In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
nicht?«, fragte Flint.
»Ich habe von ihm gehört. Oily Doyley. Geht es hier um Sheila Harrington?«
»Wen?«, fragte Flint.
»Die Frau, der sie den Hund verstümmelt und dann umgebracht haben.«
»Nee, Kumpel, leider nicht. Es geht um das Mädchen, das verstümmelt und umgebracht wurde.«
»Ach so«, sagte Bonnington ausdruckslos. »Das Mädchen aus dem Limehouse-Becken?«
Flint nickte.
»Ich habe gehört, dass sie Doyles Tochter war. Stimmt das?«, fragte Bonnington.
»Ja, Kumpel. Das stimmt. Und ich bin der, der die Untersuchung leitet.«
Coulthard stöberte im anderen Zimmer herum und hörte, was Flint sagte. Du Arsch, dachte er. Der Trottel soll dir Informationen liefern und nicht umgekehrt. Er ging zurück in den Raum, den man, großzügig betrachtet, als Wohnzimmer bezeichnen konnte.
»Ich glaube, eine von Ihren Kolleginnen kümmert sich da ebenfalls drum«, sagte Bonnington, an Coulthard gewandt.
»Was?« Coulthard überlegte kurz. »Meinen Sie Berlin?« Als Bonnington nickte, leuchteten Coulthards Augen auf. »War sie hier und hat Fragen gestellt?«
Bonnington schwieg, seine Miene verriet nichts.
Coulthard sah Flint an.
Flint zuckte mit den Schultern. Er hatte klargemacht, dass Bonnington sein Informant war, ganz allein seiner. Niemand sonst wusste über ihn Bescheid.
»Woher kennen Sie sie dann?«, fragte Coulthard.
»Hierzu berufe ich mich auf meine Schweigepflicht«, sagte Bonnington selbstgefällig.
Coulthard zählte zwei und zwei zusammen. »Verdammte Scheiße, sie ist eine von Ihren Klientinnen!«
Flint schoss aus seinem Sessel hoch und gab Coulthard ein High-Five. »Sie is’n Junkie!«, grölte er.
Bonnington lächelte knapp. Volltreffer. »Wenn Sie diese Information nützlich finden, meine Herren, dann könnten Sie mir vielleicht ebenfalls einen Gefallen tun. Ich habe ein Problem mit ihr und einem gewissen Dempster. Da könnten Sie mir helfen.«
Flint spürte, wie die Nüchternheit in ihm hochkroch. Das war ein beschissenes Gefühl. Der Himmel hatte die Farbe von nassem Matsch, und es drohte zu schneien, als er aus Bonningtons Mietshaus stolperte. Er stieg ins Auto und ließ den Motor an. Coulthard setzte sich auf den Beifahrersitz und drehte die Heizung auf.
»Ich nehme dein Angebot jetzt an, Alter. Wir können mit einem Schlag sowohl mir helfen als auch deinem Informanten«, sagte Coulthard.
»Das sind hier keine Kleinigkeiten«, warnte Flint.
Coulthards Blick besagte »Pissnelke«. »Du hast gesagt: was immer ich will.« Er drohte mit dem Zeigefinger und lächelte, aber in dem Lächeln waren keine Wärme und keine Freundlichkeit.
Flint hatte Angst, dass Coulthard ihn ruckzuck auflaufen lassen würde. Er gehörte zu den Typen, die die Waffe luden und dann höhnisch grinsend zusahen, wenn man sie abfeuerte, damit er etwas gegen einen in der Hand hatte.
»Ja, schon gut. Was willst du also?«, knurrte er.
Coulthard drehte die Heizung bis zur Höchststufe auf und erläuterte seinen Plan.
Bonnington stand am Fenster und sah Coulthard und Flint wegfahren.
Hüter von Gesetz und Ordnung, die so selten aus Prinzipientreue handelten, dass sie es auch niemand anderem zutrauten. Trottel. Aber nützliche Trottel. Sie schafften es vielleicht, ihm diesen Dempster und das Miststück vom Leibe zu halten. Es gab weiß Gott massenhaft Präzedenzfälle, wo die Behörden Leute fertigmachten.
Berlins Verhalten heute Morgen hatte seinen Verdacht bestätigt, dass der korrupte Staat seinen Arm nach ihm ausstreckte. Er setzte sich an seinen Computer, um die Nachrichten auf den Websites zu lesen, denen er vertraute. Er sah nie fern.
Die Menschen wurden durch die Fehlinformationen der Medien in die Irre geführt, geschwächt durch Laster und betrogen von Regierungen, die sich scheuten, traditionelle Werte gegen moralische Beliebigkeit zu verteidigen. Die Lauterkeit der Absicht verleiht moralische Autorität.
Warum begriffen das nur so wenige?
Die Übrigen mussten es auf die harte Tour lernen.
Er hatte sich der Aufgabe verschrieben, diese Lektion zu erteilen.
54
Auf dem Revier herrschte die übliche nächtliche Geschäftigkeit.
Dempster war seit dem Streit mit Berlin und dem heimlichen Entwenden der Doyle-Akte mulmig. Er wusste nicht, warum ihm das etwas ausmachte, aber es beschäftigte ihn. Deshalb hatte er die Akte für sie noch fotokopiert und in einen Umschlag gesteckt, obwohl sie einen Verstand wie ein Tellereisen hatte und wahrscheinlich den Inhalt längst auswendig kannte. Es war
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