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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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führen, worauf er sich für voreingenommen erklären müsste.«
    »Befangen«, verbesserte ihn Reacher.
    »Was auch immer. Dass sie keinen Anwalt hat, verändert alles.«
    Der Trooper auf dem Beifahrersitz drehte sich das erste Mal seit einer Stunde zu Reacher um.
    »Sehen Sie! Spielt keine Rolle, wie ich’s über Funk genannt habe.«
    »Vertrödeln Sie Ihre Zeit also nicht im Museum«, sagte der Sergeant. »Wenn Sie ihr wirklich helfen wollen, sollten Sie ihr einen Anwalt besorgen, und zwar schnell.«
     
    Auf der restlichen Strecke ins Pecos County sprach niemand mehr. Sie fuhren unter der Interstate 10 hindurch und folgten dem anderen Streifenwagen bis zur Interstate 20 – ungefähr hundert Meilen westlich der Stelle, an der Reacher vor sechzig Stunden wütend aus Carmens Cadillac ausgestiegen war. Der Sergeant nahm den Fuß vom Gas und ließ den vorderen Wagen in der Dunkelheit verschwinden. Dann bremste er und hielt etwa hundert Meter vor der Kleeblattkreuzung auf dem Bankett.
    »Ab hier sind wir wieder auf Streife«, sagte er. »Wird Zeit, Sie abzusetzen.«
    »Können Sie mich nicht zum Gefängnis fahren?«
    »Sie müssen nicht ins Gefängnis. Sie haben nichts angestellt. Und wir sind kein Taxiunternehmen.«
    »Wo bin ich also?«
    Der Sergeant wies nach vorn.
    »Pecos Stadtmitte«, sagte er. »Ein paar Meilen in dieser Richtung.«
    »Wo liegt das Gefängnis?«
    »An der Kreuzung vor den Bahngleisen. Im Keller des Gerichtsgebäudes.«

    Der Sergeant stieg aus und reckte sich. Ging nach hinten und riss mit großer Geste Reachers Tür auf. Reacher rutschte mit den Füßen voraus ins Freie und stand auf. Es war noch immer sehr warm. Dunst verdeckte die Sterne. Auf der Highwaybrücke donnerten in großen Abständen einzelne Fahrzeuge vorbei. Dazwischen herrschte wieder Stille. Das Bankett war sandig und mit verkümmerten Mesquitebüschen und wildem Indigo bewachsen. Im Scheinwerferlicht des Streifenwagens waren alte, verbeulte Bierdosen zu sehen, die sich zwischen den Pflanzenstängeln verfangen hatten.
    »Passen Sie gut auf sich auf«, ermahnte ihn der Sergeant.
    Er stieg wieder ein und knallte die Tür zu. Der Wagen fuhr mit knirschenden Reifen auf die Straße zurück, bog rechts auf die Zufahrt zur I-20 ab. Reacher stand da und beobachtete, wie die Schlussleuchten in der Dunkelheit verschwanden. Dann setzte er sich in Bewegung und ging durch die Unterführung nach Norden – auf die Neonlichter von Pecos zu.
     
    Reachers Weg führte an einer Reihe von Motels vorbei, die umso luxuriöser und teurer aussahen, je weiter sie vom Highway entfernt lagen. Dann kam er an einer von der Straße zurückversetzten Rodeo-Arena vorbei, an der noch Plakate für eine Großveranstaltung hingen, die vor einem Monat stattgefunden hatte. Im Juli gibt’s dort auch ein Rodeo , hatte Carmen gesagt, aber das haben Sie für dieses Jahr verpasst . Er trat auf die Fahrbahn, denn die Gehsteige waren mit langen Tischen voll gestellt, als fände hier am Tag ein Markt unter freiem Himmel statt. Sie waren alle leer, aber in der schwülen Nachtluft hing der Geruch von Honigmelonen. In Pecos wachsen die süßesten Melonen von ganz Texas , hatte sie gesagt. Und deshalb nach Ansicht der Einheimischen die süßesten Melonen der ganzen Welt .
    Nach dem Melonenmarkt folgten ein Doughnut-Shop und eine Pizzeria. Beide waren dunkel und verbarrikadiert. Sonntagnacht,
irgendwo im Niemandsland. Als Nächstes kam eine Kreuzung mit einem Wegweiser, der anzeigte, dass das Museum in gerader Richtung vor ihm lag. Aber noch vor dieser Kreuzung befand sich rechts das Gerichtsgebäude. Es war ein attraktiver Bau aus der Zeit um die Jahrhundertwende, aber er hielt sich nicht damit auf, ihn zu bewundern. Stattdessen ging er nach hinten auf die Rückseite, denn er hatte noch nie ein Gefängnis mit einem Eingang zur Straße gesehen. Hinten lag ein beleuchteter Einlass, zu dem von einem Parkplatz aus zwei Betonstufen hinunterführten. Der Platz, auf dem in einer Ecke ein staubiger Vierzylinder-Chevrolet stand, war mit Bandstacheldraht eingezäunt, an dem große Schilder verkündeten, unberechtigt parkende Fahrzeuge würden abgeschleppt. Auf den Zaunpfosten brannten von Nachtfaltern umschwärmte gelbliche Glühbirnen. Der Asphalt unter seinen Füßen war noch immer heiß. Hier hinten gab es keine kühle Brise. Die Eingangstür des Gefängnisses bestand aus verkratztem Stahl, auf dem in verblasster Schablonenschrift Zutritt verboten stand. Darüber war eine schräg

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