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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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akzentfrei.
    »Ja.«
    »Davon hat er mir nichts gesagt.«
    »Wahrscheinlich hat er’s vergessen«, erklärte Reacher. »Soviel ich gehört habe, ist er ein ziemliches Arschloch.«
    Ihre Miene wurde starr. Aber nicht vor Schreck. Sie hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken.
    »Wen darf ich melden?«
    »Rutherford B. Hayes«, antwortete Reacher.
    Die Filipina zögerte, dann lächelte sie.
    »Er war der neunzehnte Präsident«, sagte sie. »Nach Ulysses S. Grant. 1822 in Ohio geboren. War von 1877 bis 1881 im Amt. Einer von sieben Präsidenten aus Ohio. Der mittlere von drei aufeinander folgenden.«
    »Einer meiner Vorfahren«, sagte Reacher. »Ich stamme auch aus Ohio. Aber ich interessiere mich nicht für Politik. Sagen Sie Mr. Brewer, dass ich bei einer Bank in San Antonio arbeite und wir soeben ein auf den Namen seines Großvaters lautendes Aktienpaket im Wert von etwa einer Million Dollar entdeckt haben.«
    »Da wird er begeistert sein«, meinte die Filipina.
    Sie ging davon, und Reacher konnte sie die Treppe im Hintergrund der Eingangshalle hinaufschweben sehen. Die Eingangshalle von der Größe eines Baseballplatzes war still und kühl, mit goldgelbem Hartholz getäfelt, das Generationen
von Dienstmädchen glänzend poliert hatten. An einer Wand befand sich eine Standuhr, die größer als Reacher war, und zählte leise tickend die Sekunden. Zur Einrichtung gehörte auch eine antike Chaiselongue, wie man sie auf alten Ölgemälden vornehmer Damen sehen konnte. Reacher fragte sich, ob sie zusammenbrechen würde, wenn er sich mit seinem Gewicht darauf niederließe. Er drückte mit einer Hand auf den Samtbezug. Spürte die Rosshaarpolsterung darunter. Dann kam die Filipina wieder die Treppe herabgeschwebt.
    »Er lässt bitten«, sagte sie. »Er ist auf dem Balkon hinter dem Haus.«
    Im ersten Stock lag ein Foyer mit den gleichen Abmessungen und ähnlicher Ausstattung wie die Eingangshalle. Fenstertüren führten auf den rückwärtigen Balkon hinaus, der die gesamte Hausbreite einnahm und einen Blick über weites, in der Sonne flimmerndes Grasland bot. Er war überdacht, und unter dem Sonnendach drehten sich langsam zwei Deckenventilatoren. Schwere weiße Korbmöbel waren zu einer Sitzgruppe arrangiert. In einem der Sessel saß ein Mann mit einem kleinen Tisch neben sich, auf dem ein Glaskrug und ein Glas, das Limonade zu enthalten schien, standen. Der Mann hatte einen Stiernacken, eine weiße Mähne und ein von der Sonne verbranntes, von Runzeln und Falten durchzogenes rotes Gesicht und war ungefähr sechzig. Vor zwanzig Jahren mochte er Eindruck gemacht haben, aber jetzt lag seine beste Zeit hinter ihm. Er war ganz in Weiß gekleidet. Weiße Hose, weißes Hemd, weiße Schuhe. Er sah aus, als wollte er gleich in einem exklusiven Country-Club Krocket spielen.
    »Mr. Hayes?«, rief er.
    Reacher trat näher und nahm Platz, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte er.
    »Drei Söhne«, antwortete Brewer.

    »Einer von ihnen zu Hause?«
    »Sie sind alle in der Arbeit.«
    »Ihre Frau?«
    »Die ist auf Verwandtenbesuch in Houston.«
    »Sie sind also hier mit dem Dienstmädchen allein?«
    »Wieso fragen Sie das?« Er war ungeduldig und leicht verwirrt, aber trotzdem höflich, wie es Leute sind, auf die eine Million Dollar wartet.
    »Ich bin Bankier«, sagte Reacher. »Ich muss solche Fragen stellen.«
    »Berichten Sie mir von den Aktien«, bat Brewer.
    »Die gibt es nicht. Das war gelogen.«
    Brewer wirkte überrascht, dann enttäuscht, dann irritiert.
    »Wozu sind Sie dann hier?«, fragte er.
    »Das ist ein Trick, mit dem wir arbeiten«, erklärte Reacher. »In Wirklichkeit bin ich Kreditsachbearbeiter. Will jemand einen Kredit aufnehmen, soll das Personal vielleicht nichts davon erfahren.«
    »Aber ich brauche keinen Kredit, Mr. Hayes.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Das ist nicht, was wir gehört haben.«
    »Ich bin ein reicher Mann. Ich verleihe Geld. Ich leihe mir keins.«
    »Tatsächlich? Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Verpflichtungen nachzukommen.«
    Brewer schien allmählich zu begreifen. Seine Haltung versteifte sich, sein Gesicht wurde noch röter, und er starrte auf die Umrisse der Pistole in Reachers Hosentasche. Dann griff er nach einer kleinen Silberglocke auf dem Tischchen. Ihr Ton war hell und durchdringend.
    »Maria!«, rief er und klingelte Sturm. »Maria!«
    Die Filipina kam durch dieselbe Tür wie Reacher.

    »Rufen Sie

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