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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Rosemoor
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entschlossen, nicht mehr Zeit in dieser Bar zu verbringen als notwendig. „Ich persönlich ziehe Ballett, Oper oder den Besuch Kunstgalerie vor."
    „Aha, ein Snob."
    „Wohl kaum. Wir bewegen uns bloß in ... verschiedenen Kreisen."
    „Das kann man wohl sagen."
    Sie musterte ihn scharf. Was sollte das denn heißen? Aber sein Gesicht verriet nichts, während er sich aufs Fahren konzentrierte und ab und an einen Blick in den Rückspiegel warf.
    Einen Moment lang war Lynn fasziniert von seinem Profil, besonders von der kühnen Nase. Vielleicht hatte er indianische Vorfahren - das würde auch sein dunkles, gefährliches Aussehen erklären.
    „Sie erwähnten etwas davon, meine Identität zu ändern. Haben Sie so etwas schon einmal gemacht?"
    Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Spricht hier die Anwältin?"
    „Sagen Sie lieber, das besorgte Opfer."
    Blade musste an der nächsten Ampel anhalten. „Einmal - für eine Frau, die unschuldigem Gefängnis saß."
    „Wie haben Sie das gemacht? Eine Art Geheimaktion?"
    „Ach, nichts, worüber Sie sich Gedanken machen müssten. Sie sollten es nur für sich behalten."
    „Okay, ich bin nicht in der Lage, Ihnen die Daumenschrauben anzusetzen. Ihr Geheimnis stirbt mit mir", scherzte sie. „Hat denn jemand eine Idee, wie diese Ermittlungen weitergehen sollen?"
    „Wer hat etwas von Ermittlungen gesagt?" Die Ampel schaltete auf Grün, und ergab Gas.
    Sie fuhren Richtung Westen. „Ich habe einfach nur angeboten, für Ihre Sicherheit zu sorgen.
    Mehr nicht."
    Lynn versuchte so zu tun, als wäre sie nicht enttäuscht, aber sie konnte sich nichts vormachen. Einen Moment lang hatte sie gedacht, sie könnte mehr als nur ein Opfer sein, das sich verbarg, dass sie vielleicht mit seiner Hilfe selbst einen Weg aus ihrer misslichen Lage finden würde. Schließlich, wer kannte ihr eigenes Leben besser als sie? Natürlich würde es helfen, wenn sie sich ein wenig genauer erinnern könnte, bislang war das jedoch nicht der Fall. Aber sie hatte eigentlich auch kaum Zeit dazu gehabt, oder?
    „Also, wo werden Sie mich unterbringen?"
    „In meinem Blickfeld. Sie haben Glück, eine Kellnerin hat gekündigt, und Gideon meint, Sie könnten ihren Job übernehmen."
    „Das nennen Sie Glück?" Lynn starrte ihn bestürzt an. Noch nie, nicht einmal in der Schulzeit, hatte sie bedient. „Ich bin Anwältin!"
    „Wenn Sie auf der Flucht sind, können Sie doch wohl kaum praktizieren, oder?"
    Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Sie würde in der Kanzlei anrufen und Bescheid geben müssen, dass sie für unbestimmte Zeit unbezahlten Urlaub nahm.
    Dennoch ...
    „Ich bin nicht auf Trinkgelder angewiesen. Ich habe genug Geld auf der Bank."
    „Wie wollen Sie dann unbemerkt bleiben? Den ganzen Abend am Tresen sitzen, jeden Abend, mir dabei zusehen, wie ich Getränke ausschenke? Eine Frau wie Sie wird sich da schnell langweilen. Und sie fällt auf."
    Sie hatten inzwischen die belebten Stadtviertel hinter sich gelassen und fuhren eine heruntergekommene Straße entlang - Teil eines alten Industriegebiets. Die einsame Gegend machte Lynn zunehmend Angst, und sie sagte: „ Ich hatte nicht vor, mehr Zeit im Club zu verbringen als unbedingt nötig."
    „Und ich habe nicht vor, meinen Job an den Nagel zu hängen", erwiderte er ruhig. „Wenn Sie meine Hilfe wollen, werden Sie ein paar Kompromisse eingehen müssen, was Ihre Ansprüche betrifft."
    Wieder warf er ihr vor, ein Snob zu sein!
    Lynn schluckte ihren Ärger hinunter und verfiel in Schweigen, während sie durch die trostlosen, einsamen Straßen fuhren. Es hatte wenig Sinn, sich mit Blade zu streiten, auch wenn seine Art, Anweisungen zu geben, ihr auf die Nerven ging. Eigentlich hatte sie genug davon, erzogen zu werden. Ihr Vater war ein Tyrann gewesen, hatte mit Einschüchterungen und Verunglimpfungen gearbeitet und jeden, der sich gegen ihn zur Wehr setzte, grausam bestraft.
    Sie beschloss, jetzt erst einmal mitzumachen - bis sie einen besseren Plan hatte.
    Die Gegend um den Wicker Park und das angrenzende Bucktown-Viertel hatte früher den Namen Polish Gold Coast getragen, wohl wegen er vielen polnischen Einwanderer, die dort hinzogen. Nun lebte hier eine bunte Mischung von Bewohnern. Künstler hatten sich niedergelassen, als die Mieten erschwinglich waren. Für die weniger vom Schicksal Begünstigten waren städtische Wohnblocks gebaut worden. Dann kamen erfolgreiche junge Leute, die die Nähe zum Zentrum lockte, und damit begann die Aufwertung

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