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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und mich fortjagen. Das kommt in Texas vor, wissen Sie. Solange die guten Jungs noch jung und töricht sind, mögen sie ein bisschen dunkles Fleisch. Das ist eine Art Männlichkeitsritual. Dann werden sie klüger und vernünftiger und wissen wieder, was sich gehört. Auch seine Familie hat das gedacht und darauf gehofft. Glauben
Sie mir, das war ein Schock! So hatte ich mich nie gesehen und auch nie Grund dazu gehabt. Meine gesamte Welt war plötzlich auf den Kopf gestellt. Ich hatte das Gefühl, in eisiges Wasser gefallen zu sein. Konnte nicht atmen, nicht denken, mich nicht mal bewegen.«
    »Aber er hat Sie offenbar nicht fortgejagt.«
    Sie starrte die Tischplatte an.
    »Nein«, sagte sie. »Er hat mich nicht fortgejagt, aber stattdessen angefangen, mich zu schlagen. Beim ersten Mal hat er mich mit der Faust im Gesicht getroffen. Am nächsten Tag ist dann Ellie zur Welt gekommen.«
     
    Auf halber Strecke zwischen Abilene und Big Spring verwandelte der Crown Victoria sich acht Meilen von der Überlandstraße entfernt hinter einem Wäldchen in einen gewöhnlichen Hertz-Mietwagen zurück. Die Kennzeichen aus Virginia wurden abgeschraubt und wieder durch die texanischen Nummernschilder ersetzt. Die Radzierblenden aus Kunststoff mit Tritten zum Einrasten gebracht. Die Mobilfunkantennen von der Heckscheibe abgezogen und mit den CB-Antennen in den Koffer zurückgelegt. Die FBI-Baseballmützen zusammengesteckt und mit den Pistolen verpackt. Eugenes Handy wurde an einem Felsblock zertrümmert; die Bruchstücke flogen weit ins Wäldchen hinein. Etwas Staub vom Straßenrand wurde auf dem Beifahrersitz verteilt, damit die Mietwagenleute ihn absaugen mussten, sodass Haare und Gewebepartikel, die Eugene hinterlassen haben konnte, mit verschwanden.
    Dann wendete die große Limousine und fuhr auf kurvigen Nebenstraßen zum Highway zurück. Sie rollte mit bequemer Reisegeschwindigkeit nach Westen: ein unauffälliger Wagen, in dem drei unauffällige Leute saßen. Der Crown Vic hielt noch einmal an der nach dem Colorado River benannten Raststätte, wo die drei je eine Limonade tranken und die
Frau von einer sicheren Telefonzelle aus telefonierte. Dieser Anruf ging nach Las Vegas, von wo aus er nach Dallas und von dort aus in ein Büro in einer Kleinstadt in Westtexas weitergeleitet wurde. Er meldete vollen Erfolg und wurde dankbar entgegengenommen.
     
    »Ich hatte eine aufgeplatzte Lippe und mehrere lockere Zähne«, sagte Carmen Greer.
    Reacher musterte ihr Gesicht.
    »Das war das erste Mal«, sagte sie. »Er ist einfach ausgerastet. Aber dann hat er es sofort bereut und mich selbst ins Krankenhaus gefahren. Das war eine lange Fahrt, viele Stunden lang. Er hat die ganze Zeit um Verzeihung gebettelt und mich angefleht, niemandem zu verraten, was wirklich passiert war. Ich hatte das Gefühl, er schäme sich wirklich, deshalb habe ich eingewilligt. Aber ich brauchte ohnehin nichts zu sagen, denn als wir ankamen, setzten die Wehen ein, und ich wurde sofort nach oben in die Entbindungsstation gebracht. Am nächsten Morgen ist Ellie zur Welt gekommen.«
    »Und dann?«
    »Und dann war’s in Ordnung«, sagte sie. »Zumindest eine Woche lang. Anschließend fing er wieder an, mich zu schlagen. Ich konnte ihm nichts recht machen. Ich kümmerte mich zu viel um die Kleine, ich wollte keinen Sex, weil die Stiche noch wehtaten. Er hat mir vorgeworfen, ich sei durch die Schwangerschaft fett und hässlich geworden.«
    Reacher äußerte sich nicht dazu.
    »Das habe ich ihm sogar geglaubt«, sagte sie. »Sogar ziemlich lange. So was kommt vor, wissen Sie. Man muss sehr selbstbewusst sein, um sich dagegen zu wehren. Und das war ich in dieser Situation gerade nicht. Er hat mich um den letzten Rest Selbstachtung gebracht. Zwei bis drei Jahre habe ich tatsächlich geglaubt, ich sei an allem schuld, und versucht, mich zu bessern.«

    »Was hat die Familie getan?«
    Sie schob ihr Glas weg. Ließ den halben Eiskaffee stehen.
    »Die wusste nichts davon«, sagte sie. »Und dann ist sein Vater gestorben, was alles noch schlimmer machte. Er war der einzige vernünftige Mensch in der Familie. Aber jetzt sind nur noch seine Mutter und sein Bruder da. Er ist ein Scheusal und sie eine Hexe. Und sie wissen noch immer nichts. Es passiert heimlich. Das Haus ist riesig. Eigentlich eine Art Festung. Wir hocken nicht etwa aufeinander. Und die Verhältnisse sind sehr kompliziert. Er ist viel zu stur und zu stolz, um ihnen gegenüber jemals zuzugeben, einen Fehler

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