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In letzter Sekunde

In letzter Sekunde

Titel: In letzter Sekunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Rosemoor
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kaum dass sie den Raum betrat. Er wartete still, bis sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und ihr Atem ruhig und regelmäßig ging. Dann stand er auf und betrachtete sie im Schlaf.
    Nun befanden sie sich im Fitnesszentrum, wo er ihr einige neue Selbstverteidigungstechniken beibrachte. Immer wieder musste er daran denken, wie verängstigt sie sein konnte, wie tapfer und dumm zugleich.
    „Sieh zu, dass du innerlich darauf eingestellt bist, Gewalt anzuwenden", sagte er.
    Entschlossen straffte sie die Schultern und betrat die Matte. Er sprang vor, packte sie und presste ihre Arme fest an ihren Körper. Aber sie war gut vorbereitet und knallte ihm ihre Ferse gegen das Schienbein. Trotz des fünf Zentimeter dicken Beinschutzes spürte er den Tritt.
    „Gut!" rief er, selbst als ihr Fuß niederschoss und beinahe seine Zehen zerquetschte. „Au!"
    brüllte er übertrieben laut.
    „Du meine Güte, nun habe ich dir wieder wehgetan!" Lynn drehte sich entsetzt in seinen Armen um.
    „Reingefallen!"
    Er sah, wie der Schrecken aus ihrem Gesicht verschwand und von Entrüstung abgelöst wurde. „Das war nicht witzig."
    „Ich habe es durchaus genossen."
    Das tat er wirklich. Genoss es, sie zu betrachten. Sie zu halten.
    „Das darfst du nicht mit mir machen. Ich habe immer noch Schuldgefühle, weil ich dich mit der Skulptur verletzt habe."
    „Komm, entspann dich. Das Bein ist wieder in Ordnung, fast wie neu, und du bist großartig. Nur übertrieben ... angespannt."
    „Ich möchte es richtig machen."
    „Das tust du auch."
    „Könntest du mich dann vielleicht loslassen?"
    Er gab sie frei, und ihre geröteten Wangen verrieten ihm, dass ihre Gefühle sich nicht sehr von seinen unterschieden.
    „Was nun?" riss sie ihn aus seinen Gedanken.
    „ Ich werde jetzt einen Angriff von vorn starten, aber denk daran, ich habe nur dieses eine Paar Augen!"
    Sie zog die Brauen hoch. „Du hast kein Vertrauen in mich?"
    „Ich befürchte einfach nur, dass du zu viel Enthusiasmus an den Tag legst. Du lernst schnell."
    „Motivation ist mein zweiter Vorname."
    „Bei welchem genau?"
    Sie runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht..."
    „Evelyn Cross oder Melinda Parker?"
    „Bei meinem wirklichen Ich."
    „Ich bin mir gar nicht mehr sicher, welches das ist."
    Sie grinste. „Vielen Dank."
    „Das sollte ein Kompliment sein, ehrlich. Also, probieren wir noch ein paar Griffe."
    Jedes Mal, wenn Blade sie anfasste, begann sein Herz zu rasen. Er nutzte jede Gelegenheit, sie zu berühren, konnte nicht genug von ihr bekommen.
    Wie sollte er sie jemals wieder gehen lassen?
    Als Lynn am späten Nachmittag das Clubbüro betrat, überfiel sie überraschend Nervosität.
    Lampenfieber? Vielleicht hätte sie doch Cass bitten sollen, die Anrufe zu übernehmen.
    Bestimmt würde sie eine grandiose Vorstellung liefern.
    Aber es war für Lynn wichtig, dass sie ihr Leben wieder in die eigenen Hände nahm. Sie musste sich beweisen, dass sie im Angesicht der Gefahr nicht hilflos war.
    Sie legte ihre Unterlagen auf den Schreibtisch. „Ich hoffe, wir können mit den Verdächtigen am Arbeitsplatz telefonieren."
    „Wenn nicht, versuchen wir es später noch einmal bei ihnen zu Haus", meinte Blade.
    „Oder morgen."
    Morgen ... Wie viele Morgen würde es noch für sie geben?
    Der einzige Trost bei der ganzen Angelegenheit war, dass sie mit Blade zusammen sein konnte. Sobald der Kerl erwischt war, würde sie Blade aber vielleicht nie wieder sehen. Daran mochte sie gar nicht denken. In diesen wenigen Tagen war er ihr Halt geworden, ein wichtiger Teil ihres Lebens.
    „Starten wir zuerst das Sprachumwandlungsprogramm", sagte Blade und schaltete den Computer an.
    Er setzte sich das Headset auf und reichte ihr ebenfalls eins. Ein paar Versuche, und sie konnten loslegen. Ihre Stimme klang nun höher und heller als normal. Dennoch spürte sie einen leichten Druck im Magen, als sie das Polizeirevier anrief.
    „Chicago Police Department, Abteilung drei, Sergeant Thomas am Apparat. "
    „Sergeant Roger Wheeler, bitte."
    „Einen Moment."
    Lynn, die gedämpfte Stimmen im Hintergrund hörte, leckte sich nervös die trockenen Lippen und tippte mit den Fingernägeln gegen die Schreibtischkante. Und während sie wartete, ging sie noch einmal in Gedanken ihre Geschichte durch. Aber als der Sergeant wieder an den Apparat kam, wartete eine Enttäuschung auf sie.
    „Er ist gerade nicht hier. Versuchen Sie es in einer Stunde noch einmal."
    Lynn legte auf und stieß den Atem aus.

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