In letzter Sekunde
überleben."
„Aber Sie humpeln. Vielleicht sollten Sie damit zum Arzt gehen."
„Ich werde es kühlen, das reicht. Sie könnten auch ein wenig Eis auf Ihren Gelenken gebrauchen."
Lynn schaute auf die Schrammen und Schwellungen, die die Fesseln des Entführers hervorgerufen hatten. „Nein, das geht schon so."
„Wenn Sie meinen ..." Er ging Richtung Küche. „Möchten Sie etwas trinken? Ich habe Bier und Cola da."
„Tee auch?" Bestimmt würde er ihrer rauen Kehle gut tun.
„Ja, wenn Sie Kräutertee mögen."
„Wunderbar, das ist genau richtig."
Welcher Mann serviert Kräutertee? dachte sie. Und hat Grünpflanzen in der Wohnung und auf dem Balkon? Blade Stone war wirklich ungewöhnlich.
Sie schaute ihm zu, wie er sich in der winzigen Küche bewegte, Becher mit Wasser in die Mikrowelle stellte, Eiswürfel aus dem Kühlschrank nahm und sie in einen Plastikbeutel füllte.
Er wirkte ungezwungen, und sie zweifelte nicht daran, dass er ebenso locker hinter der Bar stand und Drinks servierte.
Blade Stone, Barkeeper. Unwillkürlich fragte sie sich, wieso er bei einem so zukunftslosen Job gelandet war, obwohl er beim Militär eine spezielle Ausbildung erhalten hatte, die ihn bestimmt für weitaus anspruchsvollere Aufgaben qualifizierte. Aber vielleicht war in diesem Club die Bezahlung einfach besser.
Er kam mit den beiden Bechern zurück und stellte sie auf den Couchtisch.
„Keine Teebeutel?"
„Spezialmischung. Lassen Sie sie ein paar Minuten ziehen, dann ist sie gut."
„Inwiefern spezial?"
Er legte den Eisbeutel auf den Tisch, dann ungeniert sein verletztes Bein. „Beruhigt Sie garantiert, und gut schlafen können Sie danach auch."
Lynn bezweifelte, dass sie überhaupt ein Auge schließen würde.
„Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde verhindern, dass er an Sie rankommt", sagte Blade in beruhigendem Ton.
„Woher...?"
„Ihre Augen. Wenn Sie nicht wollen, dass die Leute Ihre Gedanken lesen, sollten Sie lernen, Ihre Gefühle besser zu verbergen."
„Ich dachte, ich wäre gut darin, etwas vor anderen zu verstecken."
„Zum Beispiel?"
Lynn schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht darüber reden. Er war schließlich mehr oder weniger ein Fremder für sie, und sie verspürte nicht das Bedürfnis, vor ihm ihre Lebensgeschichte auszubreiten.
So wechselte sie das Thema. „Was macht Ihr Bein?"
Er schnitt eine Grimasse und zuckte mit den Schultern. „Es geht so."
„Ich finde, jemand sollte einen Blick darauf werfen."
„Sie?"
Überrascht sah sie ihn an. „Von mir aus ..."
„Sie sind also nicht sicher, ob Sie sich mein Bein ansehen wollen?"
Wieder eine seiner Wortspielereien. „Ich wollte damit ausdrücken, ich bin kein Experte in solchen Sachen. Aber ich kann es nur inspizieren, wenn Sie Ihr Hosenbein hochkrempeln."
Blade nahm den Fuß vom Tisch und versuchte es. „Geht nicht hoch genug."
„Dann müssen Sie sie eben ausziehen."
„Wenn Sie darauf bestehen." Er erhob sich und öffnete seinen Gürtel.
„He, so habe ich das nicht gemeint."
Blade grinste sie wissend an. „Keine Bange, ich werde mich benehmen."
Er humpelte hinüber ins Bad, und gleich darauf hörte sie Stoff rascheln. Dann ertönte ein Fluch. Lynns Neugier siegte. Nur einen kurzen Blick, sagte sie sich, stand auf und ging zur Badezimmertür, die einen Spalt weit offen stand. Was sie sah, ließ sie aufkeuchen und die Tür aufreißen.
„Sie haben geblutet!"
Blade stand auf dem unverletzten Bein und betrachtete das andere. Getrocknetes Blut bedeckte fast die gesamte Wade. Lynn scherte sich nicht darum, dass er keine Hose mehr anhatte. Oder dass ein Messer an seinen anderen Unterschenkel geschnallt war.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das getan habe!"
Blade musterte die schöne Frau, die beim Anblick der Wunde bleich geworden war. Sie sah aus, als würde sie gleich ohnmächtig umfallen. Na wundervoll!
„Es ist nur ein Kratzer. Ehrlich." Auch wenn es verdammt wehtat.
„Setzen Sie sich, ich kümmere mich darum."
„Ich hatte Ihnen doch gesagt, diese Skulptur ist gefährlich."
Lynn warf einen Blick auf die Jodflasche auf dem Waschbecken. „Wo haben Sie Ihren Verbandskasten?"
Er deutete mit dem Kopf auf die Flasche. „Das da reicht."
Lynn drückte ihn mit sanfter Gewalt herunter, bis er auf der Toilette saß. Dann ließ sie heißes Wasser ins Waschbecken, holte ein sauberes Handtuch aus dem Regal und warf einen Waschlappen ins Becken. Sie würde wohl doch nicht ohnmächtig werden.
Fasziniert schaute er zu,
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