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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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vor sich. Die Straße schlängelte sich wie ein beiges Band nach unten und wurde in zwanzig Meilen Entfernung von einer weiteren Straße gekreuzt, die wie ein dünner Strich auf einer Landkarte sichtbar war. An der weit entfernten Kreuzung konnte man eine Hand voll winziger Gebäude erkennen – mit den Straßen der einzige Hinweis darauf, dass dieser Planet jemals bewohnt gewesen war.
    »Echo County«, bemerkte sie. »Alles, was Sie hier sehen, und noch tausend Quadratmeilen und hundertfünfzig Einwohner. Na ja, eigentlich hundertachtundvierzig, denn eine Einwohnerin sitzt neben Ihnen, und ein Einwohner ist noch im Gefängnis.«
    Ihre Laune schien sich gebessert zu haben, denn das sagte sie mit einem ironischen Lächeln. Aber sie beobachtete dabei eine winzige Staubfahne, die auf der Straße weit unter ihnen langsam nach Süden kroch und etwa ein Viertel der Strecke zu der Kreuzung zurückgelegt hatte.
    »Das muss der Schulbus sein«, sagte sie. »Wir müssen vor ihm in der Stadt sein, sonst steigt Ellie ein, und wir haben sie verpasst.«
    »Stadt?«, fragte Reacher.
    Sie lächelte wieder, flüchtig. »Sie haben sie vor sich«, sagte sie. »Die Innenstadt von Echo.«
    Sie beschleunigte bergab. Reacher schätzte, dass der Schulbus etwa eine halbe Stunde bis zur Kreuzung brauchen würde,
und da der Cadillac doppelt so schnell war, mussten sie ihn in ungefähr einer Viertelstunde eingeholt haben.
    »Ich bin sehr froh, dass Sie mitkommen«, sagte sie. »Und ich danke Ihnen dafür. Das ist mein Ernst.«
    »No hay de qué, señorita«, sagte er.
    »Sie sprechen also doch mehr als nur ein paar Worte.«
    Er zuckte mit den Schultern. »In der Army gibt’s viele Leute mit spanischer Muttersprache. Sogar die Mehrzahl der jungen Generation. Mit die besten Soldaten.«
    »Wie beim Baseball«, stellte sie fest.
    »Ja«, sagte er, »stimmt.«
    »Aber Sie sollten mich señora nennen. Señorita macht mich zu glücklich.«
    Sobald die Straße flach wurde, beschleunigte sie noch mal und setzte schon in einer Viertelmeile Abstand zum Überholen an, als vor ihnen der Schulbus auftauchte. Die Chancen, hier beim Überholen auf Gegenverkehr zu treffen, waren geringer als die auf einen Lotteriegewinn. Sie schloss zu dem Bus auf, überholte ihn und blieb noch eine Weile auf der linken Fahrspur. Dann wechselte sie wieder nach rechts. Fünf Minuten später wurden sie langsamer, als sie sich der Kreuzung näherten.
    Zu ebener Erde wirkte der Weiler schäbig und halb verfallen, wie es kleine Siedlungen in der Sonnenglut oft tun. Hier gab es von unverputzten Mauern aus Hohlblocksteinen umgrenzte Baugrundstücke, die teilweise von dürrem Dornengestrüpp überwuchert waren – als Gewerbeflächen ausgewiesen, aber nie bebaut. Rechts im Nordwesten der Kreuzung stand ein Schnellimbiss: ein lang gestreckter Holzbau, dessen Anstrich in der Sonne zu einem undefinierbaren Grauton verblichen war. Diagonal gegenüber befand sich die Schule, ein aus einem einzigen Klassenzimmer bestehendes Gebäude. Ihr gegenüber an der Südwestecke stand eine Tankstelle mit zwei Zapfsäulen und einem kleinen Schrottplatz hinter dem
Kassenhäuschen. In der Nordostecke schräg gegenüber der Tankstelle lag ein unbebautes Grundstück mit scheinbar willkürlich verteilten Betonfundamenten, als sei dort ein Unternehmen geplant gewesen, aber dann aufgegeben worden. Außerdem gab es hier vier weitere Gebäude, alle ebenerdig, alle aus Beton, alle am Ende schmaler, unbefestigter Zufahrten. Wohnhäuser, vermutete Reacher. Ihre Vorgärten glichen Müllkippen, auf denen Kinderfahrräder herumlagen, Autowracks auf Hohlblocksteinen standen und ausgediente Möbel das trostlose Bild vervollständigten. Das Erdreich war in der Sonne zu einer steinharten Masse erstarrt, und die »Gärten« waren von niedrigen, engmaschigen Drahtzäunen umgeben, vielleicht um die großen Schlangen abzuhalten.
    An dieser Kreuzung gab es keine Stoppschilder; sie waren durch auf den Asphalt gemalte weiße Balken ersetzt, die sich in der Hitze verformt hatten. Carmen fuhr darüber, ohne anzuhalten, rollte an der Schule vorbei und wendete auf der Fahrbahn, wobei sie mit ihrem rechten Vorderrad auf beiden Straßenseiten durch den flachen Entwässerungsgraben holperte. Sie hielt so, dass Reacher das Schultor neben sich hatte. Der Schulhof war wie der Auslauf eines Tierheims von einem hohen Metallzaun umgeben. Das Tor bestand aus einem leicht schiefen Rechteck aus verzinkten Rohren, das mit demselben Material

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