In letzter Sekunde
durch den Kopf. Sie nahm sich fest vor, Dani anzurufen und mit ihr über Nathan zu reden.
Und auch über Blade musste sie noch einmal nachdenken. Hatte der negative Einfluss ihres Vaters vielleicht dahin geführt, dass sie zu allen Männern, die sich für sie interessierten, unfair gewesen war? Hatte sie an ihnen immer nur das Schlechte gesehen?
Vielleicht auch bei Nathan?
Erschrocken fragte sie sich, ob sie durch ihre Voreingenommenheit vielleicht Danis Ehe zerstört hatte.
Sie hoffte, nicht. Das war niemals ihre Absicht gewesen.
„Sagen Sie, senorita, kann es angehen, dass Ihnen ein Freund folgt?" riss die Stimme des Fahrers sie aus ihren Gedanken.
„Wie bitte?" Sie fuhr herum, starrte aus dem Rückfenster und sah einen silberfarbigen Wagen. Er war jedoch zu weit entfernt, als dass sie den Fahrer erkennen konnte. „Wieso kommen Sie darauf, dass der Wagen uns folgt?"
„Seit Sie eingestiegen sind, hängt er hinter uns. Kam aus einer Seitenstraße."
„Das kann nur Zufall sein."
Aber als sie dann abbogen, nahm der andere Wagen dieselbe Strecke, und Lynns Pulsschlag beschleunigte sich.
Konnte es der Mann sein, der sie überfallen und entführt hatte, der nur auf eine weitere Chance wartete?
Wir sehen uns wieder...
„Er ist immer noch hinter uns", bemerkte der Fahrer.
„Ich weiß, ich weiß."
War der Mann mit dem Hauptschlüssel des Wachmanns in ihr Apartment gekommen und hatte ihr kleines Adressbuch gefunden, das neben ihrem Computer lag? Hatte er dann darauf gewartet, dass sie am Haus ihrer Eltern auftauchte?
Lynn hämmerte das Herz in der Brust, und ihr rauschte das Blut in den Ohren. Sie bekam kaum noch Luft.
„Biegen Sie rechts ab, dann sehen wir, ob er uns weiterhin folgt", stieß sie hervor.
„Si, senorita."
Sie drehte sich im Sitz um. Der andere Wagen klebte immer noch an ihnen.
„Wir werden tatsächlich verfolgt." Lynn versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Sie war zu ihren Eltern gefahren, ohne ihre Verkleidung, und hatte ihm damit direkt in die Hände gespielt. „Können Sie ihn abschütteln?"
Der Fahrer warf ihr ein Lächeln zu. „Für Sie selbstverständlich, senorita."
Das Taxi schoss vorwärts, und Lynn musste sich festhalten, als der Wagen um die nächste Ecke schleuderte und dabei fast ein entgegenkommendes Fahrzeug rammte.
Der Taxifahrer hielt kaum am nächsten Stoppschild, dann bog er scharf um die Ecke ab in die Western Avenue.
„Fahren Sie einen Umweg!" rief ihm Lynn zu. „Bringen Sie ihn nicht in die Nähe von Bucktown!"
Der Fahrer schob umgehend seinen linken Arm aus dem offenen Fenster, setzte sich vor einen Wagen, der neben ihnen fuhr, und blinkte links.
„He, das können Sie nicht!" keuchte Lynn. „Sie befinden sich auf der rechten Spur!"
Aber anscheinend konnte er doch.
Bremsen kreischten, als er gegen die Vorschrift abbog. Lynn entdeckte den silbernen Wagen. Hoffentlich entkomme ich nicht meinem Widersacher, nur um dann bei einem Verkehrsunfall zu sterben, dachte sie angsterfüllt.
Ihr Stoßgebet wurde anscheinend erhört. Das Taxi raste ungehindert die Straße entlang, bog dann in nördlicher Richtung in eine Einbahnstraße ab. Wenig später hielt es vor einem dreistöckigen Apartmentgebäude.
Von dem anderen Auto war nichts zu sehen. Lynn atmete das erste Mal erleichtert auf, seit die Verfolgungsjagd begonnen hatte, und sank gegen die Rückenlehne.
„Wo haben Sie so fahren gelernt?"
Der Mann drehte sich um und grinste stolz. „Ich bin zehn Jahre Taxi in Mexico City gefahren!"
Blade wurde fast verrückt, während er wartete. Warum nur hatte er sie allein gelassen? Er hätte Cass anrufen und sie bitten sollen, auf Lynn aufzupassen.
Wenn ihr nun etwas zugestoßen war...
Er würde nicht darüber hinwegkommen. Nicht nur wegen ihrer Schwester, sondern auch weil er sich mehr und mehr zu ihr hingezogen fühlte. Lynn war eine attraktive Frau, aber das war nicht der einzige Grund. Ihr Bestreben, anderen zu helfen, imponierte ihm. Vor allem, da sie ihre Unterstützung nicht nur Menschen mit einem dicken Bankkonto gewährte.
Der dumpfe Druck in seinem Magen würde stärker. Trotzdem blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten. Er wusste ja nicht einmal, wann sie fortgegangen war. Und er war länger weg gewesen, als er vorgehabt hatte. Sie ist erwachsen, sagte er sich, sie trifft ihre eigenen Entscheidungen.
Als er endlich einen Wagen heranfahren hörte, eilte er zum Fenster und schaute hinaus. Es war ein Taxi. Blade warf sich in den Sessel,
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