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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Rosemoor
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nicht, dass deine Schwester glücklich ist."
    „Selbstverständlich will ich, dass sie glücklich ist." Verunsichert, weil er es ernst zu meinen schien, fuhr Lynn fort: „Ich werde darüber nachdenken und mich bei dir melden." Sie würde Dani anrufen und sie selbst entscheiden lassen müssen.
    Nathan strahlte sie an. „Mehr verlange ich gar nicht." Sein strahlendes Lächeln verblasste.
    „He, tut mir Leid, ich habe überhaupt nicht daran gedacht, was dir geschehen ist. Ich war richtig geschockt, als ich dich im Fernsehen sah. Glücklicherweise ist ja alles noch einmal glimpflich ausgegangen. Haben sie diesen Kerl schon geschnappt?"
    „Noch nicht." Bei der Erinnerung an alles zog sich ihr der Magen zusammen.
    „Also, bis sie ihn hinter Gittern haben, solltest du dich möglichst unsichtbar machen." Er machte eine unbeholfene Geste, als wage er nicht, sie in die Arme zu nehmen. „Pass auf dich auf, ja?"
    Kaum war er aus der Tür, nahm ihre Mutter sie in die Arme. „Ich bin so froh, dass du gekommen bist, Lynn. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte."
    „Du darfst ihm nichts sagen, Mom, außer Dani will, dass er erfährt, wo sie ist." Sie löste sich von ihrer Mutter.
    „Er ist ihr Ehemann."
    „Nein, Mom, das ist er nicht. Sie sind geschieden."
    „Ich halte nichts von Scheidungen."
    Ihre ewige Ausrede, warum sie selbst bei ihrem Mann geblieben ist, dachte Lynn. Nicht, dass sie ihren Vater nicht liebte. Er hatte sich immer gut um seine Familie gekümmert, was das Finanzielle betraf, und wenn er nicht gerade wieder in einer seiner düsteren Stimmungen war, konnte er durchaus gefühlvoll sein. Aber unter diesen Stimmungen hatte die Familie so oft zu leiden gehabt.
    „Du siehst gut aus", meinte ihre Mutter, nachdem sie sie gemustert hatte. „Ist wieder alles in Ordnung?"
    „Ja, sicher. Wie geht es Dad heute?" fragte Lynn. Sie wusste, er machte gerade wieder eine Chemotherapie, und wollte vorbereitet sein, ehe sie ihn sah.
    „Der arme Mann - heute scheine ich ihm nichts richtig zu machen."
    „Richtig so, Mom, gib dir selbst die Schuld", murmelte Lynn.
    Sie ging ins Wohnzimmer hinüber, wo ihr Vater im Sessel vordem Fernseher saß. Er sah abgemagert und noch hinfälliger aus als beim letzten Mal.
    „Hi, Dad, wie geht es dir?" Als sie sich über ihn beugte, um ihm einen Kuss zu geben, streifte ihr Hutrand sein Gesicht.
    „Nimm das Ding weg", knurrte er. „Wieso trägst du überhaupt im Haus diesen dummen Hut?"
    „Ich hatte mir gerade die Haare gewaschen, und sie sind hoch ein wenig feucht. Aber du hörst dich an wie immer", bemerkte sie. „Dann kann es dir so schlecht nicht gehen."
    „Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Dein loses Mundwerk ist es, was dich in diese Schwierigkeiten gebracht hat."
    „Wie bitte?"
    „Ein Mann überfällt und entführt eine Frau nicht ohne Grund."
    Lynn traute ihren Ohren nicht. „Du willst damit doch nicht sagen, ich hätte mir das alles selbst zuzuschreiben?"
    „Nein, Liebling, das meint er nicht", versicherte ihr ihre Mutter schnell.
    „Sprich nicht für mich, Frau."
    Zum ersten Mal kümmerte sich ihre Mutter nicht darum, was er sagte. „Er hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Es ist nur die Chemotherapie, die ihn so grantig werden lässt."
    Ihr Vater hatte sich abgewandt, starrte auf den Fernseher, als wäre sie gar nicht mehr da.
    „Nein, Mom, das ist nicht der Grund. So ist er schon immer gewesen. Ich wusste, ich hätte nicht herkommen sollen. Aber es ist ja noch nicht zu spät, den Fehler zu berichtigen."
    Lynn küsste ihre Mutter auf die Wange und eilte zur Tür. Sie wollte nur noch aus dem Haus, ehe sie in Tränen ausbrach.
    „Pass auf dich auf", rief ihr ihre Mutter hinterher. „Ich melde mich bei dir."
    Als Lynn draußen war, fiel ihr ein, dass sie sich ein Taxi rufen musste. Per Handy bestellte sie eines und wartete am Straßenrand.
    Die herzlose Bemerkung ihres Vaters ging ihr nicht aus dem Sinn. Selbst Nathan hatte mehr Mitgefühl gezeigt. Gegen ihren Willen liefen ihr die Tränen übers Gesicht. Als ein gelbes Taxi heranrollte, wischte sie sie rasch mit dem Handrücken fort. Sie wünschte sich, Blade wäre jetzt bei ihr und würde sie in die Arme nehmen.
    Auf sie aufpassen ...
    Nathan hatte gesagt, sie solle auf sich aufpassen.
    Das überraschte sie. Sie und ihr Exschwager hatten einander noch nie wirklich gemocht, waren jedoch ihrer Schwester wegen höflich miteinander umgegangen.
    Vielleicht verdient er doch eine zweite Chance, ging es ihr

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