In Liebe, Rachel
ein guter Mann. Sie war eine Idiotin. Sie gehörte nicht hierher. Dies war Sarahs Leben. Wer auch immer Kate einmal gewesen sein mochte, vor langer Zeit, ehe sie ihren Job und ihre Freiheit für Mann und Kinder aufgegeben hatte: Diese Frau existierte nicht mehr. Vielleicht, trotz Rachels Drängen, trotz ihrer eigenen Erregung in den letzten Wochen, vielleicht hätte diese Frau doch einfach begraben bleiben sollen.
Plötzlich erstarrte Sam.
Kate blickte auf. Er starrte mit zusammengepressten Kiefern zu der offenen Tür. Sarah stand im Flur und beobachtete sie.
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Kapitel 12
W as, verdammt noch mal, ist hier los?«
Die Worte waren scharf wie Stahlsplitter.
»Ganz ruhig, Sarah«, sagte Sam. »Kate geht es nicht gut.«
Sarah musterte die beiden wütend. Warum hielt er sie immer noch im Arm? Kate wirkte blass, aber kräftig genug, um allein stehen zu können. »Warum denn?«
»Das ist alles zu viel für sie. Sie ist eine blutige Anfängerin. Anders als du.«
Was meinte er damit? Nicht verträumt und realitätsfremd? Nicht klein mit einem wilden Lockenschopf und sozial unverträglich? Ohne seltsamen Modegeschmack, ignorierte nicht fröhlich wichtige Details? Nein, Kate war die Starke und Begabte. Alles wurde fehlerlos mit Geschmack und Stil erledigt. Selbst ihre Kinder waren perfekt. Sie tat nie etwas halbherzig oder auf gut Glück wie Sarah gerade, die für ein Kind, das an einem fortgeschrittenen Lymphom litt, auf der Suche nach Süßigkeiten war, weil sie nichts anbieten konnte, was wirklich half.
Sarah warf Kate einen wütenden Blick zu. Sie hatte sich während der Fahrt Sorgen um Blondie gemacht. Hatte sich Sorgen gemacht, dass sie sich trotz der Impfungen Malaria oder Typhus oder eine andere tropische Krankheit eingefangen hätte. Ha! Stattdessen hatte Kate eine andere Art Fieber entwickelt – und der Erreger war der hinreißende schwarze Brite, der die irritierende Fähigkeit hatte, Sarah mit seiner bloßen Anwesenheit in den Wahnsinn zu treiben.
Kate entzog sich Sams Griff und murmelte, dass sie kurz zur Toilette wollte. Sarah machte sich nicht die Mühe, sie zu warnen, dass es nur ein Hockklo gab, wo man sich nicht länger als nötig aufhalten wollte. Sie würde es früh genug herausfinden, und Sarah war schließlich noch erschüttert von Kates und Sams Umarmung. Ein roter Schleier zog am Rand ihres Blickfelds auf, obwohl sie sich sagte, dass Kate seit Wochen nicht mehr sie selbst war, seit dem ersten Fallschirmsprung. Der Nebel aus Wut verzog sich auch nicht, als der sanftere Teil ihres Wesens einwarf, dass Kate dabei war, endlich auf dem Boden der Tatsachen anzukommen.
Doch Sam hätte es besser wissen müssen.
Er trat näher und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. »Was ärgert dich mehr, Sarah? Dass ich Kate vielleicht geküsst hätte? Oder dass sie es gewesen wäre und nicht du?«
»Hör auf!« Sarah drängte die Erinnerung weit, weit zurück. Sie dachte, dass sie deutlich genug gewesen wäre: Was auf der Reise in die Berge geschehen war, bedeutete nichts. Es war nichts weiter als eine falsche Entscheidung in einer aufreibenden Phase gewesen. »Kate ist verheiratet.«
»Und verletzlich«, fügte Sam hinzu. »Und sie vermisst ihren Mann. Ein Herz ist etwas sehr Zerbrechliches.«
Sarah atmete scharf ein, als ein Gedanke sie wie ein Hieb traf. »Hattet ihr im Dschungel etwa Abenteurersex?«
»Darin bist du die Expertin«, schoss er zurück, »nicht ich.«
Wenn ihr Gesicht noch heißer wurde, würde es sich zischend bis auf die Knochen auflösen. Es musste auf ihrem ganzen Körper zu lesen sein: Colins Küsse wie Blutergüsse an ihrem Hals, der Abdruck seiner Hände auf ihrer Haut und vor allem die Scham und die Schuld, die an ihr nagten.
»Wechsele nicht das Thema! Hier geht es darum, dass du die Verletzlichkeit meiner Freundin ausnutzt …«
»O nein, Sarah-Belle, es geht um sehr viel mehr.« Sam stieß sich vom Türrahmen ab und trat noch näher an sie heran, zu nahe. So nahe, dass sie die Verbitterung in seinen schokoladenbraunen Augen sehen konnte, die Gefühle, die darin brodelten. »Es geht darum, dass du dich mit jemandem eingelassen hast, den du kaum kanntest, zu einer Zeit, als du einsam und verletzlich warst …«
»Genau! Du weißt, worum es geht. Warum also tust du Kate das an?«
»… und dann die Affäre zu einer großen Liebe zurechtzuträumen, sie mit jedem Jahr größer werden zu lassen, bis ihr Gewicht dich erdrückt, dir so die Augen
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