In letzter Sekunde
zu verscheuchen und wählte die Nummer ihrer Eltern. Wie immer, nahm ihre Mutter ab.
„Hallo, Mom, wie geht es euch?"
„Fein, danke."
Aber danach hörte es sich überhaupt nicht an. „Was ist los, Mom?"
„Gar nichts."
„Mom ..."
„Nathan ist hier."
„Schon wieder?" Lynn brauchte nicht nach dem Grund zu fragen. „Du hast ihm doch nicht Danis Adresse oder Telefonnummer gegeben, oder?"
„Nun ... nicht genau."
Also hatte sie ihm doch irgendetwas verraten. „Aber du hast ihm erzählt, dass sie in London ist, stimmt's?,"
„Ja."
„Sag ihm bitte nicht mehr, Mom! Nicht, bevor ich nicht mit Dani gesprochen habe und sicher bin, dass sie nichts dagegen hat, wenn Nathan Kontakt mit ihr aufnimmt." Als ihre Mutter nicht antwortete, schloss sie die Augen. „Lass mich mit Nathan reden."
„Na schön."
Lynn hörte, wie sie ihn ans Telefon rief. Sie versuchte sich zu entspannen und dachte daran, ein schönes warmes Fußbad zu nehmen, wenn sie nach Haus kam.
Dann sagte Nathan: „Hallo, Evelyn."
„Nathan, ich habe über unsere Unterhaltung nachgedacht..."
„Und?" fragte er gepresst.
„Und nun beschlossen, dass ich Dani anrufe und ihr weitererzähle, was du mir gesagt hast."
Er lachte und schien erleichtert. „Bestimmt wirst du es nicht bereuen, das verspreche ich dir."
„Aber ob sie mit dir reden will oder nicht, ist ganz allein ihre Sache."
„Klar."
„Deswegen möchte ich dich bitten, bis dahin darauf zu verzichten, Informationen aus meinen Eltern herauszuholen. Das wäre ihnen gegenüber nicht fair."
Ein Moment Schweigen.
„Nathan?"
„Ja, okay, ich halte mich zurück", lenkte er ein.
Aber Lynn spürte, es gefiel ihm überhaupt nicht.
„Wann wirst du Danielle anrufen?"
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. In London war es jetzt nach Mitternacht, aber ihre Schwester pflegte lang auf zu sein. Wenn sie früh ins Bett ging, schaltete sie den Anrufbeantworter ein.
„Heute Abend, aber sehr wahrscheinlich werde ich eine Nachricht hinterlassen müssen."
„Großartig. Danke. Ich weiß, wenn du ihr erzählst, wie sehr ich mich bemühe, sie zurückzugewinnen, wird sie bestimmt von mir hören wollen."
Aber Lynn war sich nicht sicher. Noch hatte sie nicht mit seinem Therapeuten gesprochen.
Und dazu hatte sie im Moment weder Zeit noch Lust.
„Ich verspreche dir nichts."
„Okay. Es hängt allein von Danielle ab. Das habe ich begriffen."
„Schön. Gib mir noch einmal Mom."
Er rief ihre Mutter.
Lynn schlüpfte wieder in ihre Schuhe und zuckte zusammen, da ihre gepeinigten Füße sie schmerzten.
Einen Moment später war ihre Mutter wieder am Apparat. Lynn erkundigte sich nach ihrem Vater, dann beschwor sie sie noch einmal eindringlich, weder Danis Adresse noch Telefonnummer zu verraten.
Wie versprochen, rief sie anschließend Dani an, erreichte aber nur den Anrufbeantworter.
Kurz berichtete sie von dem Gespräch mit Nathan.
Bevor sie auflegte, fügte sie noch hinzu: „Hör zu, Dani, vielleicht habe ich mich wirklich zu sehr in eure Ehe eingemischt. Möglicherweise habe ich dir einen falschen Rat gegeben. Ich hätte mich wohl aus allem heraushalten sollen. Es tut mir aufrichtig Leid ..."
Damit legte sie auf. Ihre Hand zitterte.
„Schlechte Neuigkeiten?"
Lynn fuhr herum. „Blade! Ich habe dich gar nicht kommen hören."
„Stimmt was nicht?"
„Es hat nichts mit meiner Entführung zu tun", versicherte sie ihm rasch.
„Familienangelegenheiten."
„Ich bin ein guter Zuhörer."
„Danke."
Lynn verspürte nicht das Bedürfnis, ihm ihre Schuld an der Scheidung ihrer Schwester eingestehen zu müssen. Das würde nur zu weiteren Fragen führen.
Zu ihrem Glück klingelte das Telefon. „Willst du nicht abnehmen?"
Blade griff zum Hörer. „Club Undercover." Er lauschte einen Moment, dann gab er dem Anrufer Anweisungen.
Lynn nutzte die Gelegenheit zu verschwinden.
Ihre kummervolle Miene ging Blade nicht aus dem Sinn. Was bedrückte Lynn? Doch da es eine Familienangelegenheit war, wollte er sie nicht weiter bedrängen.
Dazu hätte er während der Arbeit sowieso kaum Gelegenheit gehabt.
Der Club war voll, auf der Tanzfläche bewegten sich dicht gedrängt die Gäste. Die Musik dröhnte, und über die riesige Leinwand zuckten Videoclips. Es wurde reichlich getrunken, nicht nur an der Bar, sondern auch im VIP-Bereich, der auf Straßenniveau lag. In den letzten Monaten waren die Umsätze stetig hoch gegangen, Gäste kamen selbst aus den Vororten, und Blade wusste, Gideon hatte
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