In Liebe, Rachel
Flugticket nach Bangalore zu kaufen, um seiner Frau bei ihrem Abenteuer Gesellschaft zu leisten.
Kate zwang sich zurück in den Dschungel mit seinen kreischenden Insekten und den schimmernden Sternen. »Sam, die anderen und ich versuchen seit Jahren, Sarah zum Weitergehen zu bewegen«, sagte sie.
»Gutes kommt zu denen, die warten, und ich habe gewartet. Und wie ich gewartet habe! Burundi ist ein gnadenloser Ort, Kate – er zerbricht dich wie kein anderer –, und diese letzten Monate habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, dieses Land zu verlassen.« Sein trauriges Lächeln wirkte eher wie eine Grimasse. »Ich bin geblieben in der Hoffnung, Sarah mit meinem unerbittlichen Charme doch noch mürbe zu machen.«
Du bist der bessere Mann, Sam.
»Aber es wurde doch etwas seltsam«, fuhr er fort, »als ich einen Brief von eurer Freundin Rachel bekam.«
Kate schrak auf. »W … wie bitte?«
»Ja. Ein kleiner weißer Umschlag von einer Frau, die ich nur einmal getroffen hatte. Rachel bat mich, in den folgenden Monaten in Sarahs Nähe zu bleiben. Deshalb bin ich ihr wie ein Pfadfinder gefolgt. Und jetzt bin ich hier gelandet, als unfreiwilliger Zeuge ihres Verderbens.«
»Bild dir ja nichts darauf ein! Rachel hat
mich
immerhin dazu gebracht, Fallschirm zu springen.«
»Verdammt!« Sam legte seine Arme flach auf den Boden. »Vielleicht wäre mir das lieber gewesen, als mit anzusehen, wie dieser verfluchte Arzt Sarah das Herz noch einmal aus der Brust reißt.«
Verflixte Rachel! Hatte auf der ganzen Welt ihre Finger im Spiel.
»Weißt du, in den Wochen bevor Sarah Burundi verließ, hat es zwischen uns ganz schön geknistert.« Sam drehte sich auf die Seite. »Ich dachte, endlich,
endlich
würde ich die Mauer durchbrechen, die sie zum Schutz vor mir aufgebaut hatte. Dank Rachels Brief hat diese Mauer nun einen Namen.«
»Aber es gibt doch Hoffnung … oder?«, fragte Kate.
»Ich bin mir da nicht so sicher. Wenn eine Frau wie Sarah sich verliebt, dann gilt das für die Ewigkeit.«
Memorial Sloan-Kettering Krebszentrum
Rockefeller Ambulanz-Pavillon
Chemotherapie
Liebe Sarah,
all diese Monate habe ich mir immer wieder gewünscht, du würdest nicht am anderen Ende der Welt leben. Ich bin total fertig, Süße, ich habe Krebs. Ich habe ihn schon eine ganze Weile, und es hat mich schwer erwischt. Ich schreibe diesen Brief während der Chemotherapie, einem meiner letzten verzweifelten Versuche, diese Krankheit zu besiegen. Da du aber den Brief liest … hat der Krebs wohl gewonnen.
Es tut mir unendlich leid, dass ich es dir nicht früher gesagt habe. Es tut mir unendlich leid, es dir auf diese Weise mitzuteilen. Ich hätte so viele Dinge besser machen können, ich weiß, aber es hilft nichts, Vergangenes zu bejammern. Ich versuche, mich jetzt auf meine Freunde und meine Familie zu konzentrieren und auf die Frage, was ich mit der Zeit, die mir noch bleibt, anfangen kann.
Ich habe oft über dich nachgedacht in der letzten Zeit, Sarah. Erinnerst du dich daran, wie wir uns kennengelernt haben? Es war am ersten Tag im Bergsteigerclub. Du hattest Birkenstocks an und einen knöchellangen Rock, und du bist wie eine warme Brise in den Raum geschwebt. Dich umgibt so viel heitere Gelassenheit. Wir alle – ich, Jo, Kate – brauchen das. Wenn du bei uns bist, wird unser Leben wieder in die richtige Perspektive gerückt.
Und doch gibt es einen Punkt in deinem Leben, an dem deine Wahrnehmung verzerrt ist, Sarah. Ja, Liebling, ich meine Colin. Vor Jahren, als ihr euch getrennt habt, war es vollkommen normal, für eine Weile zu trauern. Aber diese Zeit ist schon lange vorbei. Deine Trauer hat sich in etwas Hartes verwandelt, das dich zwar vor Liebeskummer schützt, aber auch von wahrer Freude abschottet. Du bist blind für die Liebe geworden. Du würdest sie nicht erkennen, selbst wenn sie groß, dunkel und gutaussehend genau vor dir stünde.
Du darfst dich nicht vor der Liebe verstecken, Sarah, gleichgültig, wie schwierig dein Leben werden wird. Du musst Colin finden, du musst dich ihm stellen. Du musst ihn zurückgewinnen oder dich für immer verabschieden.
Bitte, Sarah, ich möchte, dass du das für dich selbst tust. Und wenn du das nicht kannst … dann tu es für mich.
In Liebe,
Rachel
[home]
Kapitel 9
I
ch habe dich immer geliebt.
Sarah lag bewegungslos da und war sich wohlig der Baumwolllaken bewusst, die ihre nackte Haut liebkosten. Über ihr an der Zimmerdecke drehte sich ein Ventilator. Fahles
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