In ihrem Blut: Thriller (German Edition)
verzweifelten Frau einen verrückten Plan eingab?
Bonnington wusste, wie Lazenby arbeitete, und er wusste, dass Sheila Kontakte zu Dealern hatte: Sie hatte ihrem Mann jahrelang dabei zugesehen.
Bonnington hatte ihr einen Gefallen getan, indem er ihr die Kinder zweimal abgenommen hatte: das erste Mal, als sie die Schweinerei beseitigt hatte, nachdem Doyle den Hund verstümmelt hatte, und dann später noch einmal, damit sie die Tat begehen konnte. Dadurch hatte er sich selbst ein Alibi verschafft.
»Wir könnten Sie wegen krimineller Verschwörung belangen mit dem Ziel, Lazenby zu ermorden«, sagte Dempster.
»Ich habe nicht erwartet, dass sie ihn umbringt. Ich habe ihn nicht mal erwähnt, nur, wie seine Praxis funktionierte.«
»Aha. Und was war der Plan?« Dempster war ehrlich interessiert, er begriff es einfach nicht.
»Einfacher bewaffneter Überfall. Dann hätte sie das reine Heroin verkaufen können, und Junkies wären reihenweise gestorben, bevor die Polizei ihr auf die Schliche gekommen wäre. Dann hätte es einen empörten Aufschrei gegeben, und Lazenby wäre am Ende gewesen. Damit wäre es mit der Verschreibung von Heroin für Süchtige ein für alle Mal vorbei gewesen. Das ganze System wäre aufgedeckt worden.«
Dempster wurde klar, dass er bei Bonnington richtig gelegen hatte – aber aus den falschen Gründen. Bonnington wollte nicht die Drogen aus dem Umlauf nehmen, er wollte damit so viele Menschen wie möglich umbringen. Ein einzelner Tod hätte ihm nie genügt. Auch nicht zwei. Dempster dachte an Merle Okonedo.
Er hatte einen großen Sieg errungen, aber er fühlte sich seltsam betäubt. Wenn er die gute Seite der ganzen Angelegenheit betrachtete, die ihm gar nicht so gut vorkam, würden Vorfälle wie das Zusammenschlagen von Flint und der Klau seines Autos ihm im schlimmsten Fall eine Rüge einbringen. Er war auf jeden Fall ein vorgesetzter Beamter.
Bonnington war ein übler Mistkerl, aber in den Augen des Gesetzes war sein schlimmstes Vergehen bis dato der Besitz einer verbotenen Startpistole. Der Richter würde weinen, wenn er erfuhr, warum Bonnington sie besaß.
Dempster beschloss, bevor er ging, das letzte Tröpfchen Information aus diesem Idioten herauszupressen. Er würde keine zweite Chance dazu bekommen.
»Also, Daryl, Sie haben demnach Merle Okonedo durch ihren Bruder kennengelernt, als der im Knast war?« Er formulierte es als beiläufige Erkundigung und benutzte Bonningtons Vornamen. Damit stellte er eine intimere Beziehung zwischen ihnen her.
»Er war einer meiner Klienten. Unglücklicherweise starb er an einer Überdosis. In einer unserer drogenfreien Einrichtungen.«
»Dann war ihr Tod also kein Unfall? Sie haben sie getötet«, sagte Dempster.
War Bonnington verrückt oder eitel genug, um das vor Tausenden zuzugeben?
»Warum tun Sie das, Dempster? Sie arbeiten für einen moralisch bankrotten Staat, indem Sie ein paar entartete Individuen fangen. Das ist doch reine Augenwischerei, um die wahre Korruption zu verschleiern.«
»Vielleicht stimmt das, was Churchill gesagt hat: Es ist ein mieses System, aber das beste, das wir haben, oder besser als die Alternative. Jedenfalls irgendwas in der Art.« Aber er wusste, dass das nicht überzeugend klang.
»Sie war bereit«, sagte Bonnington. »Aber es stimmt, ich habe sie umgebracht.«
Tief innen in Dempster zerbrach etwas. Er hielt den Atem an.
»Die Hand ist schneller als das Auge«, sagte Bonnington, während er sein Hemd aufriss.
Dempster erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Wut, die Bonnington antrieb. Der wollte ein Publikum von Millionen, nicht nur von Tausenden. Das Video würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten.
Er dachte an Berlin.
»Alles ist miteinander verbunden«, sagte Bonnington und drückte auf den Auslöser.
71
Flint trank gerade seine dritte Tasse Tee, als Doyle hereinkam. Doyle wirkte geistesabwesend und bemerkte Flint nicht, obwohl nichts los war in der Kneipe. In der Ferne hörte man ein dumpfes Donnern. Der Regen würde den Schnee in Matsch verwandeln. Flint hasste Matsch. Er ruinierte einem die Schuhe. Momentan hasste er alles.
Er kochte vor Wut.
Sein Gespräch mit Dempster hatte alle Zweifel ausgeräumt, dass Coulthard ihn angeschmiert hatte. Wenn Dempster nicht Flints Ausweis hatte, blieb nur noch die Möglichkeit, dass Coulthard ihn an sich genommen hatte, während Flint bewusstlos auf dem Boden lag. Der Arsch konnte ungestraft Morde begehen, wenn er diesen verdammten Ausweis
Weitere Kostenlose Bücher