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In kalter Absicht

In kalter Absicht

Titel: In kalter Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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nicht flach liegen.
    »Das macht unseren Gynäkologen ja wieder interessanter«, sagte er nachdenklich und zeigte auf den Namen des Arztes. »Und die Krankenschwester eigentlich auch. Abgesehen davon, daß sie eine Frau ist. Das bringt einige unserer Theorien ins Wanken …«
    »Wir suchen nicht nach einer Frau«, sagte Inger Johanne. »Und vermutlich auch nicht nach einem Arzt.«
    Yngvar schaute auf und fragte:
    »Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Wir dürfen wegen dieser neuen Informationen nicht alles vergessen, was wir bisher überlegt haben«, sagte sie energisch. »Hier ist weiterhin die Rede von einer beschädigten Persönlichkeit. Von einem Psychopathen oder von einem Menschen mit eindeutig psychopathischen Zügen. Ich glaube, wir suchen einen Mann, der eine lange Reihe von gescheiterten Beziehungen hinter sich hat. Auch, was seine Ausbildung angeht. Er kann vielleicht studiert haben, ist aber wohl kaum fähig, eine Ausbildung zu Ende zu führen, mit allen Verpflichtungen und Mühen, die dazu gehören. Er kann durchaus intelligent sein, möglicherweise auch hochintelligent, und sich aufgeschnappte Kenntnisse zunutze machen. Während der letzten Jahre hat sich im Internet eine ganze Informationswelt eröffnet. Du findest Anleitungen zum Bombenbasteln und Selbstmordvereine; es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn es auch eine Seite mit raffinierten Mordtips gäbe. Unser Mann kann aber auch durchaus clever genug sein, um sich das alles selber auszudenken, einfach aufbauend auf den zahllosen medizinischen Websites. Er ist zweifellos intelligent. Aber ein Staatsexamen könnte er nie im Leben ablegen. Und wie lange dauert heute eine Ausbildung zum Krankenpfleger? Vier Jahre? Ich halte es für fast unmöglich, daß dieser Mann so etwas schaffen könnte.«
    »Aber warum diese Raffinesse?«
    »Mit Kalium, meinst du?«
    »Ja. Warum eine dermaßen … ausgeklügelte Mordmethode? Er hätte sie doch erwürgen können, sie erschießen, sie von mir aus auch ertränken.«
    »Kontrolle«, sagte Inger Johanne. »Überlegenheit. Er will sich als souverän erweisen. Vergiß nicht, dieser Mann fühlt sich beleidigt. Zutiefst beleidigt. Nicht von einer Person, nicht von einem Ereignis. Er hat einen ganzen Vorrat von Niederlagen angehäuft, für die er sich rächen will. Den Kindern das Leben zu nehmen, ohne daß wir auch nur begreifen können, wie er das bewerkstelligt hat …«
    »Opa«, sagte eine dünne Stimme.
    Inger Johanne erschrak darüber, daß sie den Jungen nicht gehört hatte. Er stand bereits mitten im Zimmer, mit einem Teddy unter dem Arm. Sein T- Shirt wies einen großen Ketchupfleck auf. Yngvar hatte das Angebot ausgeschlagen, einen alten Schlafanzug von Kristiane auszuleihen. Der obere Rand der Nachtwindel war dem Jungen tief unter den Nabel gerutscht, und ein nicht mißzuverstehender Geruch ließ Inger Johanne aufspringen und ihn ins Badezimmer bringen. Aus irgendeinem Grund hoffte sie, daß Yngvar ihr nicht folgen würde. Amund war ungewöhnlich zutraulich. Als sie sich auf den Klodeckel setzte, um den Jungen von der schmutzigen Windel zu befreien, lachte er strahlend.
    »Ingejonne«, sagte er und fuhr mit seinem Patschhändchen über ihre Wange.
    Yngvar hatte im Badezimmer eine Tasche mit neutraler Seife, drei Windeln und einem Schnuller abgestellt.
    Du bist davon ausgegangen, daß der Junge hier schlafen würde, dachte sie. Ein mitgebrachter Schlafanzug hätte das aber zu deutlich werden lassen. Drei Windeln dagegen?
    » Dein Opa ist ein schlauer Fuchs«, sagte sie und hob den Jungen ins Waschbecken.
    »Nicht den Po waschen«, forderte Amund und strampelte mit den Beinen. »Nicht den Po.«
    »Aber sicher«, erklärte Inger Johanne. »Den hast du dir doch vollgekackt. Weg mit der Kacke!«
    Sie verpaßte ihm einen Klaps auf seinen runden Po. Amund lachte.
    »Das nicht«, schluchzte er auf, als sie das lauwarme Wasser über seine Haut fließen ließ.
    »Du mußt schön sauber sein, wenn du gut schlafen willst.«
    »Krankenwagen sind weiß«, sagte Amund. »Nicht rot.«
    »Da hast du wirklich recht, Amund. Krankenwagen sind weiß.«
    »Bulanz.«
    »Ambulanz. Du bist ja vielleicht tüchtig.«
    Der Junge schmiegte sich in das Handtuch.
    »Fertig mit Schlafen«, sagte er und lachte.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Yngvar von der Tür her. »Komm her, dann bringt Opa dich wieder ins Bett. Vielen Dank, Inger Johanne.«
    Es ging nicht. Nach einer halben Stunde kam Yngvar mit dem Kleinen auf dem Arm

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