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In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05

Titel: In letzter Sekunde - Child, L: In letzter Sekunde - Echo Burning/ Reacher 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nach unten geneigte kleine Überwachungskamera mit einer rot blinkenden Leuchtdiode über dem Objektiv angebracht.
    Er ging die Stufen hinunter und hämmerte mit der Faust an die Stahltür. Trat einen Schritt zurück, damit die Kamera ihn erfassen konnte. Zunächst passierte gar nichts. Er hämmerte nochmals an die Tür. Diesmal klickte das Schloss, und eine Frau in der Uniform einer Vollzugsbeamtin öffnete die Tür. Sie war eine Weiße, ungefähr fünfzig, mit grauem Haar, das sie sandfarben gefärbt hatte. Sie trug ein breites Koppel mit einem Revolver, einem Schlagstock und einer Dose Pfefferspray, war übergewichtig und schwerfällig, wirkte jedoch hellwach und schien offenbar auf Zack.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Ist Carmen Greer hier drin?«

    »Ja.«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Nein.«
    »Nicht mal eine Minute?«
    »Nein.«
    »Wann kann ich sie also sprechen?«
    »Sind Sie ein Angehöriger?«
    »Ein Freund.«
    »Kein Anwalt, oder?«
    »Nein.«
    »Dann Samstag«, sagte die Frau. »Besuchstag ist Samstag. Von zwei bis vier.«
    Fast eine Woche .
    »Können Sie mir das aufschreiben?«, fragte er, um wenigstens kurz in das Gebäude zu gelangen. »Mir vielleicht eine Liste von Sachen geben, die ich ihr mitbringen kann?«
    Die Vollzugsbeamtin zuckte mit den Schultern und ließ ihn eintreten. Reacher folgte ihr. Eine auf Hochtouren laufende Klimaanlage verbreitete Kühle. Sie befanden sich im Vorraum des Gefängnisses. Der Platz der Beamtin hinter einem hohen Schreibtisch erinnerte an eine Kanzel, bildete eine Barriere. In die Wand dahinter waren Fächer eingelassen. In einem davon lagen Carmens Schlangenledergürtel, zusammengerollt, und eine kleine Plastiktüte mit Reißverschluss, die den angeblichen Brillantring enthielt. Rechts neben dem Schreibtisch führte eine Gittertür zu den Zellen. Dahinter lag ein gefliester Korridor.
    »Wie geht’s ihr?«, wollte er wissen.
    Die Vollzugsbeamtin zuckte wieder mit den Schultern. »Sie ist nicht gerade glücklich.«
    »Weshalb?«
    »Vor allem wegen der Untersuchung aller Körperöffnungen. Dabei hat sie wie verrückt gekreischt. Aber glaubt sie vielleicht, dass mir das Spaß macht?«

    Sie nahm ein hektographisches Blatt von einem Stapel. Schob es über den Schreibtisch.
    »Samstag, zwei bis vier«, wiederholte sie. »Wie ich Ihnen schon sagte, und bringen Sie nichts mit, was nicht auf der Liste steht, sonst lassen wir Sie nicht rein.«
    »Wo befindet sich das Büro der Staatsanwaltschaft?«
    Sie deutete nach oben. »Erster Stock. Durch den Haupteingang reingehen.«
    »Wann kann man hinein?«
    »Gegen halb neun.«
    »Gibt’s hier in der Nähe professionelle Bürgen, die Kautionen stellen?«
    Sie lächelte. »Kann man sich ein Gerichtsgebäude ohne sie vorstellen? An der Kreuzung links.«
    »Wie steht’s mit Anwälten?«
    »Billige Anwälte oder teure?«
    »Kostenlose.«
    Sie lächelte wieder. »In derselben Straße. Dort gibt’s nur professionelle Bürgen und Armenanwälte.«
    »Darf ich sie wirklich nicht sprechen?«
    »Am Samstag können Sie zwei Stunden lang mit ihr reden.«
    »Aber nicht jetzt? Nicht mal eine Minute?«
    »Nein.«
    »Sie hat eine Tochter«, erklärte Reacher.
    »Bricht mir das Herz«, sagte die Frau.
    »Wann sehen Sie sie das nächste Mal?«
    »Alle Viertelstunde, ob’s ihr gefällt oder nicht. Damit sie nicht Selbstmord begeht, obwohl ich nicht glaube, dass Ihre Freundin der Typ dafür ist. So was spürt man. Und sie ist ein zähes kleines Ding. So schätze ich sie jedenfalls ein. Aber Vorschrift ist Vorschrift, oder?«
    »Sagen Sie ihr bitte, dass Reacher da war.«
    »Wer?«

    »Reacher. Und dass ich vorerst in Pecos bleibe.«
    Die Frau nickte, als habe sie alles schon mal gehört.
    »Das wird sie bestimmt trösten«, sagte sie.
    Dann wanderte Reacher zu den Motels zurück, erinnerte sich an die vielen Tage und Nächte zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn, in denen er Dienst als Gefängniswärter getan hatte, und wünschte sich, er könnte von sich sagen, er habe sich viel menschlicher verhalten als diese Frau, die er soeben kennen gelernt hatte.
     
    Er musste fast bis zum Highway zurückgehen, um ein Motel zu finden, das knapp unter dreißig Dollar lag. Dort weckte er den Nachtportier, bekam ein Zimmer fast am Ende der Reihe. Die Einrichtung sah abgenutzt und schmuddelig aus. Die Bettwäsche war knittrig und die Luft stickig und abgestanden, weil die Klimaanlage abgestellt wurde, wenn das Zimmer keinen Bewohner hatte. Aber es war brauchbar. In

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