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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Higgins
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sich nach der Nacht mit einer anderen Frau schuldig fühlte.
    »Ich muss da erscheinen«, fuhr er fort und mied ihren Blick, als er seine Hose anzog. »Ich bin einer von zwei Podiumsgästen.«
    Sarah streckte sich über den Bettrand und ließ das Haar vor ihr Gesicht fallen, als sie auf dem Fußboden nach dem korallenroten Farbfleck ihres Rockes suchte. Sie fand ihren BH . Auf dem langen Flug nach Bangalore hatte Kate ihr ermutigende Worte ins Ohr geflüstert –
Alles ist erlaubt in der Liebe und im Krieg!
 –, und sie hatte daraufhin praktischerweise die Tatsache ignoriert, dass Colin einer von den Guten war, ehrenwert, ein Mann, dessen Wort man trauen konnte und der natürlich Schuldgefühle wegen seiner Untreue, selbst außerhalb der Ehe, hätte. Würde sie einen anderen Mann haben wollen?
    »Das ist wirklich blöd.« Er fand sein Hemd, zog es über und fingerte konzentriert an den Knöpfen an den Handgelenken. »Ich muss jeden Tag einen Beitrag zur Konferenz liefern. Heute Nachmittag eine chirurgische Vorführung, einen Vortrag am …«
    »Colin, es reicht!« Mit dem Unterarm strich sie sich das wirre Haar aus dem Gesicht. »Ich erwarte nicht, dass du wegen mir deinen Tagungsplan änderst.«
    Mit einem frustrierten Seufzer ließ er von den Knöpfen ab. Er drehte sich um und ging zu den Fenstern, wo er betont interessiert den Staub auf den geschlossenen Jalousien betrachtete. »Um Himmels willen, Sarah, glaubst du, ich würde das nicht lieber tun, nach dem, was zwischen uns geschehen ist?«
    Sie zerknüllte den Rock in ihrem Schoß. Alles hätte sie ertragen, nur seinen Zorn nicht. »Ich habe dich letzte Nacht in die Enge getrieben. Das weiß ich. Es tut mir leid …«
    »Nein!« Er hob seine Hand, als ob er ihre Worte zurückstoßen wollte. »Du brauchst nicht um Entschuldigung zu bitten.«
    »Ich weiß, dass es bessere Möglichkeiten gegeben hätte, dich zu kontaktieren. Ich hätte in deinem Büro in Kalifornien anrufen können. Eine E-Mail schreiben …«
    Aber ich musste dein Gesicht sehen.
    »Das hätte keine Rolle gespielt.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Dich gestern Abend zu sehen war wie ein Adrenalinschock. Wie auch immer es passiert wäre, das Ergebnis wäre dasselbe gewesen.« Er drehte sich abrupt um und starrte ihr über diese schreckliche Entfernung hinweg in die Augen. »Aber das Timing ist unglaublich. Warum jetzt?«
    Sie zog das Laken höher, auch wenn es ihre sommersprossige Nacktheit nur unzureichend bedeckte. Sie suchte verzweifelt nach Worten, war sich schmerzhaft bewusst, wie vorsichtig sie sein musste. Wenn sie ihr Mantra –
ich habe dich immer geliebt
 – jetzt laut sagte, würde sie ihn nur noch tiefer in die wütende Verwirrung treiben.
    »Erinnerst du dich an meine Freundin Rachel?«
    Er runzelte die Stirn, schüttelte dann den Kopf. Sie war überrascht, dass er sich nicht erinnerte. In Paraguay hatten sie sich oft lange unterhalten. Ganz bestimmt hatte sie ihre Freunde und ihre Familie erwähnt. Bestimmt hatte sie von den Mädchen aus dem Kletterverein gesprochen und von der wildesten von allen erzählt.
    Doch damals waren Gespräche zwischen ihr und Colin immer nur ein Weg gewesen, zu intensiveren, physischen Arten der Kommunikation hinüberzugleiten.
    »Sie war eine meiner besten Freundinnen. Sie ist gestorben.« Sarah erzählte ihm von den schicksalhaften Briefen und dass es ihre Aufgabe gewesen war, ihn ausfindig zu machen. »Ich konnte mich nicht weigern, konnte meiner toten Freundin den letzten Wunsch nicht abschlagen.«
    »Das ist alles? Deshalb hast du dich um die halbe Welt geschleppt?«
    »Du hast mich verlassen, Colin«, sagte sie ohne Vorwurf. »Ich musste annehmen, dass du das Interesse an mir verloren hattest.«
    »Ich hatte das Interesse nicht verloren!« Aufgeregt ging er auf und ab. »Nachdem ich aus Paraguay fortgegangen war und als Assistenzarzt in der Chirurgie angefangen hatte, gab es keinen leichten Weg zurück.«
    »Ich bin nicht wegen einer Entschuldigung hier.«
    »Oh, aber du verdienst eine. Das und eine ganze Menge mehr.« Er lehnte sich in einer Ecke an die Wand und ging in die Hocke. »Sarah Pollard! Nach all diesen Jahren tauchst du ausgerechnet in Indien auf. Wie ein Geist aus der Vergangenheit.«
    Sie musste ihre Bluse finden. Sie suchte den Teppich ab, doch vermutlich steckte sie zwischen den zerknüllten Laken. Im nächsten Augenblick würde sie dieses Zimmer – Colins Zimmer – verlassen, sagte sie sich, nur einen Augenblick

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