In letzter Sekunde
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie die Luft angehalten hatte.
„Niemand da."
„Du siehst ein wenig blass aus", sagte Blade. „Soll ich es nicht besser übernehmen?"
Lynn wurde rot. Wie immer, nahm er Rücksicht auf ihre Gefühle. Aber hierbei konnte er ihr nicht helfen, höchstens sich um die technische Ausrüstung kümmern.
„Ich muss selbst auch etwas tun", bekräftigte sie. „Und ich werde durchaus mit Wheeler und den anderen fertig. Schließlich geschieht alles nur übers Telefon."
„Bitte vergiss nicht, dass du nicht allein dastehst."
Er drückte ihr die Hand, und ihr wurde warm.
„Das weiß ich, und dafür bin ich auch dankbar, Blade. Aber ich habe nachgedacht und nachgedacht und weiß nun, ich kann nicht in der Ecke hocken und darauf warten, dass andere die Dinge für mich erledigen. Das habe ich vielleicht vor ein paar Tagen gewollt, aber da war ich noch voller Angst. In Wirklichkeit bin ich nicht so."
„Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich weiß, wer du bist."
Einen Moment lang fühlte sie eine so starke Bindung zu ihm, dass es ihr den Atem nahm.
Noch nie zuvor hatte sie einen Mann wie Blade Stone gekannt. Oder wenn ja, dann musste sie Scheuklappen getragen haben. Mittlerweile waren ihre Augen weit offen, und sie hatte nicht vor, sie wieder zu verschließen.
Als sie bemerkte, dass sie ihn anstarrte, räusperte sie sich und murmelte: „Es ist wohl besser, die anderen Anrufe zu erledigen, ehe es zu spät ist."
Ihr nächster Anruf galt Victor Churchill, aber seine tüchtige Sekretärin fing sie ab, wollte ihren Namen und die Nummer wissen, unter der sie erreichbar war.
„Danke, ich versuche es später noch einmal." Lynn verzog das Gesicht und wählte die nächste Nummer. „Hoffentlich klappt es bei diesem Kandidaten."
„Du wirst sicher nicht aufgeben." Davon war Blade überzeugt.
„Nein, bestimmt nicht."
Diesmal hatte sie Glück. Ja, Timothy Cooper sei im Haus, und ja, er würde mit ihr sprechen.
„Cooper."
„Mr. Cooper, hier spricht Rachel Franklin."
„Ja?"
„Ich arbeite für Sunshine Kitchens."
„Wen?"
Lynn begegnete Blades Blick und zuckte mit den Schultern. Konnte der Mann nicht wenigstens einen zusammenhängenden Satz sprechen?
„Wir haben eine neue Kollektion von Gewürzen und Dressings entwickelt und ..."
„Nein."
„Sicherlich gibt es in dieser Hinsicht doch etwas, was Sie ..."
„Ja, dass Sie auflegen, damit ich weiterarbeiten kann."
Damit beendete er das Gespräch. Frust packte Lynn. „Reicht das?"
Er zuckte mit den Schultern. „Das müssen wir erst einmal abwarten."
Sie nickte und wählte Johnny Rincons Nummer. Der Anschluss war gesperrt.
„Wie kann man kein Telefon haben?" beschwerte sie sich bei Blade.
„Dank der Handys ist das nicht mehr unbedingt nötig. Er besitzt bestimmt eins, wenn vielleicht auch nicht auf seinen Namen."
Lynn versuchte es nochmals bei Churchill, aber er war immer noch nicht zurück. Dann wählte sie wieder Wheelers Nummer. Drei Mal klingelte das Telefon, ehe abgenommen wurde.
„Abteilung für Gewaltkriminalität."
In ihrer sanftesten, damenhaftesten Stimme flötete sie: „Detective Roger Wheeler bitte."
„Am Apparat."
Sie blickte Blade an und hob den Daumen. „Hier spricht Rachel Franklin von der Lake Shore Ladies' League."
„Was kann ich für Sie tun, Miss Franklin?"
„Mrs. Franklin, bitte."
„Was kann ich für Sie tun?" wiederholte er.
„Unsere Interessengemeinschaft ist sehr besorgt wegen der Verbrechen."
„Sie möchten ein Verbrechen melden?"
„Wir möchten es verhindern."
„Ich benötige Einzelheiten."
„ Ich möchte Sie bitten, unserer Damengruppe einen Vortrag über die Sicherheit auf unseren Straßen zu halten."
„Was soll ich?" Wheeler hörte sich genervt an. „Ich habe hier wichtige Fälle zu bearbeiten.
Rufen Sie die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit an."
Damit war das Gespräch abrupt beendet.
„Unhöflicher Klotz!" meinte Blade.
„Die Zeit reicht doch, oder?"
„Er hat eine Menge mehr gesagt als dieser Kerl auf dem Anrufbeantworter."
Lynn seufzte erleichtert auf. „Zwei erledigt, bleiben noch zwei. Wenn ich doch nur zu Victor Churchill durchkäme. Macht seine Sekretärin denn niemals Kaffeepause?"
„Mehr als probieren kannst du nicht."
So versuchte sie es nochmals. Wieder Fehlanzeige.
„Vielleicht gibt es einen anderen Weg, an Churchill heranzukommen."
„Und welcher?"
„Maria Savage ist am Freitagabend hier", sagte sie und dachte daran, den Auftritt der
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