, die nichts getan haben! Diese Schlächter!«
    »Alle Straßen… sie schrien und verfluchten uns«, murmelte und keuchte der Überlebende, und seine Worte wurden von der entsetzt schweigenden Menge aufgegriffen und wiederholt, »…sie sagten, die Straßen zwischen Logghard, rund um Logghard… alle sind gesperrt. Hadamur hat’s befohlen.«
    »Kein Zweifel. Hadamur läßt die Stadt belagern. Wir haben noch keinen seiner Vogelreiter von den Wällen und den Ausgucken sehen können«, rief Gamhed.
    Luxon winkte, und einige Männer kamen zu ihm. Schnell hatten sie aus einigen Stangen und zwei Schilden eine Bahre zusammengeschnürt. Ehe sie den jungen Mann wegtrugen, richtete er sich auf dem Schild noch einmal auf und rief schwach:
    »Lasse niemanden mehr aus der Stadt, Shallad! Sie werden alle… umgebracht.«
    Schweigend senkte Luxon den Kopf. Er starrte zu Boden, in den aufgewühlten Sand und auf die steinernen Platten des kleinen Platzes.
    Die Menge teilte sich, und der Flüchtling wurde in eines der nächsten Häuser gebracht. An vielen Stellen der Stadt waren solche Häuser eingerichtet worden, in denen Magier, Heiler und Kräuterkundige die Loggharder behandelten, die krank und verwundet waren.
    »Ein erstes Zeichen, Luxon. Wenn eine Straße gesperrt ist, dann sind auch andere, vielleicht alle Straßen gesperrt. Hadamur hat viele Krieger.«
    »Zu viele«, murmelte Luxon niedergeschlagen.
    Er wußte sofort, was es zu bedeuten hatte. Hadamur hatte vom Sieg über die Dunklen Mächte erfahren, und ebenso davon, daß Luxon ihm den Kampf angesagt hatte. Sofort handelten Hadamur und Algajar. Sie umstellten mit ihren Kriegern die Stadt und blockierten alle Straßen, die in nördliche Richtungen führten. Es war zu erwarten, daß sie

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