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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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versucht, mir ein Urteil über ihren Charakter zu bilden, ihre innerlichen Qualitäten abzuschätzen. Vielleicht bei einem Dutzend Männer. Und keiner von ihnen war wirklich gut. Aber Sie sind’s, denke ich.«
    »Ich bin was?«
    »Sie sind meine bisher beste Chance, denke ich«, antwortete sie. »Davon bin ich wirklich überzeugt. Ein ehemaliger Cop, früher bei der Army, völlig ungebunden, könnte gar nicht besser sein.«
    »Ich bin nicht auf Jobsuche, Carmen.«
    Die Schwarzhaarige nickte zufrieden. »Ja, ich weiß. Das ist mir längst klar. Aber das ist noch besser, finde ich. Hilfe um der Hilfe willen. Keine finanziellen Interessen, die das Ganze verderben könnten. Und Ihre Vergangenheit ist ideal. Sie verpflichtet Sie.«
    Er starrte sie an. »Nein, das tut sie nicht.«
    »Sie waren Soldat«, sagte sie. »Und Polizeibeamter . Das ist ideal. Sie sind verpflichtet , Leuten zu helfen. Das tun Cops nämlich.«
    »Wir haben die meiste Zeit damit verbracht, widerspenstige Typen handgreiflich zu belehren. Von Helfen war da keine Rede.«
    »Aber Sie müssen Leuten geholfen haben. Dazu sind Cops schließlich da. Das ist ihre Hauptaufgabe. Und ein Army-Cop ist noch besser. Sie haben selbst gesagt, dass Sie tun, was nötig ist.«
    »Gehen Sie zum Sheriff, wenn Sie einen Cop brauchen. In Pecos oder wo immer das ist.«

    »Echo«, sagte sie. »Ich lebe in Echo. Südlich von Pecos.«
    »Auch recht«, sagte er. »Gehen Sie zum Sheriff.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht.«
    Reacher sagte nichts mehr. Er blieb einfach halb auf dem Rücken liegen, wurde durch die Schräglage des Fahrzeugs gegen die Beifahrertür gedrückt. Der Motor lief geduldig im Leerlauf, und die Klimaanlage arbeitete weiter auf Hochtouren. Die Frau blieb über ihn gelehnt. Sie schwieg, starrte an ihm vorbei in den Straßengraben und blinzelte, als sei sie kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Sie halten mich bestimmt für verrückt«, sagte sie.
    Er drehte den Kopf zur Seite und musterte sie prüfend von Kopf bis Fuß. Sehnige, schlanke Beine und Arme, teures Kleid. Es war bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht. Reacher konnte den BH-Träger sehen, der auf ihrer Haut schneeweiß wirkte. Sie war sorgfältig frisiert und hatte gepflegte, dunkelrot lackierte Fingernägel. Ein ebenmäßiges, intelligentes Gesicht, müde Augen.
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte sie.
    Dann sah sie ihm ins Gesicht. Ihr Blick war wie ein Hilferuf, drückte Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung aus.
    »Ich habe seit einem Monat von dieser Sache geträumt, wissen Sie«, fuhr sie fort. »Meine letzte Hoffnung. Okay, mein Plan war vielleicht lächerlich, aber ich hatte keine Wahl. Und mit etwas Glück hätte er sogar funktionieren können – mit Ihnen würde die Sache wahrscheinlich klappen -, aber jetzt verpatze ich alles, weil ich wie eine Verrückte wirke.«
    Er schwieg lange, dachte an ein Lokal, das sich in Lubbock genau gegenüber von seinem Motel befunden hatte. Er hätte die Straße überqueren, hineingehen und einen Berg Pfannkuchen essen können. Mit viel Ahornsirup oder vielleicht einem Ei. Der weiße Cadillac wäre schon längst über alle Berge gewesen, wenn er das Lokal verlassen hätte. Er könnte
jetzt neben einem gut gelaunten Fernfahrer sitzen und im Radio Rock’n’ Roll hören, andererseits aber auch blutend und zusammengeschlagen in einer Polizeizelle liegen und darauf warten, dem Haftrichter vorgeführt zu werden.
    »Fangen Sie noch mal an«, schlug er vor. »Sagen Sie einfach, was Sie zu sagen haben. Aber fahren Sie erst aus diesem verdammten Graben heraus. Es ist hier nicht gerade bequem. Außerdem könnte ich eine Tasse Kaffee brauchen. Gibt’s irgendwo in der Nähe ein Lokal?«
    »Ich glaube schon«, sagte sie. »Ja, ich weiß eins. Ungefähr eine Stunde von hier.«
    »Gut, dann fahren wir hin.«
    »Sie wollen mich austricksen und verschwinden«, entgegnete sie.
    Warum eigentlich nicht?, fragte er sich. Sie starrte ihn eine Weile an, dann nickte sie, als habe sie einen Entschluss gefasst. Sie stellte den Schalthebel auf D und gab Gas. Der Cadillac hatte Vorderradantrieb, und da alles Gewicht auf den Hinterrädern lag, drehten die Reifen fast leer durch. Kies prasselte gegen den Unterboden, und um sie herum stieg eine Wolke aus khakifarbenem Staub auf. Dann griffen die Reifen endlich und katapultierten den Wagen auf die Straße. Sie lenkte ihn in die rechte Spur, gab erneut Gas und fuhr Richtung Süden weiter.
    »Ich weiß nicht, wo

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