In jenem Sommer in Spanien
anrufen.“
„Ja, ja, das sagt die Richtige. Ständig vergisst du den Akku zu laden. Was, wenn ich dann mal unbedingt mit dir sprechen muss?“
Alex zuckte die Schultern und ratterte die Nummer ihrer Eltern herunter. Dann meinte sie allerdings, dass sie noch nicht so genau wisse, ob sie tatsächlich hinfahren würde.
„Vielleicht kann ich Mum und Dad dazu überreden, nach London zu kommen. Sie waren seit einer Ewigkeit nicht mehr hier. Also ich weiß noch nicht. Ich sag’s dir dann.“ Wieder ein breites Lächeln.
Gabriel seufzte. Am liebsten hätte er sofort geheiratet. Es passte ihm nicht, dass er einmal quer durch London fahren musste, um seinen Sohn zu sehen. Und es gefiel ihm nicht, dass Alex in der Weltgeschichte herumgeisterte, als sei sie noch Single. Womöglich wartete da in Irland irgend so eine alte Flamme auf sie. Natürlich würde er niemals zugeben, dass er diese Befürchtung hegte, aber wenn sie verheiratet wären, gäbe es solche Aktionen nicht mehr. Er beschloss, seine Geschäftsreise um ein, zwei Tage zu verkürzen. Er musste ja nicht an jedem Meeting persönlich teilnehmen. Wozu gab es Telefonkonferenzen?
Hin und wieder warf ihm Alex einen Blick zu, stolz darauf, dass sie ihm so toll vorgespielt hatte, dass es ihr nichts ausmachte, wenn er sie allein ließ. Je unabhängiger sie war, desto mehr würde er sie respektieren, und im gleichen Maß würde bestimmt auch seine Wertschätzung für sie steigen.
Und wenn er zurückkehrte, würde sie ihn mit offenen Armen empfangen. Und Luke mit seinem lockigen dunklen Haar und dem gewinnenden Lächeln würde ihm seine Arme entgegenrecken. Und sie würde etwas kochen, nichts allzu Außergewöhnliches: Hauptsache warm, gutbürgerlich und herzerwärmend.
Und das hätte sie auch wirklich getan, aber zwei Tage später wurde ihr etwas unter der Tür durchgeschoben, das all ihre Pläne zunichtemachte …
10. KAPITEL
Alex hatte Luke zum Kindergarten gebracht und war danach noch einkaufen gegangen. Den Umschlag, der zu Hause hinter ihrer Eingangstür lag, musste jemand persönlich vorbeigebracht haben. Darin war ein ordentlich ausgeschnittenes Zeitungsfoto mit folgender handschriftlicher Notiz:
Ich dachte, das sollten Sie gesehen haben.
Eine halbe Ewigkeit starrte Alex auf das Foto, wobei die Zeit stehen zu bleiben schien.
Gabriel war wie immer gut zu erkennen, den Kopf stolz erhoben, sah er ein wenig arrogant zu Cristobel hinunter, die ihn anstrahlte. Hatte sie ihr den Zeitungsausschnitt unter der Tür durchgeschoben? Natürlich. Wer sonst? Er stammte aus einem amerikanischen Boulevardmagazin.
Was hatte die kleine Spanierin denn in New York zu suchen gehabt? Dazu fiel Alex nur eine Antwort ein, die dafür sorgte, dass sie alles bisher mit Gabriel Vereinbarte anzweifelte und sich ihr Herz vor Schmerz und Zorn zusammenzog. Sie ließ ihre Einkäufe, wo sie waren, und setzte sich an den Küchentisch, um sich das Foto noch einmal genau anzusehen.
Seitdem Gabriel in New York war, hatte er sie zweimal angerufen. Sie hatte sich jedes Mal ganz lange mit ihm unterhalten, einfach so, über nichts Besonderes geredet, zufrieden, dass sie seine tiefe Stimme mit dem verführerischen Akzent hörte, während er davon erzählte, was er in New York alles machte. Jetzt fragte sie sich, ob Cristobel da wohl schon bei ihm im Hotelzimmer gewesen war. Vielleicht hatte sie ungeduldig mit den langen roten Fingernägeln auf die Sessellehne getrommelt und hin und wieder auf ihre diamantbesetzte Uhr gesehen, während sie ungehalten darauf wartete, dass er endlich auflegte.
Die ganze Sache regte Alex so auf, dass sie sich für den Rest des Tages nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Sie wollte eigentlich mit dem Packen beginnen und sich überlegen, welche persönlichen Dinge sie mit in das neue Haus nahm. In ihr neues Leben! Jetzt erschien ihr das sinnlos. Noch heute Morgen hätte sie alles getan, um ihre Zweckehe in eine Beziehung zu verwandeln, die auf Liebe basierte. Nachdem sie aber das Bild von Gabriel und Cristobel gesehen hatte, wurde ihr klar, dass sie um seine Zuneigung nicht mehr zu kämpfen brauchte, weil die längst einer anderen Frau gehörte. Wenn sie es trotzdem versuchte, würde sie sich nur lächerlich machen.
Alex überlegte, ob sie einfach ihre Sachen packen und nach Irland zurückkehren sollte. Aber das wäre auch sinnlos.
Womöglich käme er dann auf die Idee, seine Macht und seinen Einfluss geltend zu machen, um ihr Luke wegzunehmen. Aber nein, so weit
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