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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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die in die Reinigung mussten. Sie könnte den Typen aus der Buchhaltung anrufen, den mit dem seidigen dunklen Haar, und ihn mit nach Hause nehmen, bevor die Massageöle in ihrem Nachtkästchen ranzig wurden, und auf der Treppe akrobatischen Sex mit ihm haben.
    Dies war die zweite einfache Wahrheit: Grace war ein kleines Mädchen ohne Eltern, das ganz offensichtlich ihre Familie liebte. Sie sagte immer noch »zu Hause«, wenn sie vom Haus ihrer Nana sprach. Und im Gegensatz zu Jo, als diese in derselben Situation gewesen war, hatte Grace eine Familie, die sie bei sich haben wollte.
    Es passte alles zusammen.
    Sie musste Grace gehen lassen.
    Es war das Richtige.
    Doch dies war die letzte einfache Wahrheit: Aus Gründen, die sie noch nicht völlig verstand, wehrten sich Jos Körper, Geist und Seele mit aller Kraft gegen die Vorstellung, dass irgendein
Anwalt
über ihren Kopf hinweg – immerhin war sie Grace’ gesetzlicher Vormund – behauptete, dass es das Beste sei, dem Mädchen seinen Madeline-Mantel anzuziehen, ihm die Wange zu tätscheln und es mit den Brauns ziehen zu lassen.
    »Moment mal! Verstehe ich dich richtig?«, presste Jo zwischen den Zähnen hervor. »Ihr seid auf Empfehlung eines Anwalts hier und wollt Grace heute mitnehmen? Ohne mich vorher über eure Absichten zu informieren? Ohne das mit mir zu besprechen?«
    »Ich weiß, das klingt gemein. Aber ich bin nicht die Böse, Jo, glaub mir! Natürlich hätten wir zuerst mit dir reden sollen.« Jessie schob die Ärmel ihres Pullovers bis zu den Ellbogen hinauf und umkreiste nervös den Barhocker. »Glaub mir, genau das war meine Absicht. Aber meine Tante ist anderer Meinung. Von mir aus kann Grace noch etwas länger bei dir bleiben, aber es gab immer wieder Streit. Wir hatten vor, mit dir zu sprechen, doch es kam dauernd etwas dazwischen – ein schlechter Bluttest bei Tante Leah, mein Onkel wäre beinahe in der Auffahrt ausgerutscht –, so dass sie das Gespräch mit dir aufschob. Aber sie hat das Thema auch nicht ruhen lassen und darauf bestanden, mit einem Anwalt zu sprechen.«
    Jessie packte die Rückenlehne des Barhockers, um sich für ihre nächsten Worte Halt zu verschaffen. »In den letzten Wochen hat meine Tante nur getrauert, immer nur getrauert. Sie kann die Leere im Haus nicht ertragen. Sie hat zwar genug um die Ohren, aber ohne Grace … und nach Rachels Tod … Grace ist die Letzte aus der Familie meiner Tante, das einzige Enkelkind. Sie ist zwar dankbar für die letzten Wochen, in denen sie zu Hause Ordnung schaffen konnte, aber jetzt, da sich alles etwas beruhigt hat, will sie Gracie unbedingt wieder um sich haben.«
    Sarah stand auf, nahm eine der Teetassen, ging zu Jessie und drängte das Mädchen, sich zu setzen und ihren Tee zu trinken. Jessie legte die Hände um die warme Tasse und ließ die Schultern hängen. Sarahs erfahrener Blick glitt über ihr bleiches Gesicht, das zerzauste Haar, den hautengen Pullover und die müden Augen.
    Sie warf Jo einen langen, bedeutungsvollen Blick zu, während sie Jessie über den Rücken streichelte. »Deine Tante kann Rachels Tod kaum verkraften, nicht wahr?«
    Jessie nickte und trank einen Schluck von dem heißen Tee. »So wie wir alle. Tante Leah und ich versuchen, alles zusammenzuhalten. Ich hatte geglaubt, sie davon überzeugt zu haben, das Thema erst einmal ruhen zu lassen. Im Ernst, Jo, meine Tante nimmt an, dass Grace’ Aufenthalt bei dir ein Fehler ist. Sie kann einfach nicht begreifen, dass Rachel dir das Sorgerecht übertragen hat, und sie wird es auch nicht akzeptieren …«
    »Aber Rachel hat es nun einmal getan«, beharrte Jo. »Sogar die gesetzliche Vormundschaft hat sie mir übertragen. Und so etwas kann man nicht einfach
anfechten

    Jessie zuckte zusammen.
    Jo ließ nicht locker. »Rachel hatte offenbar gute Gründe dafür. Deine Tante und dein Onkel haben jede Menge Probleme. Das sagst du doch selbst.« Informationen sammeln! Sie brauchte unbedingt Informationen, bevor sie eine Entscheidung traf, gegen die ihr Herz sich mit aller Kraft wehrte. »Dein Onkel … ist bettlägerig?«
    »Es geht ihm besser. Mittlerweile kann er mit einer Gehhilfe wieder laufen.«
    »Und Leah hat immer noch Probleme mit ihrem Diabetes, nicht wahr?«, hakte Jo nach.
    »Damit muss sie für den Rest ihres Lebens zurechtkommen. Aber das spielt alles keine Rolle. Wir schaffen das. Ich bin bei den beiden eingezogen.«
    »Du kümmerst dich um Abe und Leah?«
    »Und Gracie«, fügte Jessie hinzu,

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