In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
City bringen, die ihm einen anständigen Kaffee anboten, während ihre hochbezahlten Analysten die Datei herausfiddeln würden.
Er würde die Rechnung an den verdammten Innenminister schicken und ihm sagen, er solle sie mit seinen Spesen abrechnen. Sie würden es ihm nicht abschlagen. Was die Spesen des Ministers anging, wusste Thompson, wo die Leichen im Keller lagen.
68
Doyle war nach Berlins Fortgang so erregt, dass er trotz des Wetters unbedingt aus dem Haus musste. Er hatte jetzt ein Ziel, eine Absicht. Eine Motivation.
Er konnte nicht mehr stillsitzen. Er hatte Appetit bekommen.
Er beschloss, zu Pellicci’s zu gehen, ein Wurstsandwich zu essen und ein paar Telefongespräche zu führen. Fernley-Price war nach den Verletzungen, die er ihm zugefügt hatte, wahrscheinlich in einem Krankenhaus gelandet. Wenn es dem Arsch schlecht ging und er dort im Bett lag, war eins sicher: Zu Hause wartete niemand, um sich um ihn zu kümmern.
Die Wut, die er im Bauch hatte, war die beste Art von Wut: eiskalt. Er konnte die Situation ganz neutral betrachten. Wenn eine Alte ins Gras gebissen hatte, war der Olle der Hauptverdächtige. Wenn das einer wusste, dann er. Er hatte das alles mit Nancy durchgemacht.
Er dachte an sein erstes Zusammentreffen mit dem Banker. Der Mistkerl war im Silent Woman an seinen Tisch gekommen und hatte gefragt, ob er sich setzen dürfe.
»Wenn Sie möchten«, hatte Doyle gesagt. Fernley-Price hatte ihm einen ausgegeben, dann noch einen, und gefragt, ob er an einem Geschäft interessiert sei. Er schien eine Menge über Doyles Geschäfte zu wissen. Als Doyle ihn danach fragte, sagte er nur »Routineüberprüfung«.
Was für ein Trottel er gewesen war. Er hatte geglaubt, Fernley-Price musste irgendwie einen seiner Kunden gekannt und Doyles Ruf überprüft haben, war davon beeindruckt und beschloss, ihn zum Partner zu machen. Wenn Doyle es ehrlich betrachtete, war er vom Respekt des City-Gentlemans beeindruckt gewesen, der in sein Geschäft einsteigen wollte. Hier bot sich eine Chance, Frank endlich mal zu zeigen, was er konnte, eine Chance, das große Geld zu machen.
Offenbar hatte Fernley-Price eine Menge Geld beiseitegeschafft – sein eigenes und das einiger besonderer Kunden. Nachdem der Crash alle ihre sonstigen Investitionen geschreddert hatte, sollte das nun für sie arbeiten. Doyle wusste, wo man es gegen Höchstrendite platzieren konnte. Null Risiko.
Aber jetzt war die Sache sonnenklar. Gina hatte Fernley-Price alles über die Geschäfte ihres Papis erzählt. Aber vielleicht hatte sie ja vergessen zu erwähnen, dass er ihr Vater war. Mannomann, als sie noch ein Kind war, hatte er sie zum Kassieren mitgenommen. Natürlich hatte er sie bei den schwierigeren Fällen im Auto gelassen. Wenn er mit Frank die Abrechnung gemacht hatte, war sie im Zimmer herumgesprungen. Damals war Frank noch völlig klar im Kopf. Er war ganz vernarrt in sie.
Doyle hatte damals nicht verstanden, warum Gina ihn angezeigt hatte, aber sie hatte für ihre Mutter immer viel übrig gehabt. Sie war schlau, seine Gina. Sie hatte das wohl als eine Möglichkeit gesehen, sich zu rächen. Dann hatte sie ihren Mann noch mit reingezogen. Offensichtlich hatte sie von dem auch die Nase voll gehabt, ein Beweis für ihren guten Geschmack.
Er würde Fernley-Price finden und zu Ende bringen, was er angefangen hatte.
Gina würde sich freuen.
69
Die Fensterscheiben von Sheilas winziger, überheizter Küche waren ganz beschlagen. Es roch nach Berlins nassem Wollmantel.
Sheila war hochgegangen, um mehr Ampullen zu holen. Berlins erster Impuls war »Nichts wie weg!«, aber Sheila hatte die Vorzeigeexemplare mitgenommen. Das war also die Frau, die Rosenwänglein im Wartezimmer gesehen hatte. Diese Frau hatte Lazenby erschossen. Aber es war auch die Frau, die das Heroin hatte.
Berlin kämpfte gegen das Chaos in ihrem Kopf und gegen den fiebrigen Tanz in ihren Adern an. Sie versuchte zu denken. Sie konnte ihre Drogen bekommen oder eine Mörderin hinter Gitter bringen. Entweder oder.
Sie stand zwischen ihren Eltern und sah mit zusammengekniffenen Augen zu ihnen hoch. Hinter ihnen gleißte das Sonnenlicht.
»Du kannst mit ihm mitgehen oder bei mir bleiben«, sagte ihre Mutter. »Du kannst nicht beides haben, Catherine.«
Stumm starrte sie in die Sonne und konnte nichts mehr erkennen. Als sie blinzelte, sah sie ihren Vater weggehen.
Das Handy war in ihrer Hand, und sie tippte bereits, bevor sie wusste, was sie tat. Sie wurde auf
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