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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gerichtsbarkeit gibt? Mit Gefängnissen, Gerichtsgebäuden und so weiter?«
    »Wie läuft das also?«
    »Pecos übernimmt den Fall, so läuft das. Für alle angrenzenden kleineren Countys. Sämtliche Verwaltungsfunktionen.«
    Reacher schwieg eine Weile. »Das bringt verdammt große Probleme mit sich«, sagte er dann.
    »Wieso?«
    »Weil Hack Walker der Staatsanwalt in Pecos ist. Und er war Sloop Greers bester Freund. Also wird er die Anklage gegen die Frau vertreten, die seinen Freund erschossen hat.«
    »Sie machen sich Sorgen wegen eines Interessenkonflikts?«
    »Sie etwa nicht?«
    »Eigentlich nicht«, sagte der Sergeant. »Wir kennen Hack. Er ist kein Dummkopf. Merkt er, dass ein Verteidiger ihn wegen eines möglichen Konflikts festnageln will, gibt er den Fall ab. Das muss er sogar. Er muss sich selbst – wie sagt man gleich wieder?«
    »Er muss sich für befangen erklären«, erwiderte Reacher.
    »Was auch immer. Er tritt den Fall an einen Assistenten ab. Und meines Wissens hat Walker zwei Frauen als Stellvertreterinnen. Also ist zu erwarten, dass sie mit dem Notwehrargument sympathisieren.«
    »Sie braucht keine Sympathie«, erklärte Reacher. »Der Fall ist sonnenklar.«
    »Und Hack kandidiert im November als Richter«, sagte
der Sergeant. »Daran müssen Sie auch denken. Im Pecos County sind viele Mexikaner stimmberechtigt. Er wird alles vermeiden, was ihrem Verteidiger die Chance gibt, ihn in den Medien anzuschwärzen. Sie hat eigentlich noch Glück. Eine Mexikanerin erschießt im Echo County einen Weißen und wird in Pecos von einer Staatsanwältin angeklagt – könnte gar nicht besser für sie laufen.«
    »Sie stammt aus Kalifornien«, korrigierte Reacher. »Sie ist keine Mexikanerin.«
    »Aber sie sieht wie eine aus«, entgegnete der Sergeant. »Für einen Mann, der im Pecos County Stimmen braucht, ist das entscheidend.«
     
    Die beiden Streifenwagen fuhren im Konvoi weiter. Sie holten den Krankenwagen kurz vor der Kreuzung mit Schule, Tankstelle und Schnellimbiss ein und überholten ihn. Ließen ihn in ihrem Kielwasser zurück.
    »Das Leichenschauhaus ist auch in Pecos«, sagte der Sergeant. »Eine der ältesten Einrichtungen dort, glaube ich. Es wurde gleich von Anfang an gebraucht. In Pecos war damals allerhand los.«
    Reacher nickte. »Das hat mir Carmen Greer erzählt«, sagte er. »Und dass es in der Stadt ein Museum gibt und weitere Sehenswürdigkeiten. Ein bekanntes Grab.«
    »Clay Allison«, sagte der Sergeant. »Irgendein alter Revolverheld.«
    »Hat niemals einen Mann erschossen, der’s nicht verdient hatte.«
    Der Sergeant nickte in den Rückspiegel. »Darauf könnte auch sie sich berufen, stimmt’s?«
    »Warum nicht?«, fragte Reacher. »Ihre Tat war in jeder Hinsicht gerechtfertigt.«
    Der Sergeant äußerte sich nicht dazu.
    »Jedenfalls müsste es für eine Haftverschonung gegen
Kaution reichen«, sagte Reacher. »Sie hat eine kleine Tochter, die ihre Mutter braucht. Das Beste wäre, wenn sie gleich morgen gegen Kaution freikäme.«
    Der Sergeant sah wieder in den Rückspiegel. »Wird nicht einfach sein«, meinte er. »Schließlich spielt hier ein Toter eine Rolle. Wer ist ihr Anwalt?«
    »Sie hat keinen.«
    »Hat sie das Geld für einen?«
    »Nein.«
    »Scheiße«, sagte der Sergeant.
    »Was?«, fragte Reacher.
    »Wie alt ist die Kleine?«
    »Sechseinhalb.«
    Der Sergeant schwieg.
    »Was?«, fragte Reacher nochmals.
    »Keinen Anwalt zu haben stellt ein großes Problem dar. Die Kleine wird siebeneinhalb sein, bevor ihre Mutter überhaupt dem Richter, der über eine Haftverschonung gegen Kaution entscheiden kann, vorgeführt wird.«
    »Sie bekommt einen Pflichtverteidiger gestellt, stimmt’s?«
    »Klar, das steht in der Verfassung. Aber die Frage ist: Wann? Wir sind hier in Texas.«
    »Man bekommt nicht gleich einen Anwalt, wenn man einen braucht?«
    »Nicht sofort. Das kann lange dauern. Man kriegt einen, wenn das Gericht die Anklage zugelassen hat. Und so wird der alte Hack Walker sein kleines Problem mit dem Interessenkonflikt lösen, nicht? Er wird sie einfach einsperren und vergessen. Er wäre blöd, wenn er das nicht tun würde. Wer soll schon davon erfahren, wenn sie keinen Anwalt hat? Könnte Weihnachten werden, bis die Anklageschrift fertig ist. Dann ist der alte Hack wahrscheinlich nicht mehr Staatsanwalt, sondern schon Richter. Hat nichts mehr mit dem Fall zu tun, gerät daher in keinen Interessenkonflikt. Außer er soll
zufällig die Verhandlung in der Sache Greer

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