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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Die Tür fiel hinter ihnen zu. Reacher wartete. Fünf Minuten. Sieben. Im Auto wurde es warm. Dann heiß. Um ihn herum blieb alles
still. Die einzigen Laute waren das Rauschen des Funkgeräts und das Zirpen der Insekten.
    Nach ungefähr zwölf Minuten kam der Trooper allein aus dem Haus. Ging langsam zu seiner Seite des Wagens, öffnete die Beifahrertür und beugte sich hinein, um nach dem Mikrofon zu greifen.
    »Alles in Ordnung mit ihr?«, fragte Reacher.
    Der Kerl nickte missgelaunt. »Ihr fehlt nichts«, sagte er. »Nun, wenigstens nicht körperlich. Aber sie steckt echt in der Scheiße.«
    »Warum?«
    »Weil der Notruf nichts damit zu tun hatte, dass er etwa sie angegriffen hat. Es war genau andersrum. Sie hat auf ihn geschossen. Er ist tot. Deshalb haben wir sie gerade verhaftet.«

10
    Der Trooper drückte die Sprechtaste und forderte Verstärkung und einen Krankenwagen an. Dann diktierte er der Dispatcherin einen vorläufigen Bericht. In seiner Meldung sprach er zweimal von Schussverletzungen und dreimal von Mord.
    »Hey!«, rief Reacher ihm zu. »Hören Sie auf, über Funk von Mord zu sprechen.«
    »Warum?«
    »Weil es Notwehr war. Er hat sie geschlagen. Das muss von Anfang an klargestellt werden.«
    »Das habe ich nicht zu entscheiden. Sie auch nicht.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Doch, das entscheiden Sie mit. Was Sie jetzt sagen, zählt später auch. Reden Sie den Leuten ein, es sei Mord gewesen, hat sie’s schwerer. Deshalb
ist’s besser, wenn alle Beteiligten sich von Anfang an darüber im Klaren sind, worum’s hier geht.«
    »So viel Einfluss habe ich nicht.«
    »Doch.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich früher jemand wie Sie gewesen bin. Ich war bei der Militärpolizei. Ich habe Meldungen erstattet. Ich weiß, wie so was funktioniert.«
    Der Trooper schwieg.
    »Sie hat eine kleine Tochter«, fuhr Reacher fort. »Das sollten Sie berücksichtigen. Sie ist darauf angewiesen, gegen Mindestkaution entlassen zu werden – möglichst noch heute Nacht. Das können Sie durch Ihre Wortwahl beeinflussen.«
    »Sie hat ihn erschossen«, stellte der Trooper fest. »Das alles hätte sie sich vorher überlegen müssen.«
    »Der Kerl hat sie geschlagen. Es war Notwehr.«
    Der Trooper sagte nichts.
    »Geben Sie ihr eine Chance, okay? Machen Sie sie nicht zweimal zum Opfer.«
    »Sie soll das Opfer sein? Ihr Mann liegt erschossen im Haus.«
    »Sie sollten Mitgefühl mit ihr haben und wissen, wie’s für sie ist.«
    »Warum? Was haben sie und ich gemeinsam?«
    Jetzt schwieg Reacher.
    »Sie finden, ich sollte ihr eine Chance geben, weil wir beide Hispanier sind?«
    »Sie würden ihr keine Chance geben«, antwortete Reacher. »Sie sollen sich nur präzise ausdrücken. Sie braucht Ihre Unterstützung.«
    Der Trooper hängte das Mikrofon wieder ein.
    »Jetzt beleidigen Sie mich aber wirklich«, sagte er.
    Er knallte die Tür zu und verschwand wieder im Haus. Reacher sah voller Bedauern in die Richtung, wo jenseits der
Ranch das ansteigende Felsengelände begann. Ich habe gewusst, was passieren würde, dachte er. Ich hätte darauf bestehen müssen, dass sie die verdammte Pistole dort oben auf der Mesa lässt. Oder ich hätte die ganze Sache selbst in die Hand nehmen sollen.
     
    Die State Cops blieben im Haus, und Reacher sah niemanden mehr, bis nach über einer Stunde die angeforderte Verstärkung kam. Sie bestand aus einem identischen Streifenwagen, der von einem weiteren Trooper gefahren wurde, neben dem ein weiterer Sergeant saß. Diesmal war der Trooper ein Weißer und der Sergeant ein Hispanier. Die beiden stiegen aus und gingen sofort ins Haus. Hinter einigen Fenstern des Hauses flammte Licht auf und verlosch dann wieder. Etwa zwanzig Minuten später erschien der Sheriff von Echo County. Er kam aus dem Haus und stolperte die Verandatreppe hinunter. Er wirkte erschöpft und verwirrt. Sein Hemd wies dunkle Schweißflecken auf. Er manövrierte seinen Streifenwagen zwischen den Fahrzeugen der State Police hindurch und fuhr davon.
    Nach einer weiteren Stunde traf der Krankenwagen ein. Der Fahrer hatte seine Blinkleuchte eingeschaltet. Auf dem Wagen stand Presidio Fire Department . Vielleicht war das derselbe Krankenwagen, den Billy am Abend zuvor angefordert hatte. Er beschrieb einen langsamen Bogen durch den Hof und stieß dann bis an die Verandatreppe zurück. Fahrer und Beifahrer stiegen aus, reckten sich und gähnten. Sie wussten natürlich, dass sie hier nicht als Rettungssanitäter gebraucht

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