In letzter Sekunde
der gesamten Gegend.
Chicagos Skyline funkelte in einiger Entfernung im Sonnenlicht, als Blade Lynn die Milwaukee Avenue entlang zu dem modernen Gebäude führte, in dessen Souterrain sich der Club Undercover befand. Junge Leute zwischen zwanzig und dreißig kamen und gingen, und dumpfe Bässe drangen von unten herauf bis auf die Straße.
„Wie können die Leute sich bei diesem Lärm überhaupt unterhalten?" wunderte sich Lynn laut.
Blade hob eine Augenbraue. „Bei welchem Lärm?" Er war ihn gewohnt.
Lynn verdrehte die Augen und wich einem jungen Mann mit grellgrünem Haar aus, der gerade die Treppe heraufkam.
Auch Lynn wird sich daran gewöhnen, dachte Blade.
„Einen Moment bitte."
Er ging zu Mags hinüber, die die Gäste empfing. Ihr zurzeit dunkelorange gefärbtes Haar passte zu ihrem knappen Outfit, das mehr einem kurzen Schlauch als einem Kleid glich.
„Kannst du Cassandra und Logan bitten, zu mir in Gideons Büro zu kommen?"
„Sicher, Blade."
Wie alle Mitarbeiter, die bedienten, trug auch Mags ein Headset, über das sie Blades Bitte weitergab. Lynn schaute in den Clubraum, der in neonblaues und rotes Licht getaucht war.
Auf der Tanzfläche bewegten sich Gäste nach den hektischen Klängen von Nebulas Come Down. Der Club erstreckte sich terrassenförmig über zwei Stockwerke, und die obersten Tische standen auf Straßenniveau.
Blade führte seinen Schützling vom Eingang weg in einen ruhigeren Flur.
Seine Wade tat an der Stelle, an der die Skulptur ihn getroffen hatte, höllisch weh, aber er versuchte es nicht zu zeigen. Wenn er zu Haus war, würde er die Prellung erst mal mit Eis kühlen. Doch bis dahin musste er den Schmerz einfach ignorieren, so wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte.
Lynn war sehr schweigsam gewesen, seit er ihr gesagt hatte, dass sie im Club arbeiten würde, und er fragte sich, was in ihrem Kopf vor sich ging. Von ihr als Anwältin stand zu erwarten, dass sie sich eine Strategie zurechtlegte. Einfach dürfte es mit ihr bestimmt nicht werden.
Solange sie nicht vorhat, nochmals auf mich loszugehen, ist alles in Ordnung, dachte er und unterdrückte ein Lächeln. Und eines musste er ihr zugestehen - Mut hatte sie, auch wenn sie längst nicht so knallhart war, wie sie vorgab. Ihre Augen verrieten sie. Er fragte sich, wie sie es anstellte, ihre Gegner vor Gericht zu bluffen.
Andererseits, nicht jeder konnte so leicht Menschen durchschauen wie er selbst.
„Hier hinein, bitte."
Er beugte sich vor und griff nach dem Türknauf. Dabei stieg ihm ihr exotischer Duft in die Nase, herb und blumig zugleich. Er hatte ihn schon wahrgenommen, als sie in ihrem Apartment zusammen am Boden landeten, einander so nah gewesen waren, dass... Es war ihm schwer gefallen, seine professionelle Distanz zu wahren. Dieses Parfüm und die eleganten Riemchensandaletten waren interessante Accessoires bei einer Frau, die sich in kühler Anwaltskleidung versteckte.
Cass wird sich um den Rest kümmern, dachte Blade und lächelte schwach, als er Lynn in Gideons Allerheiligstes führte.
Kurzzeitig fühlte sich Lynn von Testosteron umzingelt - der Clubbesitzer Gideon hinter seinem Schreibtisch, Blade neben ihr und dazu der Sicherheitsexperte John Logan.
Mit Möbeln in Schwarz und Chrom ausgestattet und Wänden im selben dunklen Blau wie die Augen seines Besitzers, war das Büro so maskulin wie der Mann selbst. Gideon trug sein glattes schwarzes Haar nach hinten gekämmt. Mit seinem klassisch schönen Gesicht konnte er ohne weiteres das Titelblatt eines Männermagazins zieren.
In diesem Augenblick stürmte eine atemberaubende Frau herein. „Habe ich irgendetwas verpasst?" rief sie temperamentvoll. „Ich war gerade dabei, meinen nächsten Auftritt vorzubereiten." An Lynn gewandt, erklärte sie: „Ich veranstalte ein paar Zauberkunststückchen zwischen den anderen Aufführungen."
„Unsere bewundernswerte Cassandra ist ausgesprochen vielseitig", meinte Gideon, dann sagte er: „Wir stellen uns gerade einander vor. Dies ist unsere neue Klientin, Evelyn Cross...
Cassandra Freed."
„Klientin?" murmelte Lynn und fragte sich, worauf sie sich eigentlich eingelassen hatte.
„Gideon ist gut darin, Leute einzuschüchtern." Cass schüttelte Lynn die Hand. „Aber er hat ein weiches Herz."
Lynn mochte Cassandra auf Anhieb. Eine mahagonirote Mähne umrahmte ihr apartes Gesicht. Fuchsienrote Strähnen verliehen den langen Haaren zusätzliche Glanzlichter und passten im Farbton zum kurzen Kleid und den
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