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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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oder fünfmal gebraucht und gereinigt worden. Das sprach von gewissenhaften Übungen auf dem Schießstand. Vielleicht in irgendeinem exklusiven Keller in Manhattan. Er lächelte. Schob die Pistole wieder unter die Karten im Handschuhfach. Dann fuhr er seinen Sitz ganz zurück, ließ den Motor an und stellte die Klimaanlage ein. Er nahm eine der Straßenkarten aus dem Handschuhfach und breitete sie auf dem leeren Beifahrersitz neben sich aus. Zog das zusammengefaltete Blatt Papier aus der Hemdtasche und suchte die Adresse des Ranchers auf der Karte. Der Mann schien irgendwo nordöstlich der Stadt zu wohnen – ungefähr eine Stunde von hier, wenn er zügig fuhr.
    Der VW hatte Handschaltung, und Reacher würgte den
Motor zweimal ab, bevor er den Trick mit der zu schnell kommenden Kupplung heraushatte. Der knallgelbe Beetle war sehr auffällig, und er fühlte sich beengt darin. Am Instrumentenbrett klebte eine Blumenvase mit einer kleinen welken rosa Blüte, die sich rasch erholte, als die Klimaanlage lief. Das Wageninnere roch leicht nach irgendeinem teuren Parfüm.
    Laut Karte gab es sieben Straßen, die aus Pecos hinausführten. Er war auf der südlichsten in die Kleinstadt gelangt, aber an dieser Straße gab es nicht, was er suchte. Also musste er die sechs anderen abklappern. Sein Instinkt führte ihn nach Westen. Also fuhr er in Richtung El Paso, folgte einer leichten Rechtskurve und fand genau das, was er suchte. In jeder noch so kleinen Stadt gibt es an einer der Ausfallstraßen Autohändler, und Pecos bildete keine Ausnahme.
    Reacher fuhr die Straße entlang, wendete dann und fuhr auf der Suche nach der richtigen Werkstatt zurück. Es gab zwei, die in Frage kamen. Beide warben mit bunten Reklametafeln, auf denen Foreign Car Service stand. Beide boten Kostenlose Leihwagen an. Er entschied sich für die weiter außerhalb liegende. Sie hatte zur Straße hin eine Verkaufsfläche mit Gebrauchtwagen, auf der ein Dutzend Klapperkisten, mit Fahnenschmuck und zu Tiefstpreisen angeboten, stand. Das Verkaufsbüro war ein alter Wohnwagen. Hinter der Verkaufsfläche lag ein langer, niedriger Schuppen mit mehreren Hebebühnen. Sein Boden bestand aus ölgetränkter Erde. In der Werkstatt hielten sich vier Automechaniker auf. Einer von ihnen lag halb unter einem englischen Sportwagen. Die anderen drei schienen im Augenblick keine Arbeit zu haben.
    Er fuhr den gelben Beetle in den Schuppen. Die drei unbeschäftigten Mechaniker kamen langsam herüber. Einer von ihnen sah wie ein Vorarbeiter aus. Reacher erklärte ihm, er wolle die Kupplung neu eingestellt haben. Der Mann schien über den Auftrag erfreut zu sein. Er sagte, das werde ihn vierzig Bucks kosten. Reacher war einverstanden und verlangte
einen Leihwagen. Der Kerl führte ihn hinter den Schuppen und deutete auf einen Chrysler LeBaron, ein uraltes Kabrio. Sein ehemals weißer Lack war jetzt von Alter und Sonne khakifarben. Reacher nahm Alices Pistole zwischen den Straßenkarten versteckt mit. Er legte alles auf den Beifahrersitz des Kabrios. Dann bat er den Mechaniker um ein Abschleppseil.
    »Was wollen Sie denn damit?«, fragte der Kerl.
    »Nichts«, antwortete Reacher. »Ich will nur ein Abschleppseil, das ist alles.«
    »Sie wollen ein Seil, aber nichts damit abschleppen?«
    »Genau«, sagte Reacher.
    Der Kerl zuckte mit den Schultern, ging weg und kam mit einem Seil zurück. Reacher warf es in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. Dann fuhr er mit dem LeBaron in die Stadt zurück, verließ sie wieder in Richtung Nordosten und fühlte sich schon viel besser. Nur ein Vollidiot hätte versucht, sich in der texanischen Wildnis mit einem knallgelben Beetle mit New Yorker Kennzeichen und einer Blumenvase am Instrumentenbrett als illegaler Schuldeneintreiber zu betätigen.
     
    Mitten in der Wüste hielt er, um die Kennzeichen des Chrysler mit einem Centstück abzuschrauben. Er legte sie zu dem Abschleppseil in den Fußraum und warf die Schrauben ins Handschuhfach. Dann fuhr er weiter und hielt Ausschau nach seinem Ziel. Er befand sich ungefähr drei Stunden nördlich der Red House Ranch. Das Land sah ziemlich ähnlich aus, war aber besser bewässert. Hier wuchs Gras, und die Mesquitebüsche zeigten Spuren von Brandrodung. Es gab auch Felder, auf denen Grünzeug wucherte. Vielleicht Paprika. Oder Honigmelonen. Er hatte keine Ahnung. An den Straßenrändern wuchs wilder Indigo. Gelegentlich ein Feigenkaktus. Nirgends Menschen. Die Sonne stand hoch, und der Horizont verschwamm

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