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In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten

Titel: In hellen Sommernächten - Burnside, J: In hellen Sommernächten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burnside
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Und natürlich hätte ich wissen müssen, dass er – was? Mit mir flirtete? Die ersten Züge in einem Spiel machte, dessen einzig mögliches Ergebnis, ob nun mit mir oder welch anderem Spieler auch immer, längst feststand? Hätte ich gewusst, wie er war, hätte ich nichts mehr gesagt, doch war ich immer noch im Spiel gefangen, einem Spiel, das mir zugleich schäbig und auf perverse Weise interessant schien, da ich nicht wusste, wie ich damit aufhören sollte. Ich war also, um es anders auszudrücken, ebenjene Unschuld vom Lande, die ich so verzweifelt nicht zu sein versuchte, und wehrte ab. » Nein«, sagte ich. » Ich bin schon immer hier gewesen.«
    Er saß da und sah mich an – betrachtete mich wieder einen Augenblick zu lang, fast, als wäre ich ein Bild in einem Museum. Dann lächelte er, als wollte er sich entschuldigen und mir zu verstehen geben, dass er wisse, wie seltsam, ja, wie ungehobelt er sich benehme, mir aber auch deutlich machen, dass er nichts Böses beabsichtige und dass er, egal, welchen Eindruck er sonst vermittle, es doch zumindest ernst meine. » Das sehe ich«, sagte er. » Ich dachte nur …« Er blickte mich prüfend an, dann stand er auf. » Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. » Ich kann nicht bleiben«, sagte ich , obwohl ich nirgendwo anders bleiben wollte, und das wussten wir beide. » Ich muss zurück.«
    Er nickte. Er glaubte mir nicht, spürte aber offensichtlich mein Unbehagen und wollte sich nicht aufdrängen. » Nun, es war mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er und bedachte mich mit einem seltsamen, fragenden Blick, ehe er sich plötzlich erhob und mir die Hand hinhielt. » Ich heiße Martin«, fuhr er fort. » Martin Crosbie.«
    Ich wollte seine Hand nicht schütteln, doch ich tat es. Die Finger waren kalt und trocken wie gefrorenes Papier. Mich selbst stellte ich nicht vor. Ich weiß nicht, warum.
    Er lächelte angesichts meines Schweigens, hielt mich aber nicht für unhöflich, und sein Lächeln sollte mir signalisieren, dass ich ihn nicht beleidigt hatte, auch wenn er wusste, dass mir dieser flüchtige körperliche Kontakt unangenehm gewesen war. Einen Augenblick lang unterstellte ich, dass etwas in ihm sich darüber freute, mir Unbehagen bereitet zu haben. » Tja«, sagte er, » ich mache mich besser wieder an die Arbeit.« Er verzog das Gesicht. » Ist noch viel zu tun.«
    Ich nickte. » Schön, Sie kennengelernt zu haben«, sagte ich. Ich meinte es nicht, aber das sagt man so.
    Martin Crosbie lächelte und hob die Hand, als wollte er mir nachwinken. » Finde ich auch«, sagte er und schaute mich weiterhin aufmerksam an, doch gerade, als ich mich umdrehen wollte, sah ich einen besorgten Ausdruck über sein Gesicht huschen, so als fürchtete er, im letzten Moment könne noch etwas schiefgehen, könne es irgendeinen alltäglichen Zwischenfall geben, eine Unannehmlichkeit, die sich vermeiden ließe, wenn er nur wachsam genug bliebe. Ich war fünf, sechs Schritte weit fort, als er wieder die Stimme erhob. » Kommen Sie auf einen Tee vorbei«, sagte er. » Wenn Sie mal ein bisschen Zeit haben.«
    Ich schaute mich um. Er beobachtete mich immer noch mit diesem seltsamen, besorgten Ausdruck im Gesicht. » Danke«, erwiderte ich.
    Erneut bewegte er die Hand, und eine Sekunde lang glaubte ich, er würde tatsächlich winken. » Egal, wann«, sagte er. » Ich bin den ganzen Sommer hier, und Sie wissen, wo Sie mich finden.«
    Ich nickte. Ich hatte nicht vor, auf einen Sprung bei ihm vorbeizukommen, wollte aber auch nicht unhöflich sein. An das, was damals war, erinnere ich mich durch den Schleier dessen, was später geschah, und ich muss mir immer wieder sagen, dass ich an jenem Tag noch nichts gegen ihn hatte. Das kam erst später. Trotzdem, auch wenn ich meine Nachmittage nicht damit verbringen wollte, Tee mit Martin Crosbie zu trinken, glaube ich schon bei unserer ersten Begegnung gespürt zu haben, dass unsere Leben in den kommenden Wochen parallel verlaufen würden – parallel, ohne sich je zu berühren, doch grausam ineinander verschlungen.
    Verschlungen mag ich nicht. Ich mag’s unberührt. Es gibt zu viel Berührung auf der Welt. Zu viel Verschlungenheit. Vielleicht stimmt es ja, dass wir alle aufeinander angewiesen sind, dass alles in der Welt auf alles angewiesen ist – doch sind wir ebenso auf die Zwischenräume angewiesen. Wir brauchen diese Freiräume, denn im Raum liegt die Ordnung. Deshalb mag ich

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