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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Alle Innenwände zum Schreibzimmer und zu den anderen Büros bestanden ab Tischhöhe aus Glas. Vor den Glaswänden waren altmodische Jalousien mit breiten Holzlatten an Baumwollbändern angebracht. Insgesamt wirkten die Räumlichkeiten beengt und veraltet. An sämtlichen Fenstern waren Klimageräte montiert. Sie liefen alle auf Hochtouren, und ihre Motorengeräusche verschmolzen zu einem tiefen Brummen, das die Wände leicht erzittern ließ.
    Im Schreibzimmer standen zwei übervolle Schreibtische, beide besetzt. Am hinteren saß eine Frau mittleren Alters, die hierher zu gehören schien, während sich am vorderen ein junger Mann niedergelassen hatte, der wie ein in den Semesterferien hier arbeitender Praktikant aussah. Er war offenbar auch für den Empfang von Besuchern zuständig, denn er sah mit einem strahlenden Was-können-wir-für-Sie-tun- Lächeln auf.
    »Hack Walker möchte mich sprechen«, sagte Reacher.
    »Mr. Reacher?«
    Als Reacher nickte, deutete der junge Mann auf das Eckbüro.
    »Er erwartet Sie«, sagte er.

    Reacher schlängelte sich durch das enge Schreibzimmer zum Eckbüro. In die Tür war ein Fenster eingelassen, unter dem ein Namensschild aus durchsichtigem Kunststoff hing. Auf dem Schild stand Henry F.W. Walker, Bezirksstaatsanwalt . Die Holzjalousie hinter dem Fenster war geschlossen. Reacher klopfte kurz und öffnete die Tür, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    Das Büro hatte an beiden Seiten je ein Fenster und war mit Aktenschränken, einem großen Schreibtisch, auf dem sich Akten stapelten, einem Computer und drei Telefonen ausgestattet. Hack Walker saß in einen Ledersessel hinter dem Schreibtisch zurückgelehnt und hielt ein gerahmtes Foto in den Händen. Der Rahmen war ein billiges Holzding mit Papprücken und einer abklappbaren Stütze aus demselben Material. Walker starrte das Foto mit aufrichtig besorgtem Gesichtsausdruck an.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Reacher.
    Walker sah über das Foto hinweg zu ihm.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er. »Bitte.«
    Der joviale Tonfall des Politikers war verschwunden. Er klang jetzt müde und gewöhnlich. Vor dem Schreibtisch stand ein Besucherstuhl. Reacher drehte ihn zur Seite, um mehr Beinfreiheit zu haben.
    »Was kann ich für Sie tun?«, wiederholte er.
    »Ist Ihr Leben schon mal über Nacht auf den Kopf gestellt worden?«
    Reacher nickte. »Nicht nur einmal.«
    Walker stellte das gerahmte Foto so auf den Schreibtisch, dass sie es beide sehen konnten. Es war das gleiche Farbfoto, dass Reacher in Sloop Greers Kleiderschrank gefunden hatte. Drei junge Männer, die am Kotflügel eines alten Pick-ups lehnten, gute Freunde.
    »Ich, Sloop und Al Eugene«, sagte er. »Jetzt ist Al spurlos verschwunden und Sloop tot.«

    »Keine Nachricht von Eugene?«
    Walker schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Reacher schwieg.
    »Wir drei waren unzertrennlich«, fuhr Walker fort. »Sie wissen ja, wie sich so was entwickelt. In einer so einsamen Gegend werden drei Jungen mehr als nur Freunde. Wir waren drei Musketiere im Kampf gegen den Rest der Welt.«
    »War Sloop sein richtiger Name?«
    Walker sah auf. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil ich dachte, Ihrer sei Hack. Aber auf dem Schild an Ihrer Tür lese ich, dass Sie Henry heißen.«
    Walker nickte, dann lächelte er müde. »In meiner Geburtsurkunde steht Henry. Meine Familie nennt mich Hank. Das hat sie schon immer getan. Aber als ich als kleiner Junge noch nicht richtig reden konnte, habe ich meinen Namen wie Hack ausgesprochen. Irgendwie ist’s dabei geblieben.«
    »Aber Sloop war kein Spitzname.«
    Der Staatsanwalt nickte erneut. »Er hat Sloop Greer geheißen, schlicht und einfach.«
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Reacher zum dritten Mal.
    »Weiß ich eigentlich nicht«, erwiderte Walker. »Vielleicht bloß eine Zeit lang zuhören, mir vielleicht ein paar Dinge erklären.«
    »Was für Dinge?«
    »Weiß ich auch nicht so recht. Was sehen Sie zum Beispiel, wenn Sie mich anschauen?«
    »Einen Staatsanwalt.«
    »Und was noch?«
    »Keine Ahnung.«
    Walker schwieg einen Moment. »Gefällt Ihnen, was Sie sehen?«, fragte er dann.
    Reacher zuckte mit den Achseln. »Immer weniger, um ehrlich zu sein.«

    »Weshalb?«
    »Weil ich hier reinkomme und Sie praktisch mit Tränen in den Augen wegen Ihrer Jugendfreundschaft mit einem betrügerischen Anwalt und einem Kerl antreffe, der seine Frau misshandelt hat.«
    Walker wich seinem Blick aus. »Sie sind bemerkenswert direkt.«
    »Das Leben ist zu kurz, um

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