In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05
wurden.
Sie öffneten die Hecktür und zogen eine fahrbare Krankentrage heraus. Der als Verstärkung eingetroffene zweite Sergeant kam ihnen auf der Treppe entgegen und führte sie ins Haus. Reacher schwitzte auf dem Rücksitz des Streifenwagens. Die Luft war heiß und stickig. Er verfolgte in Gedanken, wie die Sanitäter durch das Haus und in das Schlafzimmer
im Seitenflügel gingen. Die Leiche flüchtig untersuchten. Sie auf die Krankentrage hoben und diese hinausschoben. Der Abtransport würde wegen enger Treppen und scharfer Ecken nicht einfach sein.
Aber die beiden kamen ziemlich schnell wieder heraus und trugen die Krankentrage über die Verandatreppe hinunter. Sloop Greer war nur eine in ein weißes Laken gehüllte massige Gestalt auf der Trage. Die Sanitäter setzten sie auf die aus der Hecktür des Fahrzeugs ragenden Schienen und schoben sie hinein. Ihre Räder wurden automatisch eingeklappt, und die Krankentrage verschwand im Wageninneren. Dann schlossen die Sanitäter die Hecktür.
Anschließend gesellten sie sich zu den drei Cops, die an der Verandatreppe standen. Der Trooper, den Reacher beleidigt hatte, war nicht dabei. Vermutlich bewachte er Carmen irgendwo im Haus. Die drei Cops draußen wirkten lässig entspannt. Die Aufregung war vorüber, ihre Arbeit getan.
Sie unterhielten sich ein paar Minuten miteinander. Dann stiegen die Sanitäter wieder in den Krankenwagen und verließen die Ranch in Richtung Norden. Die Cops sahen ihnen nach, bis sie verschwunden waren, machten dann kehrt und gingen ins Haus zurück. Fünf Minuten später kamen sie wieder heraus – jetzt alle vier -, und diesmal war auch Carmen dabei.
Sie trug noch immer Jeans und die karierte Bluse. Ihr Nackenknoten hatte sich gelöst. Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Sie hielt den Kopf gesenkt, ihr blasses Gesicht war von einem Schweißfilm bedeckt und ihr Blick ausdruckslos. Die Besatzung des zweiten Streifenwagens hielt sie an den Armen fest. So kamen sie langsam die Verandatreppe herunter. Unten machte das Trio kurz Halt, bevor es die Verhaftete zu ihrem Streifenwagen führte. Der Trooper öffnete die hintere Tür, und der Sergeant schob Carmen hinein. Sie leistete keinen Widerstand, verhielt sich völlig passiv. Reacher
sah sie, durch ihre hinter dem Rücken gefesselten Hände behindert, seitlich über den Sitz rutschen. Anschließend schloss der Trooper hinter Carmen die Tür. Rusty und Bobby traten auf die Veranda, um den Abtransport zu beobachten.
Rustys Haare standen zu Berge, als sei sie gerade erst aufgestanden und habe vergessen, sich zu kämmen. Sie trug einen kurzen Morgenmantel aus weißem Satin, der im Licht der Verandabeleuchtung schimmerte. Ihre Beine darunter waren so weiß wie der Stoff. Bobby hatte Jeans und ein T-Shirt an, war jedoch barfuß. Ihre weit aufgerissenen Augen in den blassen Gesichtern blickten verständnislos und verwirrt.
Die Besatzung des zweiten Streifenwagens stieg zuerst ein, dann folgte die des ersten, in dem Reacher saß. Sie ließen den anderen Wagen vorausfahren und folgten ihm langsam zum Tor, bogen hintereinander rechts ab und beschleunigten in Richtung Norden. Als Reacher aus dem Fenster sah, konnte er gerade noch beobachten, wie Ellie auf die Veranda hinausstolperte. In der linken Hand hielt sie einen kleinen Teddybären und hatte die Fingerknöchel der rechten Hand fest in ihren Mund gepresst.
In dem Polizeiauto war es nach ungefähr einer Meile wieder angenehm kühl. In das Trenngitter zwischen den Sitzen war eine Öffnung eingelassen, und wenn Reacher genau in der Mitte sitzend leicht den Kopf senkte, konnte er zwischen der Oberkante des Radargeräts und der Unterkante des Innenspiegels nach vorn durch die Windschutzscheibe sehen. Es war, als liefe vor ihm ein Film ab. Der vorausfahrende Streifenwagen schwankte im Scheinwerferlicht und wirkte vor dem Hintergrund der samtigen Schwärze, die sie umgab, sehr nah und real, und doch irgendwie unwirklich. Carmen war nicht zu sehen. Vielleicht hockte sie zusammengesunken auf dem Rücksitz, sodass ihr Kopf hinter den vor der Heckscheibe angebrachten Scheinwerfern verschwand.
»Wohin wird sie gebracht?«, rief er nach vorn.
Der Sergeant änderte seine Sitzhaltung. Antwortete erst hundert Meter weiter.
»Pecos«, antwortete er. »County-Gefängnis.«
»Aber hier ist das Echo County«, widersprach Reacher. »Nicht Pecos.«
»Im Echo County leben hundertfünfzig Menschen. Glauben Sie, dass es für die eine eigene
Weitere Kostenlose Bücher