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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Krieger, die in Wirklichkeit meine Krieger sind, sollen ein Blutgericht abhalten. Werft die abgeschnittenen Köpfe über die Wälle der Stadt! Der Verräter soll erkennen, mit welcher Macht er sich frevlerisch eingelassen hat!«
    »Ich habe meine Befehle bereits gegeben!« sagte Algajar. »Niemand kommt aus Logghard hinaus. Nichts und niemand kommt in die Stadt hinein.«
    »Und auf dem Wasser?«
    »Die Schiffe sind unterwegs, Shallad!« entgegnete Algajar ruhig.
    »Ich will den Kopf Luxons! Lieber heute als gestern!« keuchte Hadamur.
    »Er ist von tausendmal tausend Männern geschützt!« gab Algajar finster zu bedenken. Die Möglichkeit, ihn allein abzufangen, hatte er verspielt. Jetzt befand sich der verhaßte Emporkömmling in der Sicherheit der Wälle von Logghard. Aber solange der Shallad Hadamur auf dem Thron saß, würde er, Algajar, genügend Unterstützung erhalten, um Luxons Kopf Hadamur vor die Füße legen zu können.
    »Wir haben noch mehr Männer als tausendmal tausend«, fuhr der Shallad auf. Die Fettwülste unter seinem flachen Kinn gerieten in Bewegung. »Ich will den Kopf des Betrügers. Heute mehr als gestern!«
    »Alle Straßen und Wege, die nach Logghard führen, sind unter Beobachtung. Es warten Hunderte von Orhako-Reitern auf jeden, der aus der Stadt flüchtet!« erklärte Algajar knapp.
    »Gut. Was weiter?«
    »Jeder Landesherr im Shalladad wird genau beobachtet. Wenn einer von ihnen es an der gebotenen Treue dir gegenüber fehlen läßt, weiß ich es einen Tag später. Auch, wenn er Rückkehrer aus Logghard aufnimmt und nicht ausliefert.«
    Unausgesprochen lauerte wie eine Schimäre zwischen beiden Männern das Wissen, daß Luxon es gewesen war, der entscheidend mitgeholfen hatte, Logghard zu retten. Algajar schwor sich, nie ein Wort darüber zu verlieren, ja, nicht einmal bewußt daran zu denken, daß Hadamur sich während der gigantischen Schlacht zwischen Licht und Finsternis hier in Hadam verborgen und an nichts anderes als an seinen Totentempel gedacht hatte.
    »Du hast recht gehandelt, Algajar.«
    »Shallad, es mag sein, daß der eine oder andere Landesfürst daran zweifelt, daß du weiterhin deine Hände über ihn hältst. Was sollen wir tun, um diese Männer zu überzeugen?«
    Der Shallad bewies abermals, daß unter seinem haarlosen Schädel ein verschlagener und rastlos tätiger Verstand nistete.
    »Das alte Rezept, Algajar!« stieß er hervor. Der Sklave rührte sich noch immer nicht. »Teile und herrsche. Wenn wir einem der kleinen Herrscher die harte Faust unserer Macht zeigen, werden’s die anderen schnell merken. Sie werden es nicht wagen, sich gegen unsere Kräfte zu stellen.«
    »Welche Befehle hast du, Shallad?« fragte Algajar scheinbar ungerührt. »Ich werde dafür sorgen, daß wir Luxon bekommen. Jedes Mittel ist dir recht, Shallad?« fragte er in das Schweigen des ungeheuer dicken und reglos schwitzenden Mannes hinein.
    »Ja. Jedes Mittel!«
    »Selbst Meuchelmörder, List, dämonisches Machwerk, selbst ein Kampf gegen Logghard?«
    »Zuletzt, wenn wir keinen Erfolg haben – selbst ein Angriff auf Logghard!« bestätigte der Shallad mürrisch.
    »Wir werden unsere Soldaten und Späher auch anweisen«, sagte Algajar und blickte durch die deckenhohe Tür hinaus, hinüber auf die küstennahe Insel, wo Tausende Sklaven an dem gewaltigen Totenmal arbeiteten, »die Handelswege zu sperren, die Karawanen auszuplündern, die Waren zu nehmen, die nach Logghard gebracht werden sollen.«
    »Recht so, Algajar. Brauchst du mehr Soldaten, mehr Befehlsgewalt?«
    »Ich habe alles, Shallad, was ich brauche«, schränkte Algajar klug ein. »Aber keiner sollte Luxon und die Krieger in Logghard unterschätzen.«
    »Würde ich sie unterschätzen«, stöhnte der Shallad, »hättest du viel weniger Vollmachten.«
    »Richtig. Ich habe Schiffe ausgeschickt, um auch den Meerbusen im Süden von Logghard für die Händlerschiffe zu sperren.«
    Diesmal nickte der Shallad nur. Algajar war sicher, Zustimmung aus dieser matten Bewegung herauslesen zu können.
    »Ich werde meine Befehle geben«, murmelte er. »In kurzer Zeit ist der Sieg dein, Shallad Hadamur.«
    Er, einer der wenigen Männer im Reich Hadamurs, durfte in die unmittelbare Nähe des Shallad kommen. Seine Anwesenheit wurde geduldet. Als er ging, kam der Sklave wieder zu sich und tastete nach dem leeren Wasserkrug.
     
    3.
     
    Zimmo warf den langen, flachen Steinsplitter achtlos über die Schulter und blickte prüfend seine Fingerspitzen

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